Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mich. Man fürchtete sich wohl davor, dass ich mich noch näher mit dem Engel beschäftigen würde.
    Ich wusste nicht, ob die andere Seite das verhindern wollte, aber es stand auch fest, dass ich noch nicht aufs Ganze gegangen war. Das wollte ich ändern.
    Bisher wusste ich nicht, wie ich den Engel einstufen sollte. Ob als positives oder negatives Wesen. Es war alles irgendwie in der Schwebe, und das passte mir nicht. Ich wollte wissen, mit wem ich es zu tun hatte.
    Da half eigentlich nur das Kreuz. Es war der perfekte Test, an den ich mich bisher nicht herangetraut hatte. Jetzt warf ich meine Bedenken über Bord und holte mein Kreuz hervor.
    Es lag normal in meiner Hand. Ich warf einen letzten Blick in das Gesicht des Engels, dann tat ich das, was ich schon sehr oft getan hatte.
    Das Kreuz bekam direkten Kontakt mit dem Engel, denn ich legte es auf seine Brust.
    Jetzt war ich gespannt.
    Zuerst passierte nichts, doch dann hörte ich den Schrei!
    ***
    Ich hatte ihn nicht abgegeben, ich wusste auch nicht, wer geschrien hatte. Dieser Schrei war deutlich zu hören gewesen, aber es gab keinen Menschen in der Nähe, der ihn ausgestoßen hätte.
    Es sei denn, der Engel wäre als Toter in der Lage gewesen, so zu reagieren.
    Es war alles drin und ich erhielt auch die Antwort.
    Der Engel hatte geschrien, er musste so reagiert haben, denn ich entdeckte bei ihm die Veränderung.
    Er war blass gewesen. Er hatte einem Toten geglichen, doch das war nun vorbei. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, was mit ihm geschah. Er verging. Seine Haut dunkelte ein. Erst wurde sie nur leicht grau, dann nahm diese Farbe an Stärke zu, sah bald aus wie die Haut einer Maus, und schließlich wurde sie dunkelgrau, sodass sie fast schwarz wirkte.
    Nicht nur im Gesicht, überall war sie so verändert. Ich konzentrierte mich auf das Gesicht und schüttelte den Kopf, weil ich fast nicht glauben konnte, was sich da getan hatte.
    Das Gesicht sah schlimm aus. Die sowieso schon dünne Haut hatte sich verändert. Sie war nicht nur dunkel geworden, sie hatte auch eine andere Konsistenz angenommen, denn sie wirkte fast durchsichtig und irgendwie auch flatterig, fast wie Blätterteig, sodass ein Windstoß sie davontragen konnte.
    Ich sagte nichts und wartete ab, was noch geschehen würde. Vor meinen Augen verging der Engel. Er verweste auf seine Art und Weise. Die Haut fiel ab wie trockene Schuppen und legte das Skelett frei.
    Ich dachte an die Flügel und schaute dort nach. Viel sah ich nicht, da hätte ich das Skelett schon umdrehen müssen, aber der Rest, den ich sah, reichte mir. Auch die Flügel blieben nicht mehr so, wie sie waren. Sie lösten sich ebenfalls auf, und es blieb ein filigranes Knochengerüst zurück.
    Das also war von diesem Engel geblieben. Ich konnte es kaum fassen, war aber nicht allzu sehr überrascht, denn so etwas war mir nicht neu. Oft genug hatte ich Ähnliches nach einem Angriff mit meinem Kreuz erlebt.
    Der Engel war also kein normaler gewesen, wie man ihn sich vorstellt. Hinter ihm hatte sich etwas anderes verborgen. Möglicherweise gehörte er zu den dämonischen Höllenengeln, die es ja auch gab.
    Ich lauschte wieder in mich hinein, weil ich erfahren wollte, ob diese andere Macht noch im Unsichtbaren lauerte, aber davon war nichts zu spüren.
    Es hatte auch keine Geräusche gegeben. Der Engel war fast lautlos vernichtet worden. Ich dachte nur daran, dass gewisse Leute wohl große Augen bekommen würden, wenn sie sahen, was mit dem Engel geschehen war. Und dann würde man nach Erklärungen suchen, wobei ich mich da zurückhalten wollte.
    Es war am besten, wenn ich den Deckel wieder auf den Engel setzte, der nur noch ein Skelett war.
    Ich bückte mich, hob ihn an, und wenig später stand der Deckel wieder an seinem Platz. Ich wollte nicht mehr bleiben und dachte daran, dass diese Veränderung auch ein gefundenes Fressen für die Presse war. Ich hätte es gern verhindert, was ich aber nicht konnte, höchstens der Chef der Ausstellung.
    Er schien ein Gedankenleser zu sein. Kaum hatte ich mich mit der neuen Möglichkeit befasst, da hörte ich hinter mir Schritte. Als ich mich umdrehte, weiteten sich meine Augen, denn genau der Mann, an den ich gedacht hatte, kam auf mich zu.
    Ich wusste, dass er McAllister hieß. Er war durch eine Seitentür gekommen, hatte mich gesehen und steuerte mich nun an. Es war alles normal bei ihm, zumindest der Gesichtssaudruck, aber der änderte sich schon nach wenigen Schritten, denn da war ihm

Weitere Kostenlose Bücher