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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lieber auf die vor uns liegende Aufgabe."
    Ammor-Res war ein ungemein kräftig wirkender Cryper, der trotz seiner Größe von nahezu zwei Metern einen bulligen Eindruck machte. Er empfing Michael Rhodan und Connemar Djouston in einem großen, düsteren Raum, dessen Wände mit allerlei Fresken und Metall-Mosaiken verziert waren. Auch hier gab es nur eine indirekte Beleuchtung, die jedoch für den Geschmack des Terraners viel zu schwach war. Die Möbel bestanden aus Holz. Sie waren klobig, wuchtig und derb gestaltet, als seien sie für Wesen gedacht, die nicht nur erheblich schwerer als Crypers, sondern auch größer waren.
    „Es ist gut, daß wir uns jetzt schon treffen, um unsere Meinungen offenzulegen", begrüßte Ammor-Res seinen Besucher. „Morgen werden wir vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu haben, unbelastet miteinander zu reden."
    Michael setzte sich in einen der Sessel, die mit dünnen Kissen ausgepolstert waren und wenig Bequemlichkeit boten.
    „Es ist mit Meinungen, die man sagt, wie mit Steinen, die man voran auf dem Schachbrett bewegt - wenn ich mal einen unserer Dichter zitieren darf", entgegnete Michael. „Sie können geschlagen werden, aber sie haben ein Spiel eingeleitet, das gewonnen wird!"
    „Kluge Worte", anerkannte der Corri. „Sie treffen den Kern des Problems. Im Vorfeld müssen Entscheidungen fallen, damit unser Treffen morgen nicht in Streit und Uneinigkeit endet."
    Ammor-Res setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel, während Connemar Djouston und der Bote des Corri, die den Raum ebenfalls betreten hatten, in der Nähe der Tür stehenblieben und schweigend warteten.
    „Ich will direkt sein", sagte der Anführer der Corri-Crypers. „Die Zeiten der Zwistigkeiten und übertriebenen Eigenständigkeiten müssen vorbei sein, wenn wir vorwärts kommen und etwas gegen die Hamamesch erreichen wollen. Wir werden niemals die Freiheit gewinnen, die wir alle anstreben, wenn wir kein Oberkommando für alle Crypers-Gruppen einrichten."
    „Ich bin vollkommen deiner Ansicht." Roi Danton tupfte sich mit dem seidigen Tuch die Lippen ab.
    Dem Corri gegenüber verzichtete er auf die gestelzte Redeweise, die er gegenüber Djouston an den Tag gelegt hatte. „Die Frage ist nur, wer dieses Oberkommando übernehmen soll."
    Ammor-Res ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht, während er sich seine Worte zurechtlegte. Eine junge Frau kam mit Getränken in den Raum.
    Schweigend stellte sie eine Karaffe mit Gläsern auf dem Tisch ab, schenkte ein und zog sich danach zurück. So verschaffte sie dem Anführer der Corri-Crypers mehr Zeit zum Überlegen.
    „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun", versetzte er, als sie den Raum verlassen hatte. „Allzulange haben wir auf eine Vereinigung unserer Kräfte und auf ein gemeinsames Oberkommando verzichtet. Das bedeutet für mich, daß wir unserer Verantwortung nicht gerecht geworden sind. Jetzt ist es hohe Zeit, das endlich zu tun.
    Ich habe lange, sehr lange gewartet, um anderen Crypers den Vortritt zu überlassen, doch niemand hat die Gelegenheit ergriffen. Deshalb bin ich dazu entschlossen, mich als Oberkommandierenden vorzuschlagen."
    Geschickt formuliert! dachte Michael anerkennend. Das hört sich wie ein großherziges Angebot an, ein Opfer zu bringen.
    Er erkannte, daß Coram-Till unter diesen Umständen keine Chance hatte, Anführer aller Crypers-Rebellen zu werden. Ihm stand Ammor-Res mit seinem Ehrgeiz gegenüber, und der Corri würde nicht nachgeben, nachdem er sich bereits so weit vorgewagt hatte.
    „Ich bin erstaunt, dieses Angebot schon jetzt von dir zu hören", meinte Mike. „Eigentlich hatte ich erwartet, daß Dan-Sandin sich in entsprechender Weise äußert."
    „Dan-Sandin?" Ammor-Res schien wirklich überrascht zu sein. „Er hat genug damit zu tun, ein Gott zu sein! Wie sollte er sich um militärische Belange kümmern können?"
    „Hat er sich bereits dazu geäußert?" fragte Michael und versuchte, von der direkten Forderung des Corri abzulenken. Nur ungern wollte er schon jetzt dazu Stellung nehmen.
    In seinen Augen war Ammor-Res nicht als Oberkommandierender geeignet, weil er zu hitzköpfig und gewalttätig war und nicht in ausreichendem Maße strategisch denken konnte. Er hoffte, daß der Cryper ihm etwas über den geheimnisvollen und dämonischen Dan-Sandin sagen konnte.
    „Ich habe Dan-Sandin noch nicht gesehen", antwortete der Corri unwirsch.

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