1788 - Der Zombie-Sumpf
Flur.
Der Rotblonde würde sie aber nicht laufen lassen, damit musste sie rechnen, also konnte es nur den ungewöhnlichen Weg geben. Den durch das Fenster.
Sie hörte Yuri und seinen Kumpan miteinander sprechen.
»Was ist denn?«, rief Yuri in den Flur hinein.
»Keine Ahnung. Er ist noch draußen.«
»Und weiter?«
»Der will rein, glaube ich.«
»Dann lass ihn!«
»Was?«, keuchte der Glatzkopf.
»Ja, Mann, lass ihn rein!«
»Bist du verrückt?«
»Nein, das bin ich nicht. Denk an unseren Auftrag. Wir sollen ihn bringen. Lebendig herbeischaffen. Nur das zählt. Alles andere kannst du vergessen.«
»Dann willst du nicht schießen?«
»Nur im Notfall.«
Eine kurze Pause entstand. Dann war wieder die Stimme des Glatzkopfs zu hören. »Okay, und wie machen wir es?«
»Du öffnest ihm die Tür. Dann werden wir sehen, was alles passiert. Ganz einfach.«
»Du hast Nerven.«
»Mach schon!«
Eigentlich hatte Olga Schaljapin vorgehabt, durch das Fenster zu verschwinden. Den Vorsatz hatte sie jetzt aufgegeben, denn wie die beiden Killer sich verhielten, das war viel interessanter. Sie wollten den Mörder in ihre Fänge bekommen.
Olga hielt sich bereits in der Nähe des Fensters auf und wartete dort, was sich ereignen würde. Im Moment herrschte Sendepause zwischen den beiden Männern. Es waren nur dumpfe Geräusche zu hören. Wahrscheinlich schlug jemand gegen die Haustür.
»Ich lass ihn jetzt rein!«
»Ja, mach schon.«
Der Glatzkopf lachte kichernd. Bestimmt eine Reaktion der Anspannung. In den folgenden Sekunden war nichts mehr zu hören, bis plötzlich ein Schrei ertönte.
Auch die Frau hatte ihn gehört. Sie wusste nur nicht genau, wer ihn ausgestoßen hatte. Für sie war es so etwas wie eine Warnung. Und sie nahm sie ernst.
Sie riss das Fenster auf. Plötzlich konnte sich die Frau schnell bewegen. Da das Fenster recht tief lag, gab es für sie kein Problem.
Sie kletterte hindurch, ließ die Kampfgeräusche hinter sich und sprang in den Garten, der eigentlich keiner war und mehr einem Stück Wiese glich.
Sie landete im Gras, und dann tat sie das, war ihr der Reflex befahl.
Sie rannte weg …
***
Karina kannte Olga Schaljapin nicht. Sie wusste also auch nicht, wie sie aussah und wo sie wohnte. In irgendeiner der Datschen, die wir sahen, als wir die Ansammlung dieser Häuser erreichten.
Man konnte wirklich nicht von einem Dorf sprechen. Da es Platz genug gab, hatte jeder sein Haus so gebaut, wie er es hatte haben wollen. Und er hatte sich auch den Platz aussuchen können. Das sahen wir bereits beim Einfahren in die kleine Siedlung.
So etwas wie eine Straße war nicht gebaut worden. Man konnte davon ausgehen, dass der Weg einfach nur entstanden war, weil dort die meisten Menschen hergingen und auch Autos fuhren. Da wuchs kein Gras mehr, und so etwas wie eine lehmige Fahrbahn war entstanden. Mein Fall war es nicht, hier zu leben, aber das brauchte ich auch nicht. Zwischen dem dichten Grün der Vegetation malten sich die Häuser ab. Zumeist in der Farbe grau. Aber es gab auch welche, die farbig gestrichen waren. So gab es welche in gelber, grüner und auch blauer Farbe.
Wir fuhren langsam. Beide bewegten wir unsere Köpfe. Und ich fragte: »Gibt es hier so etwas wie einen Mittelpunkt?«
»Wohl kaum, John. Mit einem Markplatz kannst du nicht rechnen.«
»Schade.«
Ich schaute wieder durch ein Seitenfenster. »Es ist auch wenig los hier.«
»Ja, wir haben kein Wochenende.«
»Aber Urlaubszeit.«
»Stimmt.«
Der Volvo rollte aus. Ob wir nun den Mittelpunkt dieser Ansiedlung erreicht hatten, wussten wir nicht. Aber wir hatten uns eine Stelle aussuchen müssen, wo wir abwarteten.
Beobachtet wurden wir auch. Links von uns standen zwei Datschen zwischen schmalen Birken. Eines der Häuser war mit einer Veranda ausgestattet. Dort saß ein alter Mann auf einem Stuhl, rauchte Pfeife und hielt den Kopf so gedreht, dass er uns sah.
»Nicht schlecht«, sagte ich.
»Was meinst du?«
»Ich denke an den Alten dort. Den könnten wir mal fragen, wo wir hinmüssen.«
»Das habe ich mir auch gedacht.«
»Dann los.«
Wir stiegen aus. Irgendwo kläffte ein Hund. Im Auto hatten wir nicht gemerkt, welche Temperatur draußen herrschte. Das bekamen wir jetzt mit. So heiß war es nicht mal, dafür sehr schwül, und die Luft hatte sich mit Feuchtigkeit angereichert, sodass sie fast mehr zu trinken war als zu atmen.
Und es war still. Seltsam still. Alles passte meiner Meinung nach zu dieser Gegend. Auch der
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