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1772 - Zug der Herrscher

Titel: 1772 - Zug der Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geheiß des greisen Fürsten Adebis von Perm ebenfalls, ihn abzulenken.
    „Wir sollten nicht streiten", rief ausgerechnet der an Freß- und Fettsucht leidende Fleischberg Fürst Jeschdean, „sondern das vorbereitete Mahl gemeinsam genießen!"
    Ob ihm wegen der zu erwartenden Köstlichkeiten längst schon die Kiemen austrockneten oder ob er lediglich von der Rolle der Jondoron-Hamamesch in den bevorstehenden Gesprächen ablenken wollte, wußte niemand zu sagen.
     
    *
     
    Die Zeit verging schnell mit den unterschiedlichsten Darbietungen. Insektoide Akrobaten, eine Magier-Gruppe, danach Illusionisten ... Jeder Oktant war mit einer Besonderheit vertreten.
    Schließlich wurde das Festmahl eröffnet.
    Fürst Jeschdean von Jondoron belagerte die in Form eines achtarmigen Kraken angelegte Tafel mit den erlesenen Leckerbissen, als hätte er seine Kinderstube in einer ausgetrockneten Schlammpfütze genossen. Oder er war dem Verhungern wirklich schon so nahe, daß er wahllos in sich hineinstopfte, was gerade in seiner Reichweite lag.
    Die anderen Herrscher gaben sich zurückhaltender, was aber keineswegs hieß, daß nicht Freundlichkeiten ebenso wie scharfzüngige Sticheleien ausgetauscht wurden. Die angespannte Lage innerhalb Hirdobaans trug viel dazu bei. Hitzige Debatten über das Treiben der Galaktiker waren das Hauptthema bei Tisch. Gleichzeitig stopften die Hamamesch gelben Kaviar von Korallenschwärmern, geröstete Algenschwämme und andere Köstlichkeiten in sich hinein. Ganz zu schweigen von den prickelnden Säften und dem vergorenen, sündhaft teuren Mormus-Tran.
    Während die anderen Berater zurückhaltend abseits standen und darauf warteten, daß sie nach den Fürsten die schwebende Tafel stürmen durften, bekam Deliga alles aus nächster Nähe mit. Zirrin hatte ihr befohlen, zusammen mit den einfachen Dienern für das Wohl der Hamamesch zu sorgen - eine Arbeit weit unter ihrer Würde, die ihre Fähigkeiten bewußt herabsetzte. Zirrin wollte die Sydorrierin demütigen, und diesmal schaffte sie es auch. Deliga mußte sich viele abfällige Bemerkungen gefallen lassen.
    Langsam rückte der Abend näher. Das Oktodrom war nach wie vor geschlossen, noch hatte niemand einen Maschtaren zu Gesicht bekommen. Erst mit Einbruch der Dämmerung würden die Maschtaren erscheinen.
    Noch eineinhalb Tix bis dahin.
    Die Gardesoldaten zogen auf, ein farbenprächtiger, imposanter Anblick. Nach altem Ritual bezogen sie ihre Posten innerhalb der Parklandschaft.
    Singspiel-Soldaten! schoß es Deliga durch den Kopf. Die Wachen trugen Waffen unterschiedlicher Technologien, manche Unikate, die frühere Besucher Hirdobaans zurückgelassen hatten - Sinnbild der aufstrebenden Wirtschaftsmacht der Hamamesch, zugleich Beleg für die Vielfältigkeit der Handelsbeziehungen.
    Die Fürsten hatten sich die Bäuche vollgeschlagen und gaben das Büffet für ihre Berater und Diener frei, die mit Heißhunger nach den restlichen Köstlichkeiten griffen.
    „Du nicht, Deliga!" bestimmte Zirrin. „Dräng dich nicht nach vorne, solange Hamamesch am Tisch stehen."
    „Aber - das sind Diener, die im Rang unter mir ..."
    „Sie sind Hamamesch, und selbst der niederste von ihnen könnte dir Befehle erteilen." Deligas verwirrter Blick veranlaßte die Kanzlerin zu einem Zusatz: „Natürlich nur, falls Karon von Omgenoch oder ich es zulassen. Wann wirst du das endlich verstehen?"
    Die Sydorrierin beherrschte sich. Sie hatte sich ihr Leben lang beherrschen müssen. Was machte es schon aus, einige Rou mehr oder weniger zu warten? Es war noch immer genügend da, daß sie von vielem kosten konnte.
    Andere Sydorrier blickten sie forschend an. Deliga konnte ihr Mitleid und zugleich ihre stumme Aufforderung fühlen. Trotzdem blieb sie standhaft.
    „Wir Hamamesch sollten unter uns bleiben", sagte jemand in allernächster Nähe. „Unsere Probleme könnten wir schneller und besser in den Griff bekommen. Ich bin der Meinung, Hirdobaan gehört nur uns Hamamesch."
    „Und die Fremden?"
    „Wir brauchen sie nicht."
    „Wir brauchen aber ihre Technik."
    „Das reden wir uns ein."
    „Ohne Fremde in Hirdobaan wären wir nicht das, was wir heute sind. Jedes neue Volk bringt uns einen Schritt weiter."
    Deliga hörte nur mit halbem Ohr hin. Sie haßte Vorurteile. Vor allem wollte sie nicht daran glauben, daß es Völker gab, die besser oder schlechter waren als andere. Einzig und allein die Ausgangssituation war entscheidend: Die einen wurden von der Natur ihrer Heimatwelt

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