1770 - Blutfalle
Boden, wo die Treppe anfing. Sie schlug auch hart auf, aber sie wurde nicht bewusstlos, obwohl sie mit dem Hinterkopf auf die erste Stufe prallte.
Für einen Moment sah sie tatsächlich etwas vor ihren Augen aufblitzen, aber der Gedanke, schnell wieder auf die Beine kommen zu müssen, ließ sie nicht los.
Jetzt zeigte Jane, dass sie auch in extremen Situationen gut reagierte. So hart sie auch erwischt worden war, sie schaffte es, sich mit einem einzigen Ruck aufzusetzen und sich auf die neue Lage einzustellen.
Das war ein Fehler. Damit hatte Cindy gerechnet, und sie griff sofort wieder an. Abermals hörte Jane einen Schrei, dann traf der Tritt sie zum Glück nur an der Schulter und schleuderte sie zurück auf den Boden.
Der Schmerz jagte durch ihren Körper. Sie wusste, dass Cindy jetzt alle Trümpfe in der Hand hielt, und zugleich dachte Jane zurück und regte sich darüber auf, wie dumm sie gewesen war. Sie hätte nicht in diese Falle laufen dürfen, aber jetzt war es passiert, und sie wusste nicht, wie sie aus dieser Lage wieder herauskommen konnte. Ihre Pistole mit den geweihten Silberkugeln lag oben.
Es wurde knapp, und sie schrie auf, als Cindy ihr einen Tritt gegen die Hüfte versetzte. Wie die große Siegerin stand sie neben Jane. Sie schaute auf sie nieder, und ihr Blick war gnadenlos und bösartig.
Auch jetzt hielt sie den Mund offen. Bewusst präsentierte sie ihre beiden spitzen Vampirzähne, gegen die Jane Collins nichts einzusetzen hatte.
»Dein Blut wollte ich haben, und dein Blut werde ich auch bekommen!«, versprach sie flüsternd.
Jane bemühte sich um klare Worte. Sie musste sich etwas Zeit verschaffen.
»Wer hat dich geschickt? Justine Cavallo?«
Ein Lachen war die erste Antwort. »Sie hat mein Blut getrunken. Sie hat mich bis zum letzten Tropfen geleert. Sie ist es, die man als Gewinnerin ansehen muss. Sie hat mir die neue Existenz gegeben, und ich bin glücklich darüber.«
»Du irrst dich. Kein Blutsauger kann glücklich sein. Irgendwann trifft es auch ihn. Du wirst dich nur bei Dunkelheit bewegen können. Dir wird also das fehlen, was dich als normalen Menschen glücklich gemacht hat. Du bist nur darauf aus, Blut zu trinken. Das ist dein gesamtes Streben, aber du weißt doch, dein Leben wird nicht ewig dauern, wie man es dir versprochen hat. Schneller als du denken kannst, wirst du einem Gegner gegenüberstehen, der dich zur Hölle schickt. Dann wirst du unter irrsinnigen Schmerzen vergehen, das weiß ich, denn das habe ich oft genug erlebt.«
»Mag sein. Aber du wirst nicht dazu kommen, anderen Leuten davon zu erzählen, denn als Vampirin sind andere Dinge für mich wichtig.«
Jane wusste, dass Cindy nicht grundlos zu ihr geschickt worden war. Wahrscheinlich sollte sie der Vampirin Justine Cavallo den Weg frei räumen.
Jane litt noch immer unter dem überraschenden Angriff ihrer Besucherin. Zwar fühlte sie sich nicht paralysiert, aber um gegen Cindy anzugehen war sie zu schwach.
Noch tat Cindy nichts. Sie starrte nur auf ihr Opfer herab und schien zu überlegen, wo sie angreifen sollte. Für einen Vampir war die linke Halsseite eines Menschen wichtig. Dort musste beim Biss die Schlagader getroffen werden, um das Blut sprudeln zu lassen.
Es war ihr erster Biss. Der erste Versuch, der klappen musste. Darauf setzte sie. Andere Blutsauger hatten es ihr vorgemacht, warum sollte sie es nicht schaffen?
Je mehr Zeit verstrich, umso stärker erholte sich Jane Collins. Sie wollte wieder zu Kräften kommen, zumindest einen Teil zurückerlangen.
Sie übersah nicht den scharfen Blick, den die Vampirin ihr zuschickte. Noch suchte Cindy nach einem Angriffspunkt, sie konzentrierte sich auf den Kopf und den Hals. Dabei drang ein leises Knurren aus ihrer Kehle.
Jane wartete auf den Angriff. Sie wollte ihn nicht provozieren, deshalb blieb sie liegen. Cindy sollte den Eindruck haben, als wäre sie völlig schwach.
Die Vampirin wartete. Sie grinste. Sie präsentierte ihre Zähne. Sie zeigte auch für einen Moment ihre Zunge, die grau wie ein alter Lappen aussah.
Sie starrte auf Jane nieder. Sie würde ihr Opfer auf den Boden pressen, wenn sie es leer trank.
Jane schaute sie von unten her an. Jede Bewegung nahm sie wahr und konzentrierte sich darauf, rechtzeitig reagieren zu können. Für sie stand fest, dass sie es der anderen Seite nicht leicht machen würde.
Noch mal leckte Cindy über ihre Lippen. Dann ließ sie sich auf die Knie fallen, und dies mit einer langsamen Bewegung, aber mit
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