1788 - Der Zombie-Sumpf
den Gesprächen sofort auf.
Und doch fürchtete sie sich vor den Anrufen. Sie wusste nicht, wer dahintersteckte, sie kannte nur Stimmen, aber die hatten sich gefährlich angehört. Warum man gerade sie ausgewählt hatte, war ihr unklar, und sie wollte es auch nicht wissen. Ja, sie wollte mit all den Dingen einfach nichts zu tun haben.
Es konnte natürlich sein, dass ihr Mann mitgemischt hatte, da war sie sich nicht sicher.
Der Tag lag noch vor ihr und Olga überlegte, ob sie nicht in die Stadt fahren sollte. Nicht hinein bis in die Moskauer City, nein, es gab Vororte, in denen sie sich wohl fühlen konnte, einen Einkaufsbummel machen, was sie schon immer gern getan hatte.
Wenn sie hier blieb, würde sie unter Umständen Ärger bekommen. Der unheimliche Besucher hatte sie bestimmt nicht vergessen. Ein Auto besaß sie auch. Es war ein älterer Lada, der noch immer seine Pflicht tat, und darüber war sie froh.
Ja, sie wollte fahren. Noch etwas überziehen, dann in Richtung Moskau fahren und dort nach Ablenkung suchen.
Sie kam nicht mehr dazu, sich umzuziehen, denn ihr Handy meldete sich. Diesen Empfang gab es hier, was sie als einen Vorteil ansah, der auch negative Seiten hatte.
So wie jetzt!
Sie blieb neben ihrem Handy stehen, das im Flur auf einem kleinen Tisch lag. Das Gespräch annehmen oder nicht. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt worden.
Sie meldete sich.
»Ja, wer ist da?«
»He, kennst du uns noch?«
Olga schloss die Augen. Ja, sie kannte den Anrufer und kannte ihn trotzdem nicht. Aber sie hasste ihn. Es war der Mann, der sie schon öfter angerufen hatte.
»Was wollen Sie?«
»Das weißt du doch.«
»Ich weiß, dass ich nichts weiß.«
»Oh …«, sang der Sprecher. »Da haben wir ja eine kleine Philosophin, toll.«
»Was wollen Sie?«
»Das werden wir dir gleich sagen.«
»Wie sagen?«
Der Anrufer lachte scharf. »Wenn wir bei dir sind, meine Liebe, ja, wenn wir bei dir sind. Und das wird nicht lange dauern, kann ich dir sagen.«
Sie schluckte. Sie atmete scharf durch die Nase und sie merkte, dass ihr das Blut in den Kopf stieg. Dass es so weit kommen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Aber das war jetzt auch egal. Wehren konnte sie sich nicht gegen die Fremden. Und wenn sie jetzt wegfuhr, brachte das auch nichts. Man würde sie finden.
»Aber was wollt ihr denn?«, rief sie in den Hörer. »Ich habe euch nichts getan und ich weiß wirklich nichts. Das müsst ihr mir einfach glauben.«
»Halt deinen Mund, wir haben unsere eigenen Ideen und unsere eigenen Fragen. Solltest du versuchen, vor uns zu fliehen, ist das kaum möglich, denn wir sind bereits in der Nähe. Ich gebe dir den Rat, dich auf uns einzustellen.«
Sie wollte etwas erwidern, doch dazu kam sie nicht mehr. Die andere Seite hatte die Verbindung unterbrochen.
Olga Schaljapin stand in der kleinen Diele und spürte ihren Herzschlag wie ein kleines Trommelfeuer. Sie konnte im Moment an nichts mehr denken, auch nicht daran, ob die andere Seite vielleicht geblufft hatte. Das war durchaus möglich, da machte sie sich keine Illusionen, aber verlassen konnte man sich darauf nicht. Und sie fragte sich immer wieder, wer diese Männer waren. Nicht, dass sie sich nicht einmal namentlich vorgestellt hatten, da gab es noch etwas anderes, das sie störte.
Olga wusste nicht, für wen sie arbeiteten. Auf eigene Rechnung bestimmt nicht. Hier im Land arbeitete jeder für irgendeinen anderen Menschen oder eine Organisation. Auch wenn das offen nicht zugegeben wurde.
Nicht aus dem Haus gehen, warten, um dann eine grausame Wahrheit zu erleben, die in diesem Fall bereits anfing, denn sie hörte, dass draußen ein Auto hielt und das Geräusch des Motors mit einem leisen Nachstottern erstarb.
Olga ging zum Fenster der kleinen Küche. Ja, da stand der fremde Wagen. Soeben wurden die beiden vorderen Türen geöffnet, und zwei Männer stiegen aus. Sie trugen Jacken trotz der Hitze. Der Stoff verbarg ihre Waffen.
Sie hatten ein Ziel, auf das sie zugingen. Es war das Haus, in dem Olga Schaljapin wohnte …
***
Ich war froh, dass ich schon eine Nacht lang hier in dem Land geschlafen hatte, so machte mir auch die Zeitumstellung von drei Stunden wenig aus. Ich saß neben Karina im Auto und wartete darauf, dass sie den Volvo startete, was sie noch nicht tat und erst mal etwas sagte.
»Was hat er vor?«
»Er will zu den Menschen.«
»Ja, aber zu welchen?«
»Das werden wir hoffentlich sehen, und wir müssen früh genug dort
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