1788 - Der Zombie-Sumpf
geschehen. Es war besser, wenn sie keinen Widerstand leistete. Das kannte sie noch aus früheren Zeiten.
Der Mann trieb sie bis ins Wohnzimmer und schleuderte sie dort in einen Sessel.
»Da bleibst du sitzen!«
Olga nickte nur. Sie war froh, dass nichts weiter passierte. Bis jetzt nicht.
Der Glatzkopf blieb vor ihr stehen und sagte nichts. Er beobachtete sie nur. Die Hände hatte er hinter seinem Rücken verschränkt. Er war der Mann, der nur den Anfang machte und dann Pause hatte, denn der Chef der beiden war der Rotblonde, der langsam durch den Raum schritt und sich dort alles anschaute.
Den Fußboden sah er sich ebenso an wie die Bilder an den Wänden, nickte einige Male und blieb dann so stehen, sodass er von Olga gesehen werden konnte.
»Nett hast du es hier, wirklich.«
Olga gab keine Antwort. Sie lächelte nur verkrampft. Ein Verdacht war in ihrem Innern entstanden. Sie wusste plötzlich, dass man sie verhören würde. So fingen sie immer an. Ganz harmlos, dann kamen sie zur Sache.
Der Rothaarige blieb vor ihr stehen. Er hatte seinen Kopf leicht gesenkt. Olga sah die zahlreichen Sommersprossen auf seiner Haut, die kleine Nase, den ebenfalls kleinen Mund, und sie sah auch die kalten Augen. Sie konnte nicht mal sagen, welche Farbe die Pupillen hatten, eigentlich waren sie farblos.
»Es wäre doch schade, nicht?«, flüsterte er.
Olga reagierte so, wie er es sich vorgestellt hatte. »Was wäre denn schade?«
»Wenn das alles hier kaputt gehen würde. Dich eingeschlossen, meine Liebe.«
Sie hatte mit einer derartigen Antwort gerechnet und schaffte es auch, nicht so heftig zu erschrecken. Nur ein scharfer Atemzug jagte durch ihre Nase.
»Klar?«
»Nein«, flüsterte sie.
»Dann muss ich deutlicher werden. Mein Freund und ich wollen, dass du uns Fragen beantwortest. Sie sind ganz einfach, und die Antworten wären entsprechend. Ach ja, damit das Ganze etwas persönlicher ist, ich heiße Yuri.«
»Ja, verstehe. Aber ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Bitte, da bin ich überfragt.«
»Das wirst du noch hören. Vorweg schon mal eines. Es geht um deinen Mann.«
»Der ist tot.«
»Richtig. Aber manchmal können Tote auch im Nachhinein noch etwas erklären.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Keine Bange, das wirst du bald. Dein Mann war etwas Besonderes.«
»Er war Biologe.«
»Richtig.«
»Aber das ist nichts Besonderes.«
»Bei ihm schon«, behauptete Yuri, »er war ein besonderer Wissenschaftler. Er ist auch aus bestimmten Gründen hierher gezogen, das weißt du auch.«
»Ja, ihn faszinierte das Moor. Er hat darüber geforscht.«
»Super. Weiter so.« Yuri lächelte kalt. »Und er hat etwas herausgefunden.«
»Ja, das hat er öfter. Der Sumpf war für ihn eine wahre Fundgrube.«
»Ich meine etwas Bestimmtes. Er hat sich selbst mit seinem Mörder bekannt gemacht. Er hat den Zombie gesehen …«
Yuri ließ seine Worte ausklingen, und die Frau war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen, wollte lachen, wollte den Kopf schütteln oder irgendeine Antwort geben, aber sie tat nichts. Sie blieb einfach nur sitzen.
Das gefiel Yuri nicht. »He, warum sagst du nichts?«
»Ja, was soll ich denn sagen?«
»Mich bestätigen.«
Olga stöhnte auf. »Es ist unmöglich, das kann ich nicht.«
»Das ist schade, Olga, sehr schade. Ich gebe dir einen guten Rat. Denk noch mal nach. Ich will nur von dir wissen, was dein Mann über seine Entdeckung gesagt hat. Mehr ist das nicht, aber für uns ist es wichtig.«
Es hatte sich alles so harmlos angehört, aber das war es nicht, Olga wusste es. Sie kannte die Typen, die so taten, als wären sie Freunde, und sie sah auch, wie der zweite Typ etwas hervorholte, was wie ein Schal aussah.
Sie blickte nicht mehr hin und dachte an ihren Mann und auch darüber nach, was er in den letzten Tagen seines Lebens alles getan hatte. Er war seinem Job nachgegangen. Er hatte Stunden im Sumpf verbracht. Mit seinem Rad war er an immer andere Stellen gefahren, und eines Abends war er später als normal zurückgekehrt, und er war nicht nur nachdenklich, sondern auch sprachlos gewesen.
Olga hatte ihn auf sein Verhalten angesprochen und als Antwort nur ein Kopfschütteln bekommen. Er wollte nichts sagen. Nur einmal hatte er angedeutet, dass man sich irgendwann mal Gedanken über Kreaturen machen sollte, die es eigentlich nicht geben durfte, die aber trotzdem existierten. Konkreter war er nicht geworden, obwohl sie nachgefragt hatte.
»Es
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