178 - Die Shlaaks kommen!
Ghouls wie Shlaaks hatten mit dieser unverhofften Wendung nicht gerechnet.
Sie hatten plötzlich beide denselben Feind: uns!
Sobald die Knochen sich auflösten, verschwanden die Schlangen. Mein Colt Diamondback dezimierte die Shlaaks. Mr. Silver kämpfte sich zu dem Mädchen und dem Mann durch. Die Shlaaks verloren den Kopf. Jeder versuchte, sich in Sicherheit zu bringen.
Einer der beiden Ghouls nützte das allgemeine Durcheinander. Er schnappte sich blitzschnell das Mädchen und verschwand. Mr. Silver folgte ihm, während ich mich vor den Verletzten stellte und meinen Colt auf den Leichenfresser richtete.
Er hob die Hände und nahm gleichzeitig menschliches Aussehen an. Ich hatte einen bleichen jungen Mann vor mir. Wahrscheinlich rechnete er damit, daß ich Hemmungen hatte, abzudrücken, wenn er in dieser Tarngestalt vor mir stand.
In gewisser Weise hatte er recht. Ich hätte Hemmungen gehabt, aber ich hätte sie überwunden. Der Grund dafür, daß seine Rechnung aufging, war ein anderer: Er wußte einiges, was uns brennend interessierte. Es wäre ein Fehler gewesen, ihn mit einer geweihten Silberkugel niederzustrecken.
»Nicht schießen!« stieß er entsetzt hervor. Er hatte gesehen, was meine Munition mit den Shlaaks angestellt hatte, und er hoffte wahrscheinlich, daß ich ihm ein ähnliches Ende ersparte. Später würde er mit Sicherheit bei der erstbesten Gelegenheit auszurücken versuchen - und kurz danach würde wieder ein Mensch durch ihn den Tod finden. »Nicht schießen!« krächzte der Dämon.
»Sind Sie einigermaßen okay, Mister?« fragte ich den Mann hinter mir, ohne den Leichenfresser aus den Augen zu lassen.
»Er und Cimarosa wollten meine Tochter und mich umbringen«, klagte der Mann den Ghoul an. »Er nennt sich Jerry Selecca, aber er ist kein Mensch. Er hat die Schauspielerin Rubina Saahs zu Cimarosa gebracht, und er hat sie getötet und… gefressen.« Ich erfuhr den Namen des Mannes sowie jenen seiner Tochter und auch, woher er das alles wußte.
Jerry Selecca bebte. Es konnte ihm jeden Moment an den Kragen gehen. Er hing an seinem Leben, wollte es nicht verlieren. Meiner verschlossenen Miene konnte er nicht entnehmen, was ihn erwartete. Diese Ungewißheit peinigte ihn.
Ich erkundigte mich noch einmal nach David Silkwoods Befinden. Er beantwortete meine Frage wieder nicht. Wichtiger war ihm seine Tochter. Die Sorge um sie ließ ihn seine Verletzung vergessen.
»Zurück!« befahl ich dem Ghoul. »An die Wand, Selecca!«
Selten hatte ich es mit einem so gehorsamen Leichenfresser zu tun. Er wollte auf gar keinen Fall einen Schuß provozieren. Ich erwähnte Nathan Harper. Der Ghoul wußte von dessen Schicksal, und ihm war auch bekannt, wer den Filmvorführer getötet hatte. Mit finsterer Miene fügte er hinzu, daß sein Bruder von einem Shlaak vernichtet wurde.
Mr. Silver kam allein zurück.
»Wo ist Morgan?« fragte David Silkwood. »Wo ist meine Tochter? Was hat Cimarosa mit ihr gemacht?« Der Ex-Dämon wußte es nicht. Cimarosa war ihm mit dem Mädchen entkommen. Der Ghoul mußte mit Morgan Mattina durch eine Geheimtür entwischt sein. Logischerweise kannte er sich in seinem Haus besser aus als der Hüne mit den Silberhaaren. Diesen Vorteil hatte er im richtigen Moment ausgespielt - und sich mit seinem Opfer in Sicherheit gebracht.
Als Silkwood das hörte, klappte er zusammen. Er ließ sich auf eine Holzbank fallen, die in der Halle stand, und vergrub sein Gesicht in den Händen.
»Morgan!« preßte er erschüttert hervor. »Morgan!«
Mr. Silver hatte die Geheimtür gesucht, aber nicht gefunden. Vermutlich befand sich dahinter ein Gangsystem, das das gesamte Gebäude durchzog. Wenn sich der Ghoul erst einmal darin befand, war er so schnell nicht mehr zu kriegen.
»Er wird sie… umbringen!« röchelte der verzweifelte Mann.
Um ihn zu trösten, sagte ich: »Vorerst wird er sie als Geisel betrachten. Solange sie lebt, kann er Druck auf uns ausüben.«
»Das hat er doch jetzt nicht mehr nötig«, erwiderte der Journalist niedergeschlagen. »Er ist in Sicherheit. Er braucht Morgan nicht mehr. Sie ist Ballast für ihn.«
»Sie kriegen Ihre Tochter wieder«, behauptete Mr. Silver. »Vertrauen Sie uns.«
Silkwood wollte wissen, wer wir waren und welche Rolle wir in diesem Spiel innehatten.
»Die Hauptrolle, demnächst«, tönte der Ex-Dämon.
Ich wandte mich an Jerry Selecca, nachdem ich den Journalisten kurz über uns informiert hatte.
»Wohin bringt Cimarosa das Mädchen?
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