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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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glitten. Die Wassermassen schlugen über ihnen zusammen, es wurde dunkel. Drax bot alle Kraft auf, um sich selbst am Bootsrand und mit seiner Linken Clarice festzuhalten.
    Als die aufgewühlten Wogen sie wieder freigaben, sahen sie den aus einer großen schwärzlichen Wunde hinter den Kiemen blutenden Haigiganten auf ein hundert bis hundertfünfzig Meter entferntes, unförmiges Gebilde zu schwimmen: Eine kleine Kugel, die auf einer großen Kugel saß, aus der ein paar schlauchartige Ausstülpungen ragten. Clarice hörte auf zu schreien. In den zusammengelegten Spitzen der Ausstülpungen klemmte etwas, das Matt auf die Entfernung nicht erkennen konnte; etwas Dünnes, Langes.
    Aus diesem dünnen, langen Ding zuckte dem Mammuthai der nächste Blitz entgegen, zerfaserte zu einem Netz aus feinen Lichtfäden und hüllte den Schädel der hungrigen Bestie ein. Der warf auf einmal Blasen, sonderte kochenden Schleim ab, und der verbliebene Augapfel zerplatzte in seiner Höhle.
    Vogler! Wie der nächste Blitz über die Wogen zuckte der Name durch Drax’ Hirn. Das unförmige Gebilde zwischen den Wogen konnte nur der Waldmann in seinem aufgeblasenen Schutzanzug und das Ding zwischen seinen Händen nur Gilam’eshs Kombacter sein!
    Auch diese Energieladung traf den Schädel des Shaaka. Hinter dem sekundenlang aufleuchtenden Lichtnetz sah Matt dampfendes Kiemengewebe zerplatzen. Der Mammuthai drehte sich um seine Längsachse, seine Schwanzflosse zuckte im schaumigen Wasser auf und ab und hin und her, sein sterbender Leib zerwühlte das Meer. Ein letztes Mal bäumte er sich auf.
    Wasserfontänen stiegen hoch, als er zwischen die Wogen stürzte und ziellos in die Tiefe jagte.
    Eine Zeitlang starrten sie ungläubig auf die sprudelnde, schaumig-rote Gischt, die er zurückließ. Es war, als würde das Wasser kochen an der Stelle, an welcher der Haimutant untergetaucht war. Irgendwann suchten Matts Augen die aufgewühlte See nach Voglers prallem Schutzanzug ab. Endlich entdeckte er ihn knapp zweihundert Meter entfernt. Er rührte sich nicht, schaukelte einfach auf den Wogen wie lebloses Treibgut.
    »Vogler«, sagte Clarice ungläubig. »Das ist Vogler!«
    »Halte dich am Seil fest.« Drax fasste ihre Hand und führte sie unter Wasser zu dem Seil. »Wir manövrieren das Schlauchboot bis zu Vogler. Mit dem stimmt irgendwas nicht.«
    Mit den Händen klammerten sie sich am Außenseil fest, mit den Beinen machten sie Schwimmbewegungen.
    Fast eine halbe Stunde brauchten sie, bis sie auf diese Weise den Waldmann erreichten. Matt ließ das Schlauchboot los und schwamm zu ihm. Er umklammerte den aufgeblasenen Schutzanzug, zog ihn auf die Seite und blickte durch den Helm in Voglers Gesicht. Das war violett und aufgeschwemmt. Die Pigmentflecken kamen Drax vergrößert vor. Die Augen blickten fast teilnahmslos, die Äderchen in den Bindehäuten waren geplatzt, sodass ein blutiger Kreis die Iris umgab.
    Drax nahm ihm den Kombacter ab, damit er ihm nicht aus der Hand glitt und versank. »Wie tief bist du getaucht?« Vogler reagierte nicht, aber die blutigen Bindehäute sprachen dafür, dass es eine größere Tiefe gewesen sein musste, und dass er vor allem viel zu schnell wieder aufgetaucht war. Keine Frage, er litt an der Taucherkrankheit.
    Drax öffnete die Brusttasche am Überlebenssystem, des Waldmannes. Hinter ihr lag die Steuerung. Er erhöhte den Innendruck des Anzugs, um zu verhindern, dass noch weitere Blutkörperchen platzten.
    »Durchhalten«, sagte er. »Ein paar Minuten noch, dann wird es dir besser gehen.« Ein Ausdruck der Dankbarkeit zog durch Voglers Blick. »Du hast den Anzug mit Atemluft aufgeblasen, damit der Auftrieb dich nach oben trägt?« Vogler nickte. »Sehr gut. Nur bist du zu schnell aufgetaucht. Der rasante Druckwechsel belastet deinen Körper gewaltig.«
    Vogler zuckte mit den Brauen, und auf seine Miene trat ein Ausdruck, als wollte er sagen: Was hätte ich denn tun sollen? Und schlagartig begriff Drax: Der Waldmann war absichtlich so schnell wie möglich aufgetaucht – aus Sorge um sein, Matts, und Clarices Leben. Er wollte retten, was zu retten ist, und hatte dafür sein Leben aufs Spiel gesetzt.
    »Danke«, sagte Matt und klopfte auf die pralle Brust des Überlebenssystems. »Danke, Vogler…« Vermutlich war der Waldmann mit letzter Kraft dem wertvollen Kombacter hinterher getaucht und nach der Anstrengung einfach zu schwach gewesen, um aus eigener Kraft wieder nach oben zu schwimmen. Also hatte er einen großen

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