1767 - Teufelsmädchen
Langschläfer«, begrüßte mich Glenda Perkins.
»Guten Morgen, Schönheit...«
Sie unterbrach mich. »Nein, bitte nicht diese Phrasen am Morgen. Ich bekomme dann den Eindruck, dass es dir schon wieder gut geht. Sogar wieder zu gut.«
»Na ja, ich will nicht klagen.«
»Und wann kommst du raus?«
»Keine Ahnung. Aber lange kann es nicht mehr dauern. Ich warte mal die Visite ab.«
»Ja, tu das. Und sonst?«
»Na ja, ich hätte es schlechter treffen können. Man gewöhnt sich an alles.«
»Stimmt. Das hört sich an, als hättest du keinen Bock darauf, ins Büro zu kommen.«
»Irrtum. Ich komme gern. Aber nur wegen dir, nicht wegen der Arbeit.«
Glenda stöhnte auf. »Lieber Himmel, was sind das nur für Komplimente. Die höre ich ja sonst nie.«
»Tja, man muss eben krank werden.«
»Gut, ich habe verstanden. Dann reiche ich dich jetzt mal weiter an Suko.«
»Tu das.«
»Und halt dich tapfer, John.«
»Ich werde mich bemühen.«
Suko wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Für einen Moment war ich drauf und dran, ihm von den Vorgängen der vergangenen Nacht zu erzählen, dann aber schluckte ich das herunter, was bereits bei mir hochkam, und berichtete ihm von einer ruhigen Nacht und dass die Wunde gut heilte. Das sah ich zwar nicht, aber das konnte ich fühlen.
Suko war angetan, und er stellte auch noch eine Frage: »Soll ich dich nicht besuchen kommen?«
»Nein, das ist nicht nötig. Du wirst in London bestimmt eher gebraucht. Hier läuft alles seinen Gang.«
»Okay. Kommst du auch mit den Schwestern aus?«
»Und wie. Sie sind meine besten Freundinnen. Wir verstehen uns perfekt.«
»Ja, ja, ich höre schon an deiner Stimme, dass du wieder in Form bist. Ach ja, Grüße von Sir James soll ich dir auch ausrichten.«
»Dann grüß ihn mal zurück.«
»Mach ich. Bis später dann.«
»Alles okay. See you...«
So, das war unser morgendliches Gespräch. Jetzt wollte ich auf die Visite warten und mich dann umziehen und in den Trainingsanzug schlüpfen, in dem ich mich wohler fühlte. Er war dunkelblau mit weißem Streifen an den Seiten.
Ich trank Wasser aus einer grünen Flasche. Das Zeug schmeckte mir nicht, aber es musste getrunken werden, hatte jedenfalls die Schwester gesagt. Wer im Krankenhaus liegt, der muss viel trinken.
Dann kamen sie.
Nach einem kurzen Klopfen öffnete sich die Tür, und drei Menschen traten ein. Der Chefarzt, sein Vertreter und eine Krankenschwester, die Susan hieß und pechschwarze Haare hatte, die halblang an ihrem Kopf entlang wuchsen.
»Dann wollen wir mal schauen«, sagte der Arzt und nickte der Schwester zu. Hinter seinen Brillengläsern funkelten die Augen. Er schien Spaß zu haben.
Ich hatte meine Jacke schon ausgezogen. Jetzt zog ich auch die Hose etwas nach unten, damit man sich die Verletzung anschauen konnte. Der alte Verband verschwand, und der Arzt schaute genau hin, während er ein paar Mal nickte.
»Und?«, fragte ich.
»Das sieht sehr gut aus, Mister Sinclair.«
»Wunderbar. Wann kann ich verschwinden?«
»Morgen, würde ich sagen.«
»Ja, das ist mir recht.« Und es war nicht gelogen, denn ich wollte noch einen Tag und eine Nacht bleiben, denn hier gab es einen Job, den ich durchziehen musste.
Dann musste ich mich auf die linke Seite legen, man kümmerte sich um meine Wunde. Eine Salbe wurde darauf geschmiert, die zog und mich scharf einatmen ließ, aber auf einen Verband wurde verzichtet. Jetzt reichte ein großes Pflaster.
Wenig später musste ich mir noch die Ermahnungen des Arztes anhören, es nicht mit den Bewegungen zu übertreiben, dann war die Visite erledigt.
Schwester Susan blieb noch im Zimmer. Sie sprach mich auf den Vorgang in der vergangenen Nacht an, von dem sie erfahren hatte.
»Ach, das war nichts. Vielleicht auch ein Missverständnis.«
Susan stand neben meinem Bett und schaute mir ins Gesicht. »Ich weiß nicht, ob man da von einem Missverständnis sprechen kann.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun ja, diese Gina sieht nicht eben gut aus. Ich habe neue Schnittwunden an ihr entdeckt. Könnte ihr Vorhandensein mit dem Vorgang der letzten Nacht zu tun haben?«
»Wunden?«, murmelte ich. »Davon weiß ich nichts.«
»Aber Sie waren in ihrem Zimmer.«
»Schon, aber ich habe nichts mit ihr zu tun. Es hatte andere Gründe für meinen Besuch.«
Sie wollte nachfragen, traute sich dann aber nicht, nickte mir zu und verließ das Zimmer.
Wieder allein. Wunderbar. Durchatmen und nachdenken, wobei ich das eigentlich nicht
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