1771 - Der Tempel der Mondgoettin
Lehre und des Friedens fühlt sich allerdings durch eure Anwesenheit in einem solch hohen Maße provoziert und beleidigt, daß es schon an ein Wunder grenzt, daß er keinen Vernichtungsbefehl erteilt hat."
„Ich weiß." Coram-Till ließ sich nicht anmerken, was er empfand. „Dan-Sandin ist ein besonders friedliebender Cryper, dem die Harmonie ..."
„Kosmische Harmonie!" unterbrach der Oberpriester ihn.
„... kosmische Harmonie über alles geht", korrigierte der Ambraux sich. „Deshalb bin ich auch davon ausgegangen, daß es möglich ist, Gespräche mit ihm zu führen."
Radan-Mech verzog das Gesicht, als habe er in eine saure Frucht gebissen. Die Antwort Coram-Tills gefiel ihm ganz und gar nicht.
„Wie kommst du auf den verwegenen Gedanken, Dan-Sandin könnte an solchen Gesprächen interessiert sein?" fragte er. „Und das ausgerechnet mit dir, der für den Tod von Eser-Furron verantwortlich ist, und der schuld daran ist, daß die letzten Gespräche auf Connox gescheitert sind?
Ausgerechnet du hast die Unverfrorenheit, solche Gespräche vorzuschlagen? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Dan-Sandin mich überhaupt zu Wort kommen läßt, wenn ich versuche, ihm diese Nachricht zu überbringen. Er wird mich aus dem Tempel werfen, und allein seine Göttlichkeit wird ihn daran hindern, mich auf der Stelle zu töten!"
„Nun mal langsam", wehrte sich Coram-Till, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Mit Beschimpfungen kommen wir keinen Schritt weiter. Ich bin nicht hier, um mich mit Vorwürfen überhäufen zu lassen, sondern weil ich eine Einigung aller Crypers erreichen möchte."
„Es hat keinen Sinn, daß wir miteinander reden", fuhr Radan-Mech auf. „Verschwindet! Macht euch davon! Ihr habt hier nichts verloren."
„Halt!" rief Coram-Till. „Du bist zu voreilig."
Radan-Mech zögerte.
„Wir haben euch nicht gerufen, und wir wollen euch nicht sehen", sagte er. „Du hast Eser-Furron auf dem Gewissen, und ich bin nicht erpicht darauf, ebenfalls von dir umgebracht zu werden."
„Wir kommen in einer friedlichen Mission", betonte der Ambraux-Anführer, der nun doch nervös wurde.
Er wußte, daß es keine weiteren Gespräche geben würde, wenn Radan-Mech diese Unterredung vorzeitig beendete. Schon im Vorfeld der Verhandlungen drohte das Treffen zu scheitern.
„Darauf fallen wir nicht herein", blieb der Oberpriester stur. „Schert euch zu den dunklen Mächten und setzt euch mit dem Teufel an einen Tisch. Vielleicht könnt ihr euch mit ihm einigen! Könnte ja sein, daß er auf deine Initiative hereinfällt und dir in die Falle geht."
„Ich weiß nicht, was man dir berichtet hat", sagte Coram-Till mühsam beherrscht. „Es ist jedoch falsch, mir allein die Verantwortung dafür anzulasten, daß die Verhandlungen auf Connox gescheitert sind und Eser-Furron getötet wurde. Man hat mich provoziert und als Nusch bezeichnet. Ein derart ehrenrühriger Angriff auf mich konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben."
„Und jetzt fühlst du dich wieder provoziert." Radan-Mech lachte verächtlich. „Dann können wir uns ja bereits ausrechnen, wie es weitergehen wird."
Nun sah Michael Rhodan den Zeitpunkt gekommen, sich einzumischen. Schon vor Beginn dieses Gesprächs hatte er sich mit Coram-Till, Assyn-Stey und Capra geeinigt, daß er eingreifen durfte, wenn sich dem Ambraux unüberwindliche Hindernisse in den Weg stellen sollten. Dies war offensichtlich jetzt der Fall.
Er gab Coram-Till ein Handzeichen, und der Ambraux trat zur Seite. Michael Rhodans Gesicht erschien auf dem Monitor, den Radan-Mech vor sich hatte.
Wenn der Oberpriester überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken.
Mike rückte seinen Dreispitz zurecht und stellte sich vor.
„Die Initiative geht nicht von Coram-Till oder einem der anderen Crypers aus, sondern von uns Galaktikern", eröffnete er dem Oberpriester. „Wir möchten alle Crypers für eine gemeinsame Aktion gegen die Hamamesch gewinnen."
Er berichtete kurz, was zu der Initiative geführt hatte, um dann als Lockangebot hinzuzufügen: „Wir bieten die volle militärische Unterstützung der Galaktiker bei der Aktion gegen die Handelsfürsten; wir sind sogar bereit, den Crypers später Waffenlieferungen zu leisten. Waffen stellen wir jedoch nur zur Verfügung, wenn die Verhandlungen zufriedenstellend verlaufen und die gemeinsame Aktion ein Erfolg wird."
Er machte eine Pause, um dem Oberpriester Gelegenheit zu geben, über seine Worte nachzudenken, und betonte dann: „Der
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