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1784 - Geisterauge

1784 - Geisterauge

Titel: 1784 - Geisterauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass wir uns umschauen können.«
    »Stimmt, daran habe ich nicht gedacht. Ich bin einfach zu sehr durch den Wind. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Tut mir leid, dabei ist sie nicht mal erwachsen.«
    Auch das stimmte, und das war die große Tragik. Ein Kind, ein Teenager ging hin und brachte seine Eltern um. Man las oder hörte hin und wieder von derartigen Taten, doch war man selbst betroffen so wie wir, sahen die Dinge ganz anders aus.
    Jane nickte und drehte den Kopf zur Seite. Sie litt stark unter dem Anblick. Ich strich über ihr Haar und sagte mit leiser Stimme: »Bitte, ich werde jetzt die Wohnung durchsuchen.«
    »Okay, ich gehe so lange in den Flur. Ich möchte die Toten nicht mehr sehen.«
    »Tu das.«
    Die Detektivin war wirklich fertig. So hatte ich sie lange nicht mehr erlebt. Und den Schock würde sie so schnell nicht abschütteln können.
    Ich verließ den Wohnraum mit ihr zusammen. Jane blieb im Flur zurück und sie sprach mich noch mal an, bevor ich mich auf die Suche machte.
    »Bitte, John, vergiss eines nicht.«
    »Und was?«
    »Wenn sie wirklich die Täterin ist, dann muss sie beeinflusst worden sein.«
    »Ja, du meinst das Auge.«
    »Genau, es muss ihr den Befehl gegeben haben.«
    »Das kann sein.«
    Jane ballte eine Hand zur Faust. »Das ist so, John. Davon lasse ich mich nicht beirren.«
    »Richtig. Aber wir haben keinen Beweis, und den müssen wir finden.«
    Jane schaute gegen die Decke. »Dann müssen wir eben das Auge finden. Es ist die einzige Chance, um das Morden zu stoppen. Ich kann mir auch vorstellen, dass dieses Auge nicht nur eine Person unter Kontrolle hat, sondern gleich mehrere.«
    »Abwarten.«
    »Okay, John. Nimm du dir die Wohnung vor. Ich warte hier.«
    »Alles klar.«
    In mir steckte schon ein dichtes bedrückendes Gefühl, als ich anfing, die fremde Wohnung unter die Lupe zu nehmen. Sarah Lane hatte bei ihren Eltern gelebt, und bei dieser Wohnungsgröße ging ich davon aus, dass sie ein eigenes Zimmer hatte. Das wollte ich finden und es durchsuchen. Es konnte ja sein, dass ich einen Hinweis entdeckte, der uns weiterbrachte.
    Ich öffnete die Türen. Die Wohnung war recht geräumig, es gab zahlreiche Türen, die zu den verschiedenen Zimmern führten.
    Und ich fand auch Sarahs Zimmer. Einen Hinweis darauf hatte ich schon vorher bekommen. Dicht vor der Tür blieb ich stehen, weil ich hinter der Tür einen Laut vernommen hatte, der schlecht einzuschätzen war.
    Ich legte mein Ohr gegen das Holz. So konnte ich intensiver lauschen.
    Es hörte sich an, als würde ein Tier leiden. Ein Heulen und ein Jammern.
    Allerdings nicht sehr laut, eher leise und verhalten. Für mich stand fest, dass es kein Tier war, sondern ein Mensch, den ich hörte. Und mir kam auch schon ein bestimmter Verdacht.
    Etwas strich kalt über meinen Rücken hinweg. Emotionen konnte ich mir nicht leisten, ich musste cool bleiben. Die Tür hatte eine normale Klinke und ich hoffte, dass sie nicht abgeschlossen war.
    Beim ersten Versuch schon hatte ich Gewissheit. Die Tür war nicht verschlossen, ich konnte sie öffnen, war aber vorsichtig und drückte sie nicht voll auf. Alles lief nur behutsam ab.
    Und dann schaute ich in das Zimmer. Schon beim Öffnen der Tür hatte ich festgestellt, dass Licht brannte. Nicht sehr stark, mehr ein Dämmerlicht, und auch die klagenden Töne nahmen an Lautstärke zu.
    Auf mich schien niemand zu achten. War es wirklich ein Mensch oder ein Tier?
    Ich bekam freie Sicht.
    Die schmale hellblaue Couch stand der Tür gegenüber. Und dort saß Sarah Lane. Über ihre Wangen liefen Tränen, aber das blutige Messer hielt sie noch in der Hand...
    ***
    Auch dieses Bild war ein Schock für mich. Ich blieb an der Tür stehen und hielt den Atem an. Für einen Moment schien sich die Welt zu drehen, doch sehr bald bekam ich mich wieder in den Griff und sah mir alles genauer an.
    Sarah Lane saß auf ihrer Couch und klagte. Dabei kam es mir vor, als wäre sie dabei, ein Lied zu singen. Ein Totenlied für ihre Eltern. Tatsächlich hörte ich zwischendurch die Melodie eines alten Wiegenliedes, das zu früheren Zeiten den kleinen Kindern vorgesungen wurde.
    Ich war nicht gehört worden. Ein dicker Teppich hatte meine Gehgeräusche gesenkt oder überhaupt verschluckt.
    Ich sprach Sarah Lane nicht an, als ich weiterhin auf sie zuging. Ich wollte sie auch nicht erschrecken, sodass sie sich zu einer Tat hingerissen fühlte. Ich blieb erst mal ruhig, und nach drei Schritten hielt ich an. Da hatte

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