1783 - Luzifers böser Amor
unserem Chef, Sir James, gewesen und hatte ihm berichtet.
»Aha, er ist auch mal wieder hier«, begrüßte mich Glenda.
»Ja, warum nicht?«
Sie lachte. Dann lehnte sie sich auf ihren Schreibtischstuhl zurück. »Wie war es denn in der Fremde?«
»Es ging alles glatt.«
»Und wie geht es Karina und Wladimir?«
»Wie immer.«
Glenda hob die Augenbrauen an. »Keine Veränderung bei Wladimir Golenkow?«
»Nein, und wenn, dann ist sie so minimal, dass ich es nicht festgestellt habe. Es ist schon eine Schande, wenn du einen so starken Mann wie ihn im Rollstuhl sitzen siehst. Das wünsche ich keinem.«
»Ja, kann ich verstehen. Und wie war das Wetter?«
»Besser als hier.«
»Kein Wunder, es ist überall besser.«
Da hatte sie recht. Auf der Insel hatten wir viel Regen gesehen, was die wenigsten Menschen freute. Wobei ich mich über die Temperaturen nicht beschweren wollte, denn sie waren angenehm und auch gut zu ertragen. Auf eine Hitze, wie sie in den Staaten herrschte und auch in Südeuropa, konnte ich verzichten.
Suko wartete im Büro. Das betrat ich erst, nachdem ich mir einen Kaffee geholt hatte und mit der vollen Tasse auf meinen Schreibtisch zutrat.
Suko schaute hoch. »Na, was sagt Sir James?«
»Er hat zugehört. Ob er mit seinen Gedanken richtig dabei war, kann ich dir nicht sagen. Der denkt eher an die Spiele, deren Beginn immer näher rückt und die Sicherheitskonzepte immer wieder geprüft und überarbeitet werden. Hoffentlich lässt man uns damit in Ruhe.«
»Das kannst du laut sagen.«
Ich trank meinen Kaffee und freute mich, dass ich es noch konnte und man mich in Moskau nicht erwischt hatte.
Dann fiel mir auf, dass Suko etwas in seinen Händen hielt. Es war ein länglicher Gegenstand mit einer Spitze daran, ein Pfeil. Dass er sich für einen Pfeil interessierte, hatte ich schon auf der gemeinsamen Herfahrt erfahren.
Er hielt ihn zwischen zwei Fingern hoch.
»Und«, fragte ich, »was bedeutet er?«
»Ich habe ihn gefunden.«
»Aha. Und weiter?«
»Er hat im Bein eines Mannes gesteckt.«
»Interessant.«
Suko hatte mir davon erzählt, auf der Fahrt hierher. Er war der Überzeugung, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. Beweise hatte er nicht geliefert bekommen, aber die wollte er sich noch holen.
»Wie heißt der Mann noch?«
»Leo Gant.«
»Und weiter?«
»Er hat eine Tankstelle überfallen.«
»Weiß ich.«
»Aber er hat das eigentlich nicht gewollt. Erst nachdem er angeschossen worden war, hat sich bei ihm einiges verändert. Da kannte er sich selbst nicht mehr, als hätte man ihn unter Drogen gesetzt.«
Ich runzelte die Stirn. »Und du meinst, dass dies mit dem Pfeil in einem Zusammenhang steht?«
»Darüber denke ich nach. Aber ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen. Es ist durchaus möglich. Ich meine, dass dieser Pfeil eine Botschaft übermittelt hat.«
»Aber keine positive – oder?«
»Nein, das auf keinen Fall.«
»Welche dann?«, fragte ich. »Und woher könnte sie stammen, sollte es zutreffen?«
Suko zuckte mit den Schultern. »Man hat auf ihn geschossen, obwohl er sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Erst als der Pfeil in seinem Körper steckte, ist es zu dieser Veränderung bei ihm gekommen, die es jetzt nicht mehr gibt.«
»Hört sich seltsam an«, murmelte ich, »und wer hat genau auf ihn geschossen?« Darüber hatten wir auf der Fahrt schon gesprochen, aber mehr am Rande.
»Das ist die Frage. Er hat mir den Mann beschrieben, aber soll ich ihm glauben?«
»Was ist so schlimm daran?«
»Er sprach von einer Gestalt, die ein Engel oder auch eine Götterfigur hätte sein können.«
»Ach, dann habe ich mich im Auto doch nicht verhört. Und dieser Typ hat auf ihn geschossen?«
»Ja. Der Pfeil steckte dann in seinem linken Bein. Zuerst war noch ein Schmerz zu spüren. Später nicht mehr. Da hatte er ihn auch problemlos aus dem Bein ziehen können, was wirklich ein Hammer ist. Und ich glaube ihm. Warum hätte er sich so etwas ausdenken sollen?«
»Ja, warum?«
»Eben, John. Ich finde, dass wir beide mit ihm noch ein paar Takte reden sollten.«
»Ja, dagegen habe ich nichts. Es liegt ja sowieso nichts an. Aber darf ich den Pfeil mal sehen?«
»Bitte.« Suko legte ihn auf den Schreibtisch und schob ihn dann zu mir rüber.
Ich nahm ihn in die Hand. Aus welchem Material er gefertigt war, fand ich nicht heraus. Er war recht leicht und mit einer dunklen Spitze versehen.
»Und?«
Ich hob die Schultern. »Er sieht normal aus und
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