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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die gleiche Richtung, in die auch Vogler und Clarice blickten: Zweihundert Meter entfernt pflügte etwas durch die Wogen, das aussah wie ein großes graues Segel. »Verdammt…«
    »Die Rückenflosse ist so groß, dass ich ihre Spitze auch dann nicht berühren könnte, wenn ich auf seinem Rücken stehen und mich ausstrecken würde«, sagte der über zwei Meter große Vogler. Auch er sprach leise; Drax kam es vor, als fürchtete er, das Biest durch seine Stimme anzulocken. »Wie groß mag dann erst der ganze Fisch sein?«
    »Ziemlich groß«, entgegnete Matt. »Hoffen wir, dass wir ihm zu klein für seinen Riesenappetit vorkommen.«
    »Dann könnten wir ebenso gut hoffen, dass er sich die Zähne putzt, bevor er uns verschlingt«, sagte Clarice genauso leise.
    »Ihr zwei habt Sinn fürs Absurde, das muss ich euch lassen.«
    Wie gebannt verfolgten sie das fast drei Meter hohe Dreieck der hellgrauen Rückenflosse. Runde um Runde zog es um das Schlauchboot. Seine Kreise wurden immer enger. Vor und hinter ihr schäumte das Wasser auf einer Länge von etwa dreißig Metern.
    »Er kommt näher.« Ein trockener Kloß war in Matts Hals geschwollen, er versuchte ihn herunter zu schlucken.
    Vogler beugte seinen Oberkörper über die Knie und legte die Stirn auf den Bootsboden. Drax sah, dass seine Lippen sich bewegten, und er hörte ihn murmeln.
    Allerdings verstand er kein Wort. Betete der dünne große Kerl etwa? Er hatte gedacht, auf dem Mars gäbe es keine Religionen.
    Clarice, die gerade damit beschäftigt war, den Signalgeber einzuholen, um ihn erneut aufzuziehen, hob die Brauen und sah erst überrascht zu Vogler und dann zu Drax. Endlich begriff der Mann aus der Vergangenheit: Der Waldmann setzte seine ganz speziellen Begabungen ein: Er versuchte den Fisch mental zu beeinflussen! Drax wusste, dass der Waldmann mit Vögeln kommunizieren konnte, was ihm schon in früher Jugend seinen Namen eingebracht hatte.
    Dass Vogler mit Wasserbewohnern »sprechen« konnte, hatte er noch nicht gewusst. Die Kreise, die das Riesenbiest um das Schlauchboot zog, wurden indessen enger und enger.
    So verstrichen zehn, fünfzehn Minuten. Bald pflügte der Fisch nur noch zwanzig Meter entfernt durch die Wogen. Drax glaubte bereits, seine gelben Augen knapp unter dem aufgeschäumten Wasser erkennen zu können.
    Vogler richtete sich auf. Die Pigmentierung seiner Gesichtshaut war dunkelgrau, die Haut selbst von einem schmutzigen Grün. Sie glänzte schweißnass. »Klappt es nicht?«, fragte Clarice ängstlich.
    Vogler wandte sich an Matt. »Gib mir den Kombacter.«
    »Der funktioniert doch nicht. Hast du den EMP vergessen…?« Gleichzeitig wurde Matthew klar, dass er es versäumt hatte, die Waffe nach ihrer Ankunft zu testen.
    »Weißt du denn, wie er arbeitet?« Vogler streckte die rechte Hand aus. »Immerhin hat er dreieinhalb Milliarden Jahre überstanden, da ist anzunehmen, dass er sich von unserer Technik unterscheidet. Wir müssen ihn zumindest ausprobieren. Gib ihn mir.«
    Matt blickte zu dem Fisch. Der massige Körper unter dem aufgewühlten Wasser war mit silbrigen Schuppen bedeckt.
    »Also gut. Von mir aus.« Matt reichte Vogler den Kombacter. Das etwa zwanzig Zentimeter lange Gerät sah ein wenig aus wie die Miniaturausgabe eines Baseball-Schlägers: ein daumendicker Stiel mit einer spindelförmigen Verdickung. Der Teleskopgriff konnte zu einer Länge von fünfzig Zentimetern herausgezogen werden. Seine Oberfläche fühlte sich an wie Teflon.
    Die Kombacter, die Drax während seiner hundert Jahre in der Welt der Hydree durch Gilam’eshs Augen zu sehen bekommen hatte, waren meist metallicblau gewesen. Dieses Exemplar hatte 3,5 Milliarden Jahre unter dem Grund eines Sees gelegen und sich schwarz verfärbt. Die Fachleute in Thor Leonas Angelis’ Werkstatt hatten es trotzdem wieder in Gang gebracht. Eigentlich unglaublich und wohl nur mit dem bionetischem Material zu erklären, aus dem der Kombacter bestand.
    Drax zog den Teleskopstiel aus und reichte das Kombigerät dem Waldmann. Der nahm es so behutsam entgegen, als wäre es eine scharfe Bombe, und in seiner Miene spiegelten sich Abscheu und Bewunderung zugleich. Er richtete sich auf den Knien auf und zielte mit dem Kombacter auf den Fisch. »Wie löse ich den Energiestrahl aus?«
    »Der ringförmige Wulst unten am Stiel – spürst du die Erhöhungen?«
    »Ja«, sagte Vogler, und in diesem Moment tauchte der Fisch unter. Wellen schlugen über ihm zusammen, eine breite Wasserfontäne

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