1785 - Mandragoros Angriff
anderen Menschen in unserer Umgebung. Sie waren fasziniert und zugleich abgestoßen. Hinter unserem Rücken hörten wir die Kommentare der Holtings. Wir verstanden kein Wort, aber wie sie die Worte aussprachen, ließ darauf schließen, dass sie schon entsetzt waren.
Den übrigen Zuschauern erging es ebenso. Das alles spielte sich in unserer Nähe ab, aber das Windrad war doch recht weit entfernt. Es war klar, dass wir das Unheil nicht mehr aufhalten konnten, aber wir konnten etwas anderes tun.
Hinlaufen!
Ich wollte nicht länger warten, und auch Suko verfolgte den gleichen Gedanken wie ich. Darüber sprechen konnten wir nicht, denn in diesem Augenblick geschah es.
Das Windrad kippte um.
Langsam sah es aus. Es war fast zum Lachen. Es sah ungewöhnlich aus, auch weil wir nichts hörten. Es gab auch nichts, was das Unglück aufhalten konnte, dieses mächtige Gebilde fiel um und musste nun anderen Gesetzen gehorchen.
»Ich fass es nicht«, flüsterte Skip Holting, der plötzlich neben uns stand. »Das ist doch der reine Wahnsinn.«
»Ja, aber leider wahr.«
»Und wir können nichts tun.«
»Dabei sowieso nicht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wir müssen es kippen lassen.«
»Und was passiert dann?«
Ich legte den Kopf zurück und schickte ein Lachen gegen den Himmel. »Dann werden wir uns das Geschehen mal aus der Nähe anschauen.«
Das Windrad fiel. Es hätte normalerweise schneller fallen müssen, aber es schien so zu sein, als wollte man uns hier eine große Show bieten. Und dann lag es endlich unten und war nicht mehr von uns zu sehen. Aber es hatte eine Lücke hinterlassen, das sahen wir auf den ersten Blick, und nun war es für uns an der Zeit, dass wir uns selbst informierten und zur Absturzstelle liefen.
»Komm!«
Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Suko war schon fast unterwegs, aber da gab es noch jemanden, der mit uns wollte.
»Lauft nicht allein, bitte!«, rief Skip Holting. »Ich komme mit euch!«
Wir blieben stehen. Sein Gesicht war gerötet. Er sprach noch mit seiner Frau, die auf ihn einredete und ihn wohl bat, auf der Hut zu sein.
Skip nickte nur. Dann war er bei uns, und sein Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck.
»Gehen wir!«, flüsterte er und machte den Anfang …
***
Von uns aus hatten die Windräder nicht so weit entfernt ausgesehen, doch das erwies sich als Irrtum. Wir mussten schon eine gewisse Strecke laufen. Das taten wir nicht allein, denn andere Menschen hatten das Windrad ebenfalls kippen sehen. Auch sie liefen dorthin, aber sie bewegten sich langsamer als wir. Immer wieder blieben sie stehen und schauten, wobei sie auch miteinander diskutierten. Wahrscheinlich sprachen sie über die Gefahren.
Suko und ich hatten Skip Holting in die Mitte genommen. Natürlich drehten sich auch seine Gedanken nur um ein Thema, das er nicht mehr für sich behielt.
»Was glaubt ihr denn? Ist das erst der Anfang gewesen?«
Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. »Ich kann es nicht sagen, rechnen müssen wir aber damit. Wie ich Mandragoro kenne, wird er hier weitere Zeichen setzen, und wir können nur hoffen, dass keine Menschen ums Leben kommen. Bisher haben wir ja Glück gehabt.«
»Das ist okay«, sagte Holting. »Zum Glück stehen die Räder nicht zu nahe an einer menschlichen Siedlung. Wenn sie kippen, werden sie keinen unter sich begraben können.«
»Okay.«
Wir gehörten zu den Leuten, die sich nahe an die Unglücksstelle heran wagten. Es waren auch Polizisten unterwegs und andere Freiwillige. Jeder wollte sehen, ob Menschen in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
Ein Windrad kippte nicht so einfach um. Da mussten schon mächtige Kräfte gewirkt haben. Und die hatten sich in der Erde verborgen gehalten, um zu einem bestimmten Zeitpunkt freigelassen zu werden.
In der Erde!
Und genau dort hatte ich Mandragoro schon öfter gesehen. Er war ein Dämon, er war Kraft. Er war jemand, der nur schlecht zu beschreiben war, denn er konnte sein Aussehen wechseln. Es gab auch keinen bestimmten Ort, wo man ihn finden konnte, denn sein Gebiet war die gesamte Welt.
Und er konnte sich immer wieder auf gewisse Helfer verlassen. Das hatten wir hier gemerkt. Nicht er hatte die Bohrinsel angegriffen, sondern ein Helfer, den Mandragoro als Zerstörer bezeichnet hatte. Suko und ich glaubten ihm. Es war klar, dass er weitermachen würde, und er musste eine wahnsinnige Kraft haben, dass es ihm gelungen war, ein Windrad aus dem Fundament zu reißen. So etwas war schon mehr als
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