1775 - Totenwelt
atmen. Dieser Raum war für ihn plötzlich zu einem Gefängnis geworden.
Was sollte er tun?
Seine Aufgabe war vergessen. Anrufen ja, aber nicht von hier aus versuchen, die Zentrale zu erreichen. Er wollte weg, er musste verschwinden, denn hier fühlte er sich nicht mehr sicher.
Sein Atem ging schnell. Das Herz klopfte wieder mal stärker. Die Echos spürte er im Kopf. Er hatte das Gefühl, bedrängt zu werden, und das von einer Macht, mit der er nichts anfangen konnte.
Wer war diese Macht?
Ihm schien es, als hätte eine andere Seite oder irgendwer diese Frage gehört, denn ihm wurde so etwas wie eine Antwort geschickt. Die bekam er eigentlich von den Schädeln, denn bei ihnen tat sich etwas. Sie blieben zwar dort stehen, wo sie waren, aber es gab etwas, das neu hinzugekommen war.
Bewegungen in ihrer direkten Nähe. Schattenwesen, zuerst noch völlig ohne Gestalt, aber sie waren schon vorhanden und fingen zudem an, sich zu verändern. Als hätte jemand in sie herumgerührt und sie somit in Bewegung gesetzt, bildeten sich aus diesen Schattenstreifen geisterhafte Gestalten, die in der direkten Nähe der Schädel blieben und über ihnen schwebten.
Diese Szenen sorgten dafür, dass er einen leichten Magendruck bekam.
Die Körper der Toten zeigten sich! Nur waren sie jetzt nicht mehr stofflich, sondern feinstofflich. Und sie hatten ihre Welt verlassen und waren in eine andere gekommen. In eine sichtbare Zone.
So viel huschte Peter Dryer durch den Kopf, der es nicht fassen konnte. Er schaute nach vorn, aber auch nach rechts und links, weil er von den Schädeln Abstand nehmen wollte. Diese Welt war eine ganz andere geworden. Er sah sie nicht mehr als die seine an, auch wenn das Äußere gleich geblieben war.
Hier hatte sich ein Phänomen aufgetan, das einfach zu hoch für ihn war.
Dryer sah sich nicht als einen feigen Menschen an, doch was hier passiert war, das übertraf alles, was er bisher erlebt hatte, und das war auch nicht wenig gewesen.
Ja, er musste weg von hier.
Und er machte sich auf den Weg. Die ersten Schritte ging er rückwärts, weil er die Schädel nicht aus den Augen lassen wollte. Es klappte alles recht gut und wie er es sich vorgestellt hatte. Niemand hielt ihn auf, und so erreichte er den Bereich vor dem Eingang.
Da wartete er. Durchatmen. Den Kopf schütteln. Sich klarmachen, dass er entwischt war. Er hatte es geschafft. Es waren nur noch ein paar wenige Schritte, und er konnte ins Freie laufen.
Viel nachdenken musste er nicht.
Und so lief er nach draußen...
***
»Hoffentlich war das kein Fehler«, sagte Serena und schaute Jane von der Seite her an.
»Was meinst du damit?«
»Ganz einfach. Dass wir hier im Wagen sitzen und zu diesem Museum fahren.«
»Das sehe ich nicht so.«
»Warum nicht?«
Jane Collins lächelte. »Du hast eine Botschaft bekommen, daran solltest du immer denken, eine wichtige Botschaft, wie ich meine. Dein Körper hat sich gemeldet. Blut drang aus seinen Wunden. Das ist doch etwas. Das hat nicht jeder.«
»Zum Glück nicht, denn angenehm ist es nicht.«
»Weiß ich doch. Aber jedes Phänomen hat seinen Grund. Das wird auch bei dir nicht anders sein.«
»Stimmt, Jane, und ich habe mich auch schon mal gefragt, ob ich überhaupt sterben kann.«
»Sorry, aber darauf kann ich dir keine Antwort geben.«
»Weiß ich. Und es macht auch keine Freude, wenn ich daran denke. Wenn alle Menschen sterben, möchte ich nicht noch leben. Oder zumindest in einen tiefen Schlaf fallen, wie ich es schon mal erlebt habe.«
»Da kann ich dir nicht zur Seite stehen.«
»Musst du auch nicht, Jane, du hast schon genug für mich getan. Ich will dich auch nicht in einen schlimmen Kreislauf mit hineinzerren. Es ist besser, wenn du aussteigst, sollte es zu hart werden. Rechnen muss man mit allem.«
»Ja, ja, ja...«
»Du nimmst mich nicht ernst.«
»Doch.«
»Aber du redest nicht dementsprechend.«
»Wir warten erst mal ab, Serena. Noch haben wir nichts erreicht. Noch ist alles in der Schwebe.«
»Es wird sich ändern«, flüsterte die Heilerin und Heilige schnell. »Ich spüre es. Ich weiß das bis in meine letzten Knochen hinein.«
»Und was würde sich ändern?«
»Viel. Vielleicht auch alles, ich habe keine Ahnung. Hoffe jedoch, sie bald zu bekommen.«
»Ich auch.«
»Dann müssen wir beide warten.«
Ja, das war so. Dagegen konnten sie nichts machen, aber sie hatten auch das Glück, recht schnell fahren zu können, und so erreichten sie schon bald die Gegend, in der ihr
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