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1767 - Teufelsmädchen

1767 - Teufelsmädchen

Titel: 1767 - Teufelsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rücken gab mir die Wand den nötigen Halt, und mir war klar, dass ich Lilo nicht zu dicht an mich herankommen lassen durfte. Sie würde erst zustechen, wenn sie nahe bei mir war, und als sie vorsprang, riss ich mein linkes Bein in die Höhe und stieß es zugleich nach vorn.
    Ich traf sie genau im richtigen Moment.
    Dass ein scharfer Schmerz durch meine Wunde flutete, nahm ich nur am Rande wahr. Für mich war wichtig, dass ich die Angreiferin getroffen hatte.
    Ja, das hatte ich.
    Und zwar voll.
    Lilo war nicht nur gestoppt worden, sie fluchte und torkelte zurück. Wäre ich normal in Form gewesen, hätte ich jetzt nachgesetzt. So aber konnte ich mich nur langsam bewegen. Bei jedem Schritt spürte ich die Wunde, in der es zog und pochte.
    Meine Aufmerksamkeit galt dieser Lilo, die den Tritt inzwischen verdaut hatte. So zumindest hatte es den Anschein. Sie kam auf mich zu. Ihre Augen sahen größer aus als normal. Der Blick war hart auf mich gerichtet, automatisch glitt meine Hand dorthin, wo sich die Wunde befand. Ich ließ sie auf dem Verband liegen, der unter meinem Schlafanzug lag.
    »Du bist ja ein ganz Harter, wie?«
    »Ja, kann sein.«
    »Die liebe ich besonders. Nur immer die Harten. Die sollen auch besseres Blut haben. Klar, man muss kämpfen, wenn man etwas haben will, was aus der Reihe fällt.«
    »Stimmt.«
    Sie lachte leise. »Ich gebe nicht auf. Ich bin geil auf dein Blut, obwohl ich nicht mal weiß, wie du heißt. Hast du einen Namen?«
    »Ja«, sagte ich, »den habe ich. Und ich gebe dir den Rat, ihn dir gut zu merken. Ich heiße Sinclair. John Sinclair. Kann sein, dass er dir bekannt ist. Bei manchen Typen bin ich das und...«
    Ich wollte weitersprechen und wollte auch eine Antwort haben, aber das klappte nicht mehr, denn etwas anderes passierte. Gerechnet hatten wir beide nicht damit.
    Die Zimmertür wurde geöffnet.
    Es war nicht viel zu hören, nur ein etwas leises Geräusch, aber es reichte aus, um uns beide reagieren zu lassen. Vom Flur her fiel Licht in den Raum und darin malte sich der Umriss einer Frau ab.
    Es war Schwester Veronika, die ihre Runde machte. Sie stand da, sie schaute nach vorn, sie sah mich, aber nicht Lilo.
    »Da sind Sie!«
    In den Ruf hinein reagierte die Rothaarige. Sie tauchte plötzlich neben der Schwester auf, gab ihr einen Stoß und rannte durch die offene Tür in den Flur hinein, wo wir ihre harten Tritte hörten. Ich wusste, dass eine Verfolgung sinnlos war. Aber die Schwester war völlig perplex. Sie stand da und schüttelte den Kopf. Dabei flüsterte sie irgendwelche Worte, die ich nicht verstand, die für sie aber wohl wichtig waren.
    Ich ging auf sie zu. Erst als ich dicht vor ihr stehen blieb, stellte sie eine Frage.
    »Was war das denn?«
    »Fragen Sie lieber, wer es war.«
    »Ja, wer war es?«
    »Eine Besucherin, aber eine besondere.«
    »Ach? Sie haben Besuch bekommen? Und das in einem fremden Zimmer? Finde ich schon sehr merkwürdig.«
    »Nicht ich, sondern Gina.«
    »Ach...« Die Schwester war ziemlich von der Rolle. Sie sprach davon, dass man sie zur Seite gestoßen hatte und dass sie nicht mal in der Lage gewesen war zu erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war.
    »Eine Frau«, sagte ich.
    »Aha.«
    »Sie hat Gina besucht.«
    Die Schwester nickte und sah mich scharf an. »So wie Sie Gina besucht haben?«
    »Nein, etwas anders.«
    Veronika holte tief Luft. »Und was machen Sie hier, Mister Sinclair? Was treibt Sie in das Krankenzimmer einer jungen Frau?«
    »Die Neugierde.«
    »Ach!« Veronika stieß ein kehliges Lachen aus. »Das müssen Sie mir erklären.«
    Bisher hatte sich Gina nicht gemeldet, das änderte sich nun, denn sie sagte: »Ich kenne den Kerl nicht, Schwester, das müssen Sie mir glauben. Ich sehe ihn heute zum ersten Mal. Ich weiß auch nicht, was er von mir gewollt hat.«
    So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt. Gina spielte den Unschuldsengel, der von nichts wusste. Sie würde alles auf mich abwälzen, aber so leicht hatte sie es doch nicht, denn die Wunden konnte sie nicht verstecken.
    Die Schwester wandte sich an mich. »Stimmt das?«
    »So ungefähr, ja.«
    »Dann sollten Sie sich schämen, in der Nacht unterwegs zu sein. Na ja, zum Glück bin ich früh genug erschienen.« Sie räusperte sich. »Und dieser Besucher war eine Frau?«
    »Glauben Sie es mir«, sagte ich.
    Sie senkte den Kopf. Dann befahl sie mir, auf der Stelle stehen zu bleiben, und ging zu Gina. Wenn sie die Wunden sah, würde sie Fragen stellen, das musste

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