1777 - Ende eines Unsterblichen
Geheimnisse eingeweiht wurden, hatte man sich entschlossen, sich ihrer zu entledigen.
Noch war nicht entschieden, auf welche Weise es geschehen sollte. Radan-Mech erwog mehrere Möglichkeiten. Einige der Priester waren offenbar dafür, die Echsenwesen in einem der Gänge des CHASCH einzuschließen und dort verhungern zu lassen. Radan-Mech war davon überzeugt, daß dies sehr schnell zum Tod der Origaner führen würde. Er konnte sich nicht vorstellen, daß jemand länger als ein paar Stunden überleben konnte, wenn er nichts zu essen bekam. Daß er selbst früher sehr viel weniger gegessen hatte, war ihm längst entfallen.
Auf der anderen Seite mißfiel ihm diese Möglichkeit, da der CHASCH-Tempel damit durch die Leichen der Origaner belastet und in seiner Reinheit befleckt wurde. Besser schien es zu sein, die Echsenwesen irgendwo in der Eiswelt umkommen zu lassen. Dagegen allerdings sprach, daß man bei dieser Methode nicht wirklich sicher sein konnte, daß auch tatsächlich alle starben.
Radan-Mech war unschlüssig, aber seine Gedanken verrieten, wie gefährlich er war. Er war ein rücksichtsloser und heimtückischer Mann, der bedenkenlos alle aus dem Weg räumte, die ihm in die Quere kamen.
Gucky hatte genug erfahren. Er teleportierte auf einen der Gänge hinaus. Als er esperte, daß sich ein Origaner in seiner Nähe aufhielt, schaltete er seinen Deflektorschirm ab.
Er schritt den Gang entlang bis zu einer Abzweigung, und dann sah er sich dem Echsenwesen gegenüber. Erschrocken blickte es ihn an.
„Hallo, Perro-Lew!" grüßte der Mausbiber.
„Du weißt, wer ich bin?" staunte der Origaner, der an einem technischen Gerät gearbeitet hatte.
Er war schlank und sehr beweglich. Seine Haut, die an die Haut einer Schlange erinnerte, hatte die Farbe von Bernstein. Zwischen den Augen mit den hängenden Lidern war sie mit zartblauen Mustern versehen. Die feinen Schuppen formten an dieser Stelle eine Zeichnung, die an das Blütenblatt einer Lilie erinnerte. Sie war umgeben von mehreren Büscheln fingerlanger Borsten.
Das flache Gesicht mit dem fliehenden Kinn machte einen einfältigen Eindruck, doch Gucky verließ sich nicht auf das äußerliche Bild. Er erfaßte die Gedanken des Origaners, und er erkannte, daß er es mit einem überaus friedfertigen und hochintelligenten Wesen zu tun hatte.
„Na klar", antwortete der Ilt. „Du bist Perro-Lew, einer der technisch besten Origaner und ein Bewunderer der Galaktiker. Bist du nicht Ronald Tekener und Atlan begegnet, als diese hier im CHASCH waren?"
„Ich hatte das Vergnügen, zwei Galaktiker kennenzulernen, als sie hier waren", antwortete der Origaner in der diesem Volk eigenen Sprache, einer Art Pidgin-Hamsch mit eigentümlichen Floskeln. „Sie sahen anders aus als du. Bist du auch ein Galaktiker?"
„Allerdings! Eigentlich bin ich der Galaktiker!"
Perro-Lew stieß einen schrillen Laut aus, und Gucky erfaßte, daß es seine Art zu lachen war. Der Origaner hatte begriffen, daß er einen Scherz gemacht und in der ihm eigenen Art übertrieben hatte.
Die Origaner liebten solche Formulierungen, und ihr Sprachschatz war gespickt mit Verballhornungen von Hamsch-Begriffen, die sich ins Interkosmo kaum übersetzen ließen, für einen Telepathen aber gut verständlich waren, weil er nicht nur den Klang der Worte erfaßte, sondern auch ihren gedanklichen Hintergrund.
„Laß dich nicht erwischen, Galaktiker", riet ihm Perro-Lew. „Mit den Sandins ist nicht zu spaßen.
Wir sind vor ihnen in Sicherheit, aber mit euch Galaktikern sind sie gar nicht einverstanden. Ich habe ein Gespräch zwischen zwei Priestern belauscht. Daraus ging hervor, daß die Sandins entschlossen sind, jeden von euch auf der Stelle zu töten, der ins CHASCH eindringt."
„So, wie sie Ussi-Van getötet haben?"
Gucky merkte sofort, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Perro-Lew blickte ihn bestürzt an.
„Ussi-Van ist tot?" stammelte er. „Woher willst du das wissen?"
„Auch ich habe gelauscht", bekannte der Mausbiber. „Mein Opfer war Radan-Mech."
„Das ist unmöglich!" rief der Origaner. „Er wird scharf bewfacht."
„Dennoch war ich bei ihm. Er ist ein Fleischberg, der immerzu frißt. Wenn er nicht aufpaßt, wachsen ihm derartige Fettpolster am Kopf, daß sie sein Auge überwuchern, so daß er bald nichts mehr sehen kann."
„Ich habe gehört, daß er so aussieht" ,staunte der Origaner, während seine Achtung vor seinem Gegenüber weiter stieg.
Er hatte eine hohe Meinung von den
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