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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Teil seiner Atemluft eingesetzt, um den Anzug aufzublasen. »Kannst du helfen, das Schlauchboot umzudrehen?« Vogler schüttelte den Kopf.
    »Macht nichts, ich versuche es allein.« Matt erhöhte den Sauerstoffgehalt der Atemluft in Voglers Überlebenssystem. »Ruh dich aus, hörst du?«
    Mit drei Schwimmzügen war er zurück am Schlauchboot. »Wir nennen es die Taucherkrankheit: Er ist zu schnell wieder aufgetaucht. Ich habe den Innendruck des Anzugs erhöht und den Sauerstoff aufgedreht. Ich denke, er wird’s überleben. Allerdings können wir seinen Helm nicht so bald öffnen, selbst wenn es uns gelingt, das Boot umzudrehen und ihn hinein zu schaffen. Der Innendruck des Überlebenssystems würde zusammenbrechen, und das hätte üble Folgen für ihn.«
    »Aber wenn er einen Großteil der Atemluft in seinen Anzug geblasen hat«, flüsterte Clarice, »wie lange wird sie dann noch reichen?«
    Drax zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht.
    Zwei Tage? Drei Tage?
    Die Braxton seufzte. Sie machte ein unglückliches Gesicht. »Diese Mammutfische, diese Shaaka – sind das Einzelgänger?«
    »Ich hoffe es.« Sicher war sich Matt Drax keineswegs.
    Die Vorläufer der Shaaka jedenfalls, die Haie, jagten in Rudeln. »Wir können nur hoffen, dass die Hydriten uns finden, bevor die nächste Bestie auftaucht.« Er packte das Außenseil am Bootsrand und versuchte das Schlauchboot hochzustemmen. »Los, hilf mir mal.«
    »Das kann ich nicht, Erdmann.« Die Braxton sah ihn hilflos und traurig an. »In meinem Anzug steht mir das Wasser schon bis zur Brust. Wenn ich das Boot loslasse, versinke ich wie ein Stein…«
    ***
    Manchmal hörten sie das Geschrei und das Gestöhne der Gebärenden aus dem Nachbarzelt. Dann verstummte Utna’pischti, und seine Söhne und Töchter horchten auf, und die Frauen und Männer seiner Söhne und Töchter und ihre Kinder ebenfalls. Sie warteten ein paar Atemzüge lang, und als draußen keine Schritte laut wurden, richteten sich die Augen aller wieder auf den Patriarchen, und Utna’pischti fuhr fort zu erzählen.
    »Jene Frist verstrich also, der Himmel zog sich zu, und dann begann es zu regnen. Wir brachten die Kinder und Kranken und die Schwangeren in das Schiff und nach ihnen die Tiere. Die meisten von euch waren noch klein oder noch gar nicht geboren. Es regnete ununterbrochen, Tag für Tag, und statt dass der Regen nach zwei oder drei Wochen nachließ, wurde er immer heftiger, sodass man die eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte. Der Himmel war schwarz von Regen, und er blieb schwarz von Regen…«
    Aller Augen hingen an Utna’pischtis Lippen, selbst die der Kleinsten, die jene Geschichte noch nie bewusst gehört hatten. Besonders deren Augen leuchteten, und ihre Gesichter glühten vor Aufregung. Alle zwei bis drei Jahre erzählte Utna’pischti die Chronik der großen Flut, oder, wie er zu sagen pflegte, die »Geschichte unserer Rettung«. Und immer erzählte er sie im fast gleichen Wortlaut, sodass einer, der gut zuhörte, sie bald auswendig kannte und weiter erzählen konnte.
    »Schwarze Wolken zogen wie weinende Ungeheuer über den Himmel und ertränkten die Erde mit ihren Tränen. Es war grässlich anzuschauen, und nicht einmal die kleinen Kinder lächelten in diesen traurigen Wochen. Als ich sah, dass der Regen so bald kein Ende nehmen würde, ging ich ins Innere des Schiffes, schloss das Tor und füllte auch die Fugen des Tores mit Pech. Von da an öffnete ich Morgen für Morgen die Luke im obersten Deck unseres Schiffes und blickte nach Sonnenaufgang, und mit der Morgenröte stiegen Morgen für Morgen die schwarzen Wolken in den Himmel, und Orkane brüllten über das Land. Bald stand der Wald neben unserem Lager bis zur halben Höhe seiner Bäume unter Wasser, und dann löste auch das Schiff sich vom Grund und die Wasser hoben es höher, und wir schwammen über die Wipfel des Waldes dahin, aus dessen Holz wir unser Rettungsschiff gebaut hatten…«
    Eine Tochter Utna’pischtis hatte ein Brett mit einer Tafel aus weichem Ton auf ihren Schenkeln liegen. Mit dem Flügelknochen einer Gans ritzte sie eine Zeichnung in das weiche Material: ein Schiff, ihren Vater im offenen Tor, Wolken am Himmel und Baumwipfel, die aus dem Wasser ragen. Unter seiner Anleitung hatte sie das gelernt, und Utna’pischti hoffte – oder besser: Ramyd’sam hoffte, sie würde auf diese Weise auch das eine oder andere Schriftzeichen entwickeln.
    »… sieben Wochen lang rasten Stürme und Regen, sieben

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