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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ab.
    »Bist du nun zufrieden?«
    »Ja, zum Teil, wobei ich zugeben muss, dass du ein besonderer Mensch bist.«
    »Mensch?«
    »So sehe ich dich.«
    »Dann will ich es dabei belassen.«
    »Ja, und weiter?« Ich gab mich jetzt recht locker. »Was willst du von mir?«
    »Einen Schutz.«
    »Okay. Wogegen?«
    »Auch wir haben Feinde.«
    »Und was wollen die von euch?«
    »In diesem Fall würden sie uns den Eintritt in den Himmel verweigern.«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Eintritt in den Himmel? Hast du davon gesprochen?«
    »Ja.«
    Jetzt stellte ich eine Frage, bei der ich mir selbst blöd vorkam, die sich aber im Nachhinein als richtig herausstellte.
    »Du willst in den Himmel, und ich soll dir dabei helfen?«
    »Ja.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Doch, du kannst Störenfriede vernichten.«
    Ich musste mir meine nächsten Worte erst zurechtlegen. Er wollte in den Himmel. Wo lag der Himmel? Über unseren Köpfen. Nein, das glaubte man schon längst nicht mehr. Dennoch war der Himmel nicht vergessen worden. Viele Menschen glaubten an ihn. Das galt besonders für diejenigen, die sich mit ihm beschäftigten. Und auch dabei gab es die unterschiedlichsten Aussagen und Vermutungen. Man konnte auch von den Variationen des Himmels sprechen. Wenn es um die Engel ging, dann gab es sieben Himmel. Das Sprichwort »ich fühle mich wie im siebten Himmel«
    war davon abgeleitet, doch darum würde es bestimmt nicht gehen. Ich aber wollte wissen, um was es ging, da war meine Neugierde schon geweckt.
    Ich übernahm wieder das Wort. »Ich soll also so etwas wie ein Wächter für dich oder euch sein.«
    »So ist es, denn wir wissen, dass unsere Feinde uns den Weg verwehren wollen.«
    »Wohin genau?«
    »In den Ersten Himmel.«
    Jetzt war es heraus, und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Es ging um bestimmte Himmel, wie Henoch sie beschrieben hatte. Er hatte als Mensch einen Blick in die Himmel werfen dürfen und war auf die Zahl sieben gekommen. Der höchste Himmel ist dann der direkte Weg zu Gott. So wurde es gesagt und auch geglaubt.
    Und sogar ich kannte diese Aussage. Es gab auch noch andere, doch diese hier war die verbreitetste.
    Und dieser Typ wollte nur bis in den Ersten Himmel, was ja sehr bescheiden war.
    »Ist dir jetzt alles klar geworden?«, fragte er mich.
    »Schon.«
    »Und du wirst uns vor unseren Feinden beschützen, wenn wir uns auf die Reise machen?«
    Was sollte ich da schon sagen? »Ich werde es mir überlegen, aber ich frage mich, warum ihr so große Angst vor euren Feinden habt. Warum gibt es sie überhaupt?«
    »Wir wollen nicht in die Ewige Verdammnis. Wir haben genug gelitten, und wir denken, dass uns die Heerscharen der Engel ruhig in den Ersten Himmel aufnehmen können.«
    Ich musste lächeln. »Aber das wollen sie wohl nicht – oder? Könnte es da Probleme geben?«
    »Ja.«
    Schön, dass er ehrlich war.
    »Und warum will man euch nicht in den Ersten Himmel lassen?«
    »Weil wir ihrer Meinung nach noch nicht lange genug gebüßt haben.«
    Seine Offenheit gefiel mir. Das deutete auf etwas Bestimmtes hin, denn das Wort büßen war für mich mit etwas Besonderem verbunden. Da gab es einen Begriff, der schon sehr lange bekannt war und den ich in diesen Augenblicken nicht für mich behielt.
    »Dreht es sich um das Fegefeuer?«
    Die Antwort erfolgte prompt. »Ja, darum geht es. Es ist das Fegefeuer, in dem wir verloren waren und unsere Zeit abbüßen sollten. Das haben wir getan, jetzt sind wir gereinigt und wollen weg. Dorthin, wo unser eigentliches Dasein ist.«
    Ich war überrascht, ein solches Geständnis überhaupt hören zu können. Ich hatte also jemanden vor mir, der aus dem Fegefeuer gekommen war, der dort gebüßt hatte. Und so stellte ich mir die Frage, was er dort genau erlebt hatte. Zudem war er für mich kein normaler Mensch, er musste etwas anderes sein, aber ich traute ihm auch keine Verwandtschaft zu Aibon zu.
    Aibon und das Fegefeuer.
    Das war Vergangenheit. Das hatten wir mal erlebt, aber Aibon war nicht das Fegefeuer. Es mochte zur gleichen Zeit entstanden sein, das war auch alles.
    Es ließ sich alles leicht zusammenfassen. Vor mir stand eine Gestalt aus dem Fegefeuer. Aber ich stellte mir zugleich die Frage, ob er ein Mensch war oder nicht. Sahen so Menschen aus, die das Fegefeuer hinter sich hatten und nun den neuen Weg beschritten, der sie in die Erlösung führen sollte?
    Ja, darauf lief es hinaus, und als ich mir das klarmachte, da rann mir schon ein Schauer über den

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