1786 - Katzenhölle
wie?«
»Wie man es nimmt. Aber was meinst du genau damit?«
»Nun ja, du hast mir noch immer nicht verraten, ob du allein auf diesem Hof lebst. Es könnte sein, dass es bei dieser Größe …«
Sie ließ mich nicht ausreden. »Meine Katzen sind bei mir, und das sind meine treuesten Gefährten, mehr brauche ich nicht.«
Ich schaute sie an, verzog meine Mundwinkel und überlegte, ob sie wohl die Wahrheit gesagt hatte. Es war durchaus möglich, musste aber nicht sein, denn ich dachte daran, dass ich diesen Mann gesehen hatte, der mir allerdings beim zweiten Besuch noch nicht über den Weg gelaufen war. Es konnte sein, dass er im Hintergrund lauerte und erst dann eingriff, wenn es nicht mehr anders ging.
Die Katzen verloren ihr Interesse an mir. Die Krallen lösten sich von meiner Kleidung, dann glitten sie nach unten, erreichten den Boden und hockten sich dort hin.
Sie beobachteten mich weiter und ich hatte das Gefühl, dass mich die kalten Augen regelrecht sezierten, als wollten sie mich schon für eine bestimmte Todesart vorbereiten.
Es ärgerte mich, dass diese Katzen als Bedrohung schon ausreichten und dafür sorgten, dass meine Aktivitäten lahmgelegt wurden. Im Moment gab es keine Chance für mich. Wenn ich meinen rechten Arm auch nur ansatzweise in eine bestimmte Richtung bewegte, dann griffen sie zwar nicht an, waren aber sprungbereit. Sie würden eher in meinem Gesicht landen, als ich meine Waffe hätte ziehen können.
Ich fügte mich.
Das sah auch Kitty Lavall, die neben mir herging, denn jetzt verließen wir das Zimmer.
»Wohin geht es?«, wollte ich wissen.
Kitty lachte. »Das wirst du früh genug merken. Ich werde dir die Zeit bis zum Abend ein wenig verkürzen.«
»Wie nett von dir.«
»Das kannst du wohl sagen.«
Und dann gelangten wir ins Freie. Die Lavall, die Katzen und ich. Und es war niemand da, der uns beobachtet hätte. Ich schaute mich sofort um und suchte nach einer Chance, zu entwischen.
Die gab es nicht. Ich würde Probleme bekommen, es gab nirgendwo Hilfe für mich, so war ich nach wie vor auf mich allein gestellt.
Die Katzen wichen mir keinen Moment von der Seite. Sie schauten zudem zu mir hoch, als wären sie bereit, mit mir zu kommunizieren. Darauf konnte ich verzichten. Mir war allein wichtig, zu erfahren, was diese Katzenmutter im Schilde führte. Leider tat sie mir nicht den Gefallen, es mir mitzuteilen.
Ich hörte nur ihre Anweisungen, doch auch die hielten sich in Grenzen, denn ich wurde zu dem Haus geführt, das dem anderen gegenüberlag. Aber wir betraten es nicht an der breiten Seite, sondern gingen bis zum Ende, bogen dann um die Ecke und standen an der schmalen Seite vor einer Tür.
Die war im Moment für mich uninteressant, weil ich etwas Bestimmtes sah, was nicht zu übersehen war.
Es war ein Baum. Ein kahler Baum. Einer der tot sein musste, weil er keine Blätter trug. Es gab nur die kahlen Äste, die sich in den Himmel reckten, doch auch das war nicht wichtig, denn es gab etwas, das meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
Von einem Ast hing eine Schlinge nach unten. Ein Galgenstrick, um es auf den Punkt zu bringen. Ich schaute hin, schluckte, maß mit meinen Blicken nach und ging davon aus, dass durch diese Schlinge auch der Kopf eines Menschen passte. Und plötzlich spürte ich ein schwaches Kratzen an meinem Hals. Es war so etwas wie ein Placebo-Effekt, denn noch hing ich nicht in der Schlinge, und ich wollte auch nicht, dass es dazu kam.
Kitty Lavall hatte meinen Blick bemerkt. Sie lachte leise und fragte: »Na, denkst du daran, dass du dort bald mal hängen könntest?«
»Dagegen habe ich etwas.«
»Kann ich mir denken, aber mir macht es Spaß, als Zuschauerin zu fungieren.«
»Kann ich mir denken.«
Ich wartete darauf, dass wir weitergehen würden. Das trat nicht ein, denn wir hatten unser Ziel erreicht. Auch weiterhin drückten sich die Katzen gegen meine Beine. Als wollten sie mir damit klarmachen, dass sie noch vorhanden waren.
Ich wartete darauf, dass ich eine Anweisung erhielt. Von den Tieren bestimmt nicht, aber die Lavall ließ sich auch nicht lange bitten. Sie sagte: »Du stehst vor der Tür. Ich will, dass du sie öffnest.«
»Und dann?«
»Wirst du es sehen.«
Es war einfach zu erraten. Sie wollte mich aus dem Verkehr ziehen und das nicht in dem Haus, in dem sie lebte, sondern in diesem anderen. Ich wusste nicht, wie es innen aussah, konnte mir aber vorstellen, dass es alles andere als gemütlich war.
Verschlossen war die
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