1788 - Der Zombie-Sumpf
ist.«
»Bingo!«
Sofort winkte Karina ab. »Mach jetzt keine Pferde scheu. Es war nur eine Idee.«
»Ich weiß. Aber keine schlechte, denke ich. Und dort wohnt auch Olga Schaljapin, oder?«
»Allerdings.«
»Dann ist es doch auch unser Ziel. Was hält uns dann noch hier?«
»Gar nichts«, sagte Karina, ging an mir vorbei, verließ das Haus mit dem eingestürzten schrägen Dach und blieb stehen.
»Ist was?«
»Ja. Hast du noch mehr erkennen können?«
»Nein, habe ich leider nicht. Ich weiß auch nicht, ob die Gestalt aus Haut und Knochen besteht. Möglicherweise ist es auch ein reines Schlammwesen. Wer kann das schon genau sagen?«
Karina klatschte in die Hände. »Wäre gar nicht mal so schlecht. Schlamm trocknet und dann fängt er an zu bröckeln. Das würde uns viel Arbeit abnehmen.«
Ich lachte. »Wenn du meinst.«
»Nein, davon träume ich.« Sie schlug nach den Mücken. »Lass uns fahren, ich bin es leid.«
»Danke, ich auch.«
Wir hatten genug gesehen. Jeder von uns ging davon aus, dass eine Unperson wie dieses Sumpfmonster unterwegs war, um sich neue Opfer zu holen.
Wir konnten nur darauf setzen, dass wir schneller waren als dieser Sumpf-Zombie …
***
Und es ging doch!
Olga Schaljapin hatte schon nicht mehr damit gerechnet, dass sie noch Schlaf finden würde. Letztendlich hatte es geklappt, und sie wachte erst dann auf, als es nicht nur schon hell war, sondern die Sonne schon an Kraft gewonnen hatte.
Etwas benommen stand sie auf und blieb zunächst auf dem Bettrand sitzen, die Hände gegen das Gesicht gedrückt. Sie sagte nichts, atmete nur einige Male ein und wieder aus und stellte fest, dass es schon ziemlich warm geworden war. Sie raffte sich auf, ging zum Fenster und schaute nach draußen.
Da stand sie wieder am Himmel. Die große grelle Morgensonne, die einen dunkelgelben Kreis bildete. Es kam daher, weil noch die Dunstschleier vor ihr lagen. Wenn so etwas passierte, sprachen die Menschen davon, dass der Sumpf ausatmete.
Der Sumpf!
Er war immer da. Er bestimmte alles. Es verging keine Minute, wo nicht irgendwo in der Nähe über ihn gesprochen wurde. Er war der wahre Herrscher, und die alten Bewohner erinnerten sich daran, dass vor vielen Jahren die Grundstücke von der Regierung an die Datschen-Bewohner verschenkt worden waren, um überhaupt Menschen in diese Gegend zu bringen. Jetzt konnte man froh sein, eine Datscha zu besitzen, denn vieles war teuer geworden. Sogar der Grund und Boden hier in der Nähe des Sumpfes. Nicht alle Bewohner zogen im Winter in die große Stadt. Es gab noch genügend, die in ihren Häusern blieben.
Sie stand auf. Die Gedanken an die Nacht wollten nicht weichen. Sie waren immer vorhanden, und jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie das Gesicht vor sich.
Nein, das war kein Gesicht. Das war eine Fratze. Es war abstoßend. Es war widerlich. So sah kein Mensch aus, dafür aber ein Monster, und sie ging davon aus, dass ihr Mann und auch Wolnikow von demselben Täter umgebracht worden waren.
Und jetzt bin ich an der Reihe!
Der Gedanke kam ihr urplötzlich. Ihr wurde heiß und kalt zur selben Zeit. Ja, er hatte sie vorgewarnt. Er würde kommen und sie dann brutal vernichten. Der Gedanke daran war für sie schlimm.
Sie riss sich zusammen und stieg unter die Dusche. Viel Wasser floss nicht aus. Zudem war es so seltsam lauwarm. Da war wohl wieder was mit der Hauptleitung, oder es duschten zu viele Menschen in der kleinen Siedlung gleichzeitig. Letztendlich konnte es ihr egal sein, sie schaffte es noch, sich den Schaum vom Körper spülen zu lassen, dann trocknete sie sich ab, zog sich ein dünnes Leinenkleid an und ließ sich dann am Küchentisch nieder.
Der Kaffee war schon durchgelaufen. Sie ging gegen die Hitze mit heißem Kaffee an, den brauchte sie einfach. Viel essen musste sie am Morgen nicht. Ihr reichte ein Ei, das sie in die Pfanne schlug und es mit einem Stück Brot zusammen aß.
Der Tag lag vor ihr. Was würde er bringen? Wieder ein Tag ohne ihren Mann. Sein Bild stand auch in der Küche, versehen mit einem schwarzen Trauerflor.
Sie schaute zur Decke und merkte, dass ihre Augen feucht wurden. Ohne Igor war sie allein. Und nicht nur das. Sie hatte auch keine Ideen, und sie kam gegen die fremden Männer nicht an, die hin und wieder anriefen und etwas von ihr wollten, was sie nicht wusste. Es ging dabei um ihren Mann und um seinen Tod. Davon wollten die Namenlosen mehr wissen, sie konnte es ihnen aber nicht sagen und legte deshalb bei
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