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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spät verabreichtes Medikament", brummte er verächtlich.
    „Strafen solltest du jene, die Asaan gefoltert und getötet und die dabei den Namen Dan-Sandins mißbraucht haben. Was ich getan habe, ist nur eine Folge ihrer Taten."
    „Ich weiß", sagte Radan-Mech unwirsch. „Reden wir nicht mehr davon. Du hast die Frau gerächt."
    „Ich war gezwungen dazu", versetzte Thorga-Thze. „Was geschehen ist, durfte nicht ungesühnt bleiben."
    Radan-Mech reagierte überraschend. Er lachte leise, und seine Miene entspannte sich. Thorga-Thze begann zu hoffen, daß er ungestraft davonkam.
    „Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte der Oberpriester. „Coram-Till, Assyn-Stey, Capra und Galaktiker sind mit ihren Raumschiffen nach Taklott gekommen, um hier mit den anderen Anführern zu verhandeln."
    „Was habe ich damit zu tun?" fragte der Agent Coram-Tills. „Ich bin ein kleiner, unbedeutender Mann."
    „Du bist ein wichtiger Mann", widersprach Radan-Mech. „Unsere Gäste werden im Tempel untergebracht. Hier werden die Gespräche stattfinden."
    Thorga-Thze begriff.
    Radan-Mech war der Oberpriester Dan-Sandins, und der Gryper, der sich der Göttliche nannte, wollte das Treffen der Crypers-Anführer zu seinem Vorteil nutzen. Sein Plan war, sich zum Befehlshaber aller Crypers aufzuschwingen, und da kam ihm diese Konferenz gerade recht. Es war allerdings nicht leicht für ihn, dieses Ziel zu erreichen. Dazu waren ungewöhnliche Anstrengungen nötig.
    Dan-Sandin plant eine schmutzige Geschichte, erkannte Thorga-Thze, und ich soll ein Werkzeug sein, das ihm zur Macht verhilft. Zweifellos wird er mich danach umbringen lassen, um alle unbequemen Zeugen aus dem Weg zu räumen!
    „Was soll ich tun?" fragte er.
    „Vorläufig noch gar nichts", eröffnete der Oberpriester ihm. „Coram-Till kennt dich. Er vertraut dir.
    Du wirst seine Nähe suchen, und du wirst dich bereit halten, damit ich dich jederzeit über das befragen kann, was im Lager des Ambraux geschieht. Ich brauche Informationen, und die wirst du mir beschaffen. Wenn darüber hinaus noch mehr zu tun ist, werde ich es dir sagen."
    Dummkopf! schrie es in ihm, und er hatte Mühe, den Oberpriester seine Verachtung nicht spüren zu lassen. Glaubst du wirklich, daß ich für einen Narren wie dich zum Verräter an Coram-Till werde? Niemals! Ich werde so tun als ob, aber ich werde ihn auf keinen Fall verraten!
    Eine Seitentür öffnete sich zu einem schmalen Gang.
    „Du kannst gehen, Thorga-Thze."
    Der Ambraux fühlte plötzlich, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Er fröstelte. Nie zuvor hatte er sich so verloren gefühlt.
    Verwundert horchte er in sich hinein. War er nicht gerade eben noch davon überzeugt gewesen, daß er Radan-Mech nach Belieben ausspielen konnte, daß er ihn täuschen konnte? Was hatte sich geändert? Wieso meinte er mit einem Mal, auf schwankendem Boden zu stehen?
    Er hoffte, daß Coram-Till bald eintraf und daß er ganz offen mit ihm reden konnte.
    Er brauchte seinen Rat.
    Doch tief in seinem Inneren waren Zweifel.
    Hatte man ihm nicht gesagt, daß er gegen Coram-Till und für Dan-Sandin gearbeitet hatte, ohne es zu wissen? Was war der Plan von Radan-Mech? Ging es ihm wirklich nur um Informationen, oder steckte mehr hinter ihrem Gespräch?
    „Thorga-Thze!"
    In der Tür zum Gang drehte er sich um. Er sah, daß der Oberpriester etwas in der Hand hielt, und irgend etwas schien ihm den Magen umzudrehen. Ihm wurde übel; die Kraft schien aus seinen Beinen zu weichen, so daß er sich kaum noch aufrecht halten konnte. Ein Abgrund tat sich vor ihm auf, die Schwäche übermannte ihn, und er stürzte hinein in die Dunkelheit.
    „Ich sagte, daß du gehen kannst, Thorga-Thze", hallte die Stimme des Oberpriesters in ihm, und jedes Wort fand überall in seiner Umgebung ein Echo, so daß sie schließlich aus allen Richtungen gleichzeitig auf ihn einzudringen schienen. „Nun geh schön!"
    Die Stimme kam aus einer fernen Welt, sie war unwirklich und schien keinem lebenden Wesen zu gehören, doch sie verkörperte die Fäden einer Macht, an denen er sich wie eine Marionette bewegen mußte, ob es ihm gefiel oder nicht.
     
    *
     
    Dreiundzwanzig Stunden nach ihrem letzten Gespräch forderte Radan-Mech Michael Rhodan und die Crypers Coram-Till, Assyn-Stey und Capra zur Landung auf Taklott auf. Die Delegationen mußten auf Beiboote umsteigen. Er versah die Einladung mit schwülstigen Begleitworten, wie es bei diplomatischen Verhandlungen mit den Sandin-Crypers üblich

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