1783 - Luzifers böser Amor
ersten Gerichtstermin. Ich kann mir dort sogar eine Entlassung von hier vorstellen.«
»Meinen Sie?«
»Ja, Mister Suko. Aber ich will dem Richter nicht vorgreifen und Sie zu ihm bringen.« Er stand auf und deutete mit dem rechten Zeigefinger gegen die Decke. »Mir ist aber noch etwas an ihm aufgefallen. Er hat sich verändert.«
»Wie?«, fragte ich.
»Körperlich.«
»Ist er krank?«
»Das habe ich mich auch gefragt. Ich wollte einen Arzt zu ihm schicken. Er hat es nicht gewollt, und gegen seinen Willen kann ich nichts machen.«
»Kann man die Veränderung denn sehen?«, fragte ich.
»Ja, denn es haben sich blaue Flecken auf seiner Haut gebildet. Eine Erklärung habe ich dafür nicht, aber ein Arzt müsste sich die Veränderung mal aus der Nähe anschauen.«
»Ist es sehr schlimm?«
Justin Good hob die Schultern an. »Das ist Sache der Betrachtungsweise und sehr subjektiv. Der eine hält es für schlimm, der andere nicht.«
»Okay, dann wollen wir mal.« Ich wollte endlich Kontakt mit Gant bekommen.
Wir mussten nicht weit gehen. In einem anderen Flur lagen die Zellen. Eine Gittertür wurde uns geöffnet, dann gingen wir etwa bis zur Mitte des Gangs durch, in dem es nach Essen roch. Vor einer stabilen Tür hielten wir an.
Justin Good öffnete die Tür. Er schaute selbst nicht hinein, sondern ließ uns an ihm vorbeigehen, und wir konnten endlich die Zelle betreten.
Auf eine Beschreibung möchte ich verzichten, da gab es nicht viel zu beschreiben. Wichtig war das Bett, auf dem Leo Gant rücklings lag und alles andere als gut aussah.
Er trug ein Hemd, eine Hose und Slipper an den Füßen. Das helle Hemd hatte er aufgeknöpft, aber es sah aus, als hätte er es aufgerissen. Er musste unter einem schweren Druck gestanden haben oder noch immer stehen, denn wir hörten sein heftiges Atmen. Dabei wurde der Körper regelrecht aufgepumpt und sackte nach jedem Atemzug wieder in sich zusammen.
Wir sahen auch seine Haut. Die an der Brust und auch die auf dem Gesicht.
Ja, das war nicht normal. Justin Good hatte von blauen Flecken gesprochen, das stimmte nicht mehr. Es mochten zwar Flecken gewesen sein, die aber hatten sich jetzt verändert.
Auf der Brust und im Gesicht hatte sich etwas Blaues ausgebreitet, das aussah wie dünne Farbe. Es hatte die natürliche Farbe der Haut abgelöst, und das war nicht normal. Es konnte keine normale Ursache haben.
Die Veränderung war auch Justin Good nicht entgangen. Er stand neben dem Bett, war kalkweiß geworden und wusste nicht, was er sagen sollte.
»Es ist – Sie – Sie müssen mir glauben, so habe ich ihn nicht gesehen, das ist erst in der letzten Zeit passiert.«
»Ja, wir glauben Ihnen«, sagte ich. Danach trat ich noch näher an das Bett heran und schaute den Mann intensiver an. Er hielt seine Augen offen, aber ich wusste nicht, ob er mich überhaupt wahrnahm. Jedenfalls stöhnte er jetzt leise vor sich hin, wobei sein Körper hin und wieder zuckte.
Ich sprach ihn an. Ich sagte nur seinen Namen, aber eine Antwort erhielt ich nicht. Nur das leise Stöhnen blieb weiterhin bestehen. Mein Blick fiel auf die Brust. Es war zu sehen, dass sie sich veränderte. An einigen Stellen warf sie sogar kleine Blasen, die recht schnell wieder zerplatzten.
Ich schaute noch intensiver hin, weil ich ein Muster innerhalb der Farben vermutete, aber da war nichts. Es hob und senkte sich die Brust nur unter den schweren und tiefen Atemstößen.
Justin Good kam zu einem Entschluss. »Ich lasse einen Arzt kommen. Das hier muss untersucht werden.«
»Dafür bin ich auch«, stimmte ich zu, »aber lassen Sie uns noch etwas warten.«
»Auf Ihre Verantwortung?«
»Ja, auf meine.«
Ich startete einen erneuten Versuch. »Mister Gant«, sagte ich mit leiser Stimme, »können Sie mich hören?«
Er stöhnte nur. Aber diesmal stärker, und ich sah auch, dass sich seine Augendeckel bewegten.
War das eine Antwort?
Noch mal. »Mister Gant, bitte. Wenn Sie mich hören, dann sagen Sie es.«
»Ja. Wer sind Sie?«
»Mein Name ist John Sinclair. Ich möchte Ihnen helfen.«
»Nein...«
»Wieso nicht?«
»Weil mir keiner mehr helfen kann. Ich will Ihnen auch den Grund sagen. Was ich hier erlebe, das ist ein langsames Sterben. Es wird vielleicht noch eine Stunde dauern. Ich werde innerlich zerfressen. Ich kann schon jetzt kaum noch etwas erkennen. Ich sehe Sie mehr als einen Schatten.«
»Aber Sie hören mich.«
»Noch.«
»Dann können Sie mir auch sagen, was passiert ist. Wie es zu Ihrer
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