178 - Die Shlaaks kommen!
sein. Ich profitierte von diesem Zwist. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.
Der Ghoul schien großen Respekt vor den Schlangenfingern zu haben. Wir hatten das Schlangengift einmal benützt, um Mason Marchand alias Fystanat, unserem Freund aus der Welt des Guten, zu helfen. [2] Was das Gift dem Ghoul angetan hätte, wußte ich nicht. Und er wollte es auch nicht erfahren, deshalb nahm er schleunigst Reißaus.
Das Skelett folgte ihm.
Ich war allein.
Gerettet!
Mr. Silver würde mir nicht glauben, wenn ich ihm erzählte, was passiert war.
Aus dem Nebel flog mir ein markerschütterndes Röcheln entgegen. Der Shlaak schien den Ghoul erwischt zu haben.
Ich wäre dennoch nie auf die wahnwitzige Idee gekommen, den Shlaak als meinen Freund zu betrachten.
Endlich kam Mr. Silver. »Du bist schon da?« ätzte ich.
»Was ist passiert?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Du hast eine Menge versäumt«, sagte ich. Das taube Gefühl in meinen Händen verlor sich.
Ich berichtete ihm meine unglaubliche Geschichte, und er sah mich zweifelnd an. »Ich wußte, daß du es mir nicht abkaufst«, sagte ich. »Die Shlaaks scheinen den Ghouls den Krieg erklärt zu haben. Das kann uns nur recht sein. Ich werde jedenfalls keinen Shlaak daran hindern, einen Leichenfresser umzubringen.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß das Gaddol auf den Plan ruft«, sagte Mr. Silver.
»Sollen sie sich doch gegenseitig die Schädel einschlagen. Was kümmert es uns?«
»Und was ist mit denen, die zwischen die Fronten geraten?« fragte Mr. Silver.
Ich mußte zugeben, daß ich daran nicht gedacht hatte.
Wir suchten nach einem Beweis, daß der Shlaak den Ghoul erledigt hatte, fanden aber keinen. Vermutlich hatte sich der Leichenfresser restlos aufgelöst. Unseren Rundgang konnten wir als beendet betrachten. Ein weiterer würde sich mit Sicherheit nicht mehr blicken lassen.
***
Die Zigarren, die Gaetano Cimarosa rauchte, schienen aus Teerpappe gedreht zu sein. Sie stanken bestialisch.
Bei ihren gemeinsamen Überlegungen waren Morgan Mattina und David Silkwood zu dem Schluß gekommen, daß der Filmregisseur möglicherweise der Letzte gewesen war, der Rubina Saahs lebend sah. Nun mal von ihrem Mörder abgesehen: Oder war Cimarosa der Mörder? Diese Frage wollten sie klären.
Aufgefallen war ihnen, daß sowohl Jerry Selecca als auch Gaetano Cimarosa offenbar italienischer Abstammung waren.
Hatten sie noch mehr als nur die Abstammung gemeinsam?
Jerry Selecca mußte nicht die Wahrheit gesagt haben. Er konnte in Cimarosas Haus geblieben sein. Ein bildschönes Mädchen - allein… Zwei Männer… Das Mädchen weigert sich, ihr Spiel mitzumachen… Streit… Gewalt… Mord… Und dann die Frage: Wohin mit der Leiche? Da hat der Regisseur eine Idee. Vielleicht aus einem seiner Filme: Säure! Die frißt alles auf! Läßt nur die Knochen übrig!
So konnte es sich zugetragen haben.
Was wirklich geschehen war, wollten der Journalist und seine Tochter von Gaetano Cimarosa erfahren. Er wußte, daß sie kommen würden. Jerry Selecca hatte ihn angerufen. Er war also auf ihren Besuch und ihre Fragen vorbereitet. Mit seiner stinkenden Zigarre in der Hand empfing er sie. Seine Freundlichkeit zeugte von südländischem Temperament. Er war überschwenglich und gestikulierte immerzu mit den Händen. Fessle ihn, und er kann nicht mehr reden, dachte Morgan amüsiert.
Er betonte, ein gutes Verhältnis zur Presse zu haben. Publicity war in seinem Geschäft alles.
Er wartete nicht, bis sie ihn auf Rubina Saahs ansprachen, sondern schnitt im großen Salon seines vornehmen Hauses gleich selbst dieses Thema an.
Anscheinend wollte er auf diese Weise dokumentieren, daß er nichts zu verbergen hatte.
»Hätten Sie ihr eine Chance gegeben?« wollte David Silkwood wissen.
Der Regisseur nickte bestimmt. »Schon in meinem nächsten Film. Aber der Tod ist in der menschlichen Lebensrechnung die größte Unbekannte«, philosophierte Cimarosa. »Was in diesem Augenblick noch blüht und voller Leben ist, kann in der nächsten Sekunde anfangen zu verwelken. Heute rot - morgen tot.«
Morgan schauderte. Wie er das sagt, dachte sie unangenehm berührt. Als stünde er mit dem Tod in einer ganz besonderen Beziehung.
»Nichts währt auf dieser Welt ewig«, setzte Cimarosa seine eigenwilligen Betrachtungen fort. »Alles hat einen Anfang und ein Ende, und niemand weiß, wann für ihn dieses Ende kommt.«
Er legte die Handflächen aufeinander. »Der Tod eines Menschen ist sein
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