1774 - Ranjas Rudel
sehen, eine Scheibe übrigens auch nicht, und so schlich ich weiter an der Wand entlang, um die Vorderseite zu erreichen. Dort musste es einen Eingang geben. Zudem hatte ich dort einen freien Blick über den kleinen See.
Die Seite der Hütte lag schnell hinter mir. Jetzt stand ich an der Vorderseite, schaute über den See und auf das sich leicht kräuselnde Wasser, dann drehte ich mich nach rechts, um mich auf die Eingangstür zu konzentrieren.
Natürlich war sie geschlossen.
Ich hielt nach einem Griff Ausschau und fragte mich, ob die Tür offen war. Man konnte sie von innen verriegelt oder abgeschlossen haben, möglich war alles.
Ich suchte nach den vier Wölfen, von denen ich nichts sah. Sie hielten sich irgendwo versteckt. Ich schätzte die Maße der Hütte ab. Sie war groß genug, dass die Frau und die Wölfe ausreichend Platz darin hatten.
Die Waffe ließ ich noch stecken. Zunächst wollte ich die Tür aufziehen und einen Blick in die Hütte werfen. Mir war klar, dass es dort dunkel war, und deshalb holte ich meine kleine Taschenlampe hervor, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Es gelang mir, die Tür aufzuziehen. Es war kein Problem. Nur das leise Knarren ärgerte mich, aber das störte niemanden, auch meine irgendwo lauernden Feinde nicht.
Ich zog die Tür immer weiter auf. Vor mir breitete sich die Dunkelheit aus. Ich sah den Boden der Hütte, der leicht schimmerte, und musste beim Eintreten nicht den Kopf einziehen, denn die Decke war hoch genug angelegt worden.
Ich blieb stehen. Auf der Schwelle musste ich mich deutlich vom helleren Hintergrund des Sees abheben, doch es gab leider keine andere Möglichkeit, und ich zog erst jetzt die kleine, aber sehr lichtstarke Leuchte hervor.
In der linken Hand hielt ich sie.
Der Strahl war auf breit gestellt, und er zerstörte die Finsternis in der Hütte.
Brachte mich das weiter? Nein, denn ich strahlte in einen leeren Raum hinein. Es gab nicht mal einen Tisch oder einen Stuhl, dieser Raum war völlig leer.
Ich ging einen Schritt in die Hütte hinein, weil ich sie genauer durchsuchen wollte. Den nächsten Schritt schaffte ich nicht mehr, denn plötzlich huschte von der rechten Seite her etwas auf mich zu.
Ich duckte mich noch, zog dabei auch den Kopf ein, was ich nicht gebraucht hätte. Der Schlag traf mich auf der Brust. Allerdings etwas tief unten. Er raubte mir den Atem, und dann sah ich die Frau plötzlich vor mir stehen, die etwas in der Hand hielt, was mir wie ein Rammbock vorkam.
Und das Ding wuchtete sie gegen meine Brust.
Auch jetzt hatte ich nicht ausweichen können und schnappte nach Luft. Vor meinen Augen drehten sich Kreise, zugleich sah ich Sterne, dachte für einen Moment daran, dass mich mein Kreuz nicht gewarnt hatte, taumelte zurück und sah die Gestalt der Schwarzhaarigen wie einen lebenden Albtraum vor mir erscheinen.
Beide Hände nahm sie zur Hilfe, um mir den Rest zu geben. Und das war ganz einfach, denn ich war schon nach hinten getaumelt, ruderte mit den Armen, und so lag meine Brust als Ziel frei vor ihr.
Der heftige Stoß erwischte mich.
Er trieb mich nach hinten. Dort hatte ich keine Augen und sah nicht, wohin ich trat.
Auf den ersten beiden Schritten ging es noch gut. Dann kam der dritte, und da befand sich das Ende der Plattform.
Ich trat auf die Kante, kippte zurück und dann fand ich keinen Halt mehr.
Es musste lächerlich aussehen, wie ich mit den Armen ruderte und nirgendwo Halt fand. Aber ich kippte weiter und landete rücklings im Wasser des Sees...
***
Wir hatten keinen Sommer. Zwar den Wonnemonat Mai, aber das war auch alles. Der Mai hatte sich nicht eben als Wonnemonat gezeigt, was das Wetter anging. Kühl und nass. Entsprechend kalt war auch das Wasser.
Ich tauchte sofort unter, hatte aber Glück, nicht schwimmen zu müssen, denn hier in der Ufernähe war das Gewässer noch flach. Ich war nicht mal mit dem Kopf untergetaucht, weil ich den nötigen Halt gefunden hatte, auch wenn der Boden recht schlammig war. Der Wasserspiegel reichte mir bis über die Hüften.
Als ich wieder nach vorn schaute, da war die Frau verschwunden. Sie war raffiniert genug gewesen, sich nicht zu zeigen.
Und wo steckten die Wölfe?
Die sah ich nicht. Ich suchte auch nicht nach ihnen, dafür konzentrierte ich mich auf die Umgebung. Ich wartete darauf, etwas zu hören oder dass sich jemand zeigte, aber das war nicht der Fall. Auch im Schuppen ließ sich niemand blicken.
Das Gefühl, in einer Falle zu stecken, wurde immer
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