1777 - Ende eines Unsterblichen
und drehte sich um.
„Was soll aus den Origanern werden?" fragte er. „Noch brauchen wir sie für die verschiedenen Arbeiten, aber dann ...?"
„Was von Anfang an geplant war", antwortete Radan-Mech kühl. „Sobald wir das CHASCH nach unseren Plänen verändert und als Wallfahrtsort hergerichtet haben, haben wir keine Verwendung mehr für die Origaner. Wir schließen sie in einem der Gänge ein und versiegeln den Gang, so daß sie nicht mehr herauskönnen. Das CHASCH wird zum Grab für sie werden."
Mit einer energischen Geste gab er Sicnar zu verstehen, daß das Thema damit für ihn beendet war. Er schickte den Götterboten hinaus.
Sicnar gehorchte. Er war sehr nachdenklich geworden.
7.
„Laß es mich mal versuchen", bat Perro-Lew.
Der Origaner trat dicht an die Spiegelschranke heran, auf die sie am Ende des Ganges gestoßen waren. Unmittelbar daneben befand sich eine versiegelte Schalteinheit an der Wand. Sie war den parapsychischen Sinnen Milas und Nadjas zugänglich, nicht aber den Fingern und Werkzeugen des Origaners.
Coram-Till ließ Perro-Lew einige Minuten lang gewähren. Als sich danach kein Erfolg einstellte, legte er ihm die Hand auf die Schulter und zog ihn mit sanfter Gewalt zurück.
„Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren", mahnte er. „Die Sandins werden bald Einsatzteile für ihre Kanone herangeschleppt haben, und dann greifen sie wieder an. Bis dahin sollten wir verschwunden sein."
Wortlos gab ihm Perro-Lew zu verstehen, daß er vorläufig aufgab. Der Origaner trat zurück, um Mila und Nadja Platz zu machen.
Sie brauchten nur ein paar Minuten, dann fiel die Energieschranke.
„Phantastisch!" rief Perro-Lew. Neidlos erkannte er die Leistung der Mutantinnen an. „Wir wären nicht in der Lage, das zu tun. Jedenfalls nicht so schnell."
Während Icho Tolot, Coram-Till, die Zwillinge, die Origaner und die übrigen Crypers weiter in das Labyrinth vordrangen, blieb Gucky zurück.
„Was ist los?" fragte Mila. „Warum kommst du nicht?"
„Ich muß noch einmal mit Radan-Mech reden", antwortete der Ilt. „Macht euch keine Sorgen um mich. Ich kann euch hier unten nicht viel helfen. Um so mehr kann ich oben beim Oberpriester erreichen."
Er teleportierte zu Radan-Mech in die Halle. Unmittelbar vor einem der mannshohen Symbole Dan-Sandins - dem gedrungenen Körper mit dem Auge in der Mitte und den flammenden sechs Armen - materialisierte er.
Wenige Schritte von ihm entfernt hockte der Oberpriester auf seinem Kissen. Vor ihm lagen Zeichnungen und Pläne auf dem Boden.
Radan-Mech war intensiv damit beschäftigt, an der Architektur des Mausoleums für Dan-Sandin zu arbeiten. Seine Gedanken verrieten dem Ilt, daß der verstorbene Oberpriester gerade in diesen Minuten von der KAZZAN in den Zwiebelbau gebracht wurde.
„Ich kann dich leider noch nicht in Ruhe lassen", sagte der Ilt und trat näher. „Wir haben noch nicht endgültig geklärt, was aus den Origanern werden soll."
Er erfaßte die Gedanken seines Gegenübers und schüttelte in spöttischem Vorwurf den Kopf.
„Nicht doch, Dicker!" rief er. „Die Origaner in einem der Gänge einzuschließen und verhungern zu lassen ist wahrlich keine gute Idee. Sie gefällt mir ganz und gar nicht. Wir werden nicht zulassen, daß du sie verwirklichst."
„Kannst du Gedanken lesen?" entfuhr es Radan-Mech.
Erschrocken und ängstlich blickte der Oberpriester den Mausbiber an. Dabei neigte er den Kopf und drehte ihn zugleich zur Seite, so daß er ihn mit dem einen Auge ansehen konnte.
„Gedanken lesen?" Gucky schüttelte den Kopf. Er verleugnete seine Fähigkeiten. „Das wäre schön! Wenn ich Gedanken lesen könnte, brauchte ich dich nicht erst zu fragen, sondern ich wüßte gleich, welche Gemeinheiten du mit den Origanern vorhast."
Radan-Mech verzog seine Lippen zu einem Lächeln. Zugleich aber schlug dem telepathisch begabten Mausbiber eine Welle des Hasses und der Wut entgegen. Der Oberpriester überlegte verzweifelt, wie er ihn in eine Falle locken und töten konnte. Zu seinem Leidwesen hatte der Ilt ihn einige Male verblüfft und mit Fähigkeiten konfrontiert, die er nicht einzuordnen wußte.
Daher scheute der Oberpriester den direkten Angriff, der ihm durchaus möglich gewesen wäre, wenn er die unter seinem Oberschenkel versteckte Waffe in Anschlag gebracht hätte. Er nahm sich vor, auf eine Gelegenheit zu warten, bei der er den Mausbiber überrumpeln konnte.
Am besten erschieße ich ihn, wenn er mir den Rücken
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