1787 - Maras Blutlust
helfen, das kann ich dir versprechen, denn sie kennt immer nur ein Ziel. Sich selbst zu verwirklichen. Und dazu braucht sie hin und wieder Helfer. Solche wie dich, die sie leicht aus dem Weg räumen kann.«
Mara musste die Worte schlucken. Es war hart für sie. Eine Welt war für sie zusammengebrochen.
Ich fragte mich, wie es weitergehen würde. Die Cavallo musste doch wissen, dass ich stärker als Mara war. Welchen Trumpf hielt sie noch in der Hinterhand?
Ich wusste es nicht. Allerdings hoffte ich jetzt darauf, dass Mara mir die entsprechenden Auskünfte geben konnte. Sie hatte sich noch längst nicht beruhigt. Sie stand auf der Stelle und schüttelte den Kopf. Was sie dachte, wusste ich nicht. Ich hoffte nur, dass die Cavallo ihr mehr über ihre Pläne verraten hatte.
»Wie sollte es enden?«, fragte ich die Blutsaugerin.
Mara reagierte. Nur nicht so, wie ich es erwartet hatte. Sie schrie mich an und dann stieß sie zu …
***
Es war ein regelrechter Hassausbruch. Mara hielt den Pfahl mit beiden Händen fest und wollte ihn mir in die Brust rammen.
Ich war zu schnell weg.
Der Stoß verfehlte mich.
Sie holte bereits erneut aus, als ich bei ihr war und ihr die Beine wegtrat. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Rücken. Jetzt war für mich die beste Gelegenheit, auf sie zu schießen und dem Vampirspuk ein für alle Mal ein Ende zu bereiten, doch ich tat es nicht. Ich entriss ihr nur den Pfahl und steckte ihn wieder ein.
Sie warf sich herum. Ihr Schrei verhallte im Gang. Sie sprang auf die Füße, suchte mich, sah mich dann, und sie sah auch meine Pistole, die ich so festhielt, dass sie in die Mündung schauen konnte.
»Einen Schritt, eine falsche Bewegung, und die Silberkugel zerstört deine Existenz.«
Sie war schon in der Vorwärtsbewegung gewesen. Jetzt aber stoppte sie ab und breitete die Arme aus.
»Beruhige dich wieder.« Ich brauchte sie noch, denn ich wollte wissen, was die Cavallo im Schilde führte.
»Was willst du?«, zischte sie.
»Erfahren, was Justine Cavallo vorhat. Welche Pläne verfolgt sie an diesem Tag?«
Mara schüttelte den Kopf.
Ich lachte sie aus und sagte dann: »Glaubst du denn noch immer an sie?«
»Sie schafft es. Sie wird dich vernichten.«
»Ja, und dich auch. Sie hat dich getäuscht. Du bist auf sie reingefallen, ist dir das nicht klar? Sie will uns beide vernichten, und ich möchte jetzt von dir wissen, wie sie das schaffen will. Es ist ja nicht so einfach.«
Mara öffnete den Mund. Sie zeigte ihre Zähne. Ich rechnete mit einem Angriff, aber sie hielt sich zurück. Stattdessen dachte sie über meine Frage nach und gab mir dann die Antwort.
»Du solltest verbrennen. Sie wollte sehen, wie dein Körper zerschmilzt, sie wollte dich den Flammen übergeben.«
»Aha, und wie oder wann sollte das geschehen?«
»Hier natürlich.«
Klar, dachte ich. Klar, das war hier der beste Platz. Ich fing plötzlich an, rot zu werden. Endlich war mir ein Licht aufgegangen. Und das war nicht eben eine große Leuchte. Bis ich noch mal über die Antwort nachdachte.
Sie hatte recht. Das hier war ein Ort, an dem man verbrennen konnte. Hier oben fanden die Flammen genügend Nahrung. Sie würden alles in Windeseile erfassen und zerfressen. Sie würden einen wahnsinnigen Rauch produzieren, durch den ich ersticken konnte, da musste ich nicht mal verbrennen.
Welche Möglichkeiten gab es?
Ich sah nur eine. Und das war die Flucht. Nichts anderes mehr.
Zurück zur Luke, hindurchschlüpfen und zusehen, so schnell wie möglich das Haus zu verlassen.
Was ich vorhatte, brauchte Mara nicht zu wissen. Ich sagte ihr deshalb nichts und machte mich auf den Rückweg. Es war nicht weit bis zur Luke. Ich freute mich schon darauf, mich nach unten gleiten zu lassen, und musste im nächsten Moment einen Fluch loswerden. Es gab keine Luke mehr, man hatte sie verrammelt. Jetzt lagen breite Balken über ihr, und die waren mit dem Boden fest verbunden, sodass ich sie nicht hoch bekam.
Das war die Falle.
Aber das war nicht alles. Es ging weiter, wie ich Sekunden später feststellte, denn da kitzelte der erste Rauchgeruch meine Nase …
***
Also doch, es war das Feuer. Die perfekte, die sichere Sache in einem Raum wie diesem. Ich ging auch davon aus, dass sich die Flammen blitzschnell ausbreiten und nach mir greifen würden.
Noch sah ich sie nicht, aber der Geruch nach Verbranntem steigerte sich. Wenn ich mich konzentrierte und in die Richtung schaute, aus der
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