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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Er sprang auf, stellte sich hinter seinen Sessel und stützte sich mit den Händen auf die Rückenlehne. „Seine Göttlichkeit fand noch keine Gelegenheit, mit mir zu reden, obwohl ich schon seit einigen Tagen auf Taklott bin. Vermutlich muß er sich um das Orakel kümmern - oder um das Wetter, den Wellengang auf den Meeren oder das Jagdglück der Sandin-Frauen, die in diesen Tagen überall auf dem Planeten ausziehen, um die Erdechsen zu fangen, die bei diesem seltsamen Volk als Delikatesse gelten."
    Er hielt nicht viel von Dan-Sandin und seinem Anspruch, ein Gott zu sein, und er machte kein Hehl daraus, daß er Coram-Till und seine Verbündeten ausstechen und die militärische Hilfe der Galaktiker allein für sich gewinnen wollte. Nachdem er etwas getrunken hatte, ließ er sich wieder in seinem Sessel nieder.
    „Nun? Was sagst du?" fragte er.
    „Wir Galaktiker werden nur gemeinsam mit euch allen zuschlagen", antwortete Michael. „Nur wenn alle Crypers an einem Strang ziehen, kommen wir zu einer Einigung."
    „Genau das ist mein Ziel, und ich werde es erreichen, wenn ich das Oberkommando erhalte!"
    „Ein interessanter Gedanke, der viel für sich hat", sagte der Terraner und erhob sich.
    Diplomatisch wich er einer direkten Antwort aus. „Es ist gut, daß ich die Positionen jetzt kenne. Ich werde darüber nachdenken. Sicherlich siehst du ein, daß ich etwas Zeit benötige, um mich zu entscheiden."
    Ammor-Res legte Michaels Worte als Zusage für sich aus. Zufrieden lächelnd begleitete er ihn und Connemar Djouston zur Tür.
    Die beiden Männer traten auf den Gang, die Tür schloß sich hinter ihnen. Der Gang war etwa drei Meter breit und zog sich unter allerlei Abzweigungen durch weite Teile der Tempelanlage. Er führte jeweils nur über wenige Meter weit über eine gerade Strecke und bog dann stets in scharfem Winkel zur einen oder anderen Seite ab, führte über gewundene Treppen nach oben oder unten, so daß man ihn niemals über mehr als etwa fünf oder sechs Meter hinweg überblicken konnte.
    Überall waren unterschiedlich große Darstellungen der Mondgöttin Na-Ethyn, der der Tempel geweiht war. Sie wurde als äußerst korpulente, sitzende Cryper dargestellt. Ihr Korpus war eine Sonnenscheibe, an der sechs kurze, ausgestreckte Arme die Sonnenstrahlen bildeten. Der unproportional kleine Kopf wies keine Sinnesorgane auf. In der Mitte der Sonnenscheibe leuchtete jedoch ein großes Auge mit wechselndem Farbenspiel.
    Darstellungen der Mondgöttin gab es auf Schritt und Tritt. Sie hingen an den Wänden des Ganges, nahmen mal die volle Höhe und Breite in Anspruch oder waren so klein, daß sie gerade den Knauf einer Tür ausfüllten. Sie waren an der Decke angebracht, schmückten Türen, Fenster und Säulen und waren dadurch allgegenwärtig.
    Immer wieder stießen Michael Rhodan und der kleine Antizipator auf Gruppen von bewaffneten Tempeldienern, die wie in Trance vor solchen Abbildungen standen oder hockten und stumme Zwiesprache mit der Mondgöttin zu halten schienen.
    Michael ging hin und wieder besonders langsam, um sich diese Männer und Frauen genauer anzusehen, die im Dienste des Oberpriesters Radan-Mech standen. Es war schwer für ihn, die Crypers allein nach ihrer äußeren Erscheinung und ihrem Mienenspiel zu beurteilen, dennoch gewann er den Eindruck, daß die Tempeldiener nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte waren.
    Entweder sie stehen unter Drogen, dachte er, oder dieses eigenartige Auge der Mondgöttin beraubt sie ihrer Sinne!
    Verstohlen beobachtete er Connemar Djouston. Nachdem er nichts Ungewöhnliches an ihm feststellen konnte, horchte er in sich hinein, meinte jedoch, auch bei sich selbst keine beunruhigende Veränderung registrieren zu können.
    Irgend etwas beeinträchtigt die Tempeldiener, erkannte er, aber auf uns Galaktiker wirkt es nicht!
    Allein betrat Michael den Raum, in dem er untergekommen war, und ließ sich auf sein Nachtlager sinken. Das Licht erlosch nun nahezu vollständig, so daß er kaum noch etwas erkennen konnte. Müdigkeit überfiel ihn, doch er schlief nur kurze Zeit.
    Dann schreckte er wieder auf, weil er das Gefühl hatte, daß er nicht allein war im Raum. Die Augen der Mondgöttin Na-Ethyn, die sich auch in seinem Raum in zahllosen Darstellungen fanden, schienen ihn ständig zu beobachten und bis in seine Träume hinein zu verfolgen. Ihm war, als gehe eine geheimnisvolle Macht von ihnen aus, die ihm vermitteln wollte, was er zu tun, und wie er sich zu verhalten

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