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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgefallen, dass nicht alles so war, wie es hätte sein sollen.
    Er ging schneller.
    Ich sah ihn jetzt besser und mir war klar, was er in diesem Moment dachte: Nein, das kann nicht wahr sein! Das ist unmöglich! Das glaube ich auch nicht!
    Er blieb stehen und presste beide Handflächen auf sein Gesicht, weil er nichts sehen wollte.
    Doch er sah es, als er die Hände wieder sinken ließ. Wobei sich nichts verändert hatte und er den Kopf schüttelte und Laute von sich gab, die nicht menschlich klangen.
    Ich wollte ihn in die richtige Spur bringen und sprach ihn deshalb an.
    »Bitte, Mister McAllister, Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen und müssen versuchen, ruhig und gefasst zu bleiben, haben Sie mich verstanden?«
    Ich wusste nicht, ob das der Fall war, denn ich erhielt auf diese Frage keine Antwort. Er hatte nur Augen für den veränderten Engel, streckte den Arm aus und wies auf ihn, wobei er immer wieder den Kopf schüttelte.
    Endlich konnte er sprechen und schaute mich diesmal an. »Was – was – ist das?«
    Ich sah in seine rot umrandeten Augen. »Das ist der Engel, verstehen Sie?«
    McAllister lachte. Es hörte sich an wie ein Girren. »Der – der – der Engel?«, stotterte er.
    »Ja, wenn ich es Ihnen sage.«
    »Aber so hat er nicht ausgesehen.«
    »Das weiß ich, aber...«
    Er kam einen Schritt näher. »Darin muss ein anderer liegen. Geben Sie zu, dass Sie den Engel herausgeholt und eine andere Gestalt dorthin gelegt haben.«
    »Nein, das kann ich nicht zugeben, weil es nicht stimmt. Was dort liegt, ist der Engel. Er hat sich nur verändert, das müssen Sie mir glauben.«
    McAllister stöhnte auf. Er wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte. Er taumelte auf das Ausstellungsstück zu und blieb dicht daneben stehen. Durch das Glas schaute er auf das Skelett, stöhnte laut und schüttelte den Kopf.
    Ich ließ ihn in Ruhe. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Für ihn musste es ungeheuer schwer sein, mit einer derartigen Veränderung fertig zu werden.
    Es dauerte eine Weile, bis er sich erholt hatte und eine Frage stellen konnte.
    »Sie waren hier, Mister?«
    »Das stimmt.«
    Er deutete auf mich. »Dann müssen Sie mir auch sagen können, was mit ihm passiert ist.«
    »Ja, ich denke.«
    »Los, los...«, keuchte er.
    »Sagen wir mal so. Er hat sein normales Aussehen angenommen. Das andere war unnormal.«
    »Wieso das denn?«
    »Ich kann es Ihnen nicht genau erklären, Mister McAllister, aber nehmen Sie es hin. Es gibt den Engel nicht mehr in der Form, in der Sie ihn erlebt haben. Es ist zu dem geworden, was er sein musste.«
    »Und das haben Sie gemacht?«
    »Nehmen Sie es einfach hin.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das kann ich nicht. Das ist mir zu viel. Ich weiß nicht, wie ich das den Menschen hier erklären soll. Tut mir leid. Man wird mich dafür verantwortlich machen, aber das bin ich nicht. Und deshalb werde ich jetzt der Polizei Bescheid geben, damit...«
    »Halt!«
    Ich hatte so laut gesprochen, dass er tatsächlich verstummte.
    So konnte ich wieder das Wort übernehmen. »Sie müssen die Polizei nicht anrufen.«
    »Wieso das denn nicht?«
    »Weil ich schon hier bin.«
    McAllister musste erst mal nachdenken. Dann fiel bei ihm das kleine Geldstück. »Sie sind Polizist?«
    Ich hielt meinen Ausweis bereits in der Hand. Er las den Text und schüttelte den Kopf, wobei er sagte: »Sogar Scotland Yard. Was hat Sie denn nach Dublin getrieben? Haben Sie Urlaub?«
    »So kann man es nennen. Ich habe eine Freundin besucht, die hier eingeladen war.«
    »Sicher, verstehe.« Er schüttelte trotzdem den Kopf. »Dann werde ich mich wohl zurückhalten. Aber Aufsehen wird das hier erregen. Wenn die Leute noch mal den Engel sehen wollen, dann...«
    Ich unterbrach ihn. »Nein, das sollte tunlichst vermieden werden. Es muss Ihnen doch möglich sein, die Menschen vom Engel fernzuhalten.«
    »Ja – ich werde den Raum hier abschließen.«
    »Tun Sie das.«
    Dann ging ich zu einem Tisch, an dem zwei kantige Stühle standen. Auf einem der beiden hatte ich eine Decke gesehen. Die holte ich jetzt und breitete sie über der Abdeckung aus.
    »Verschießen Sie die Tür und warten Sie ab«, sagte ich. »Es wird sich schon alles einrenken.«
    »Wenn Sie das meinen.«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    »Ja, ja.« Er nickte und drehte sich ab.
    Ich hatte keine Lust, hier noch länger zu stehen und mich mit McAllister zu unterhalten. Andere Dinge waren wichtiger. Dem Engel war nicht mehr zu helfen,

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