1788 - Der Zombie-Sumpf
ist besser, wenn du nichts weißt.« So hatte seine Antwort gelautet, und dabei war es auch geblieben.
Der Glatzkopf war mit seiner Arbeit fertig. Er hatte in den Schal einen Knoten geschlungen. Lässig bewegte er ihn hin und her, und dabei war in seine Augen so etwas wie das Funkeln einer Vorfreude getreten.
Yuri lächelte wieder. »So, die Zeit ist um. Ich war wirklich großzügig. Jetzt möchte ich von dir wissen, was dir dein Mann über seine Aktivitäten erzählt hat.«
Olga Schaljapin schaute hoch. Sie konnte nur die Wahrheit sagen und flüsterte: »Nichts, gar nichts.«
»Das ist aber schade.«
»Ja, ich weiß, es ist schade, aber mein Mann war ein Eigenbrötler. In manchen Dingen, meine ich. Da hat er sich nicht reinreden lassen. Er war so.«
Yuri sagte: »Es ist schade für dich.«
»Ähm – wieso?«
Yuri sagte nichts. Er hatte alles im Griff. Er bewegte nur seinen rechten Zeigefinger, den er leicht gekrümmt hatte, und schon setzte sich der Glatzkopf in Bewegung. Er ging sehr leise, und so waren auch die leisen Worte von Yuri zu hören.
»Mein Freund wird deinem Gedächtnis jetzt ein wenig nachhelfen«, sagte er.
Sie ahnte, was kam, schüttelte den Kopf und erntete als Reaktion nur ein bedauerliches Achselzucken.
Dann stand der Glatzkopf vor ihr. Seine Augen waren irgendwie wässrig. Er atmete schnaufend, die Lippen zuckten, und er schaute auf seinen Schal mit dem dicken Knoten.
Ansatzlos schlug er zu. Der Schal bewegte sich, aber noch schneller der Knoten. Er traf das Gesicht der Frau, deren Kopf nach hinten gedrückt wurde und die sich von der Attacke kaum erholen konnte, denn schon wieder war der Schal auf der Reise.
Diesmal sorgte der Knoten dafür, dass sich der Schal blitzschnell um den Hals der Frau wickelte und anfing, sie zu würgen.
Sie schnappte nach Luft. Noch war das möglich, aber sie konnte nicht mehr tief einatmen, denn der Glatzkopf, der ein Ende des Schals umklammert hielt, zog daran, und jetzt merkte die Frau, dass ihr die Luft schon knapper wurde.
Das sah auch Yuri. Er stand da, die Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt, und er schaute zu, wie die Dinge sich so entwickelten. Das Problem hatte Olga. Sie kämpfte mit der Luft, denn davon wurde ihr immer mehr geraubt.
Sie hielt den Mund weit offen. Sie saß auch nicht mehr still, sondern warf ihren Oberkörper von einer Seite zur anderen, ohne jedoch etwas zu erreichen.
Ihr Peiniger grinste nur. Ihm machte es Spaß und er hätte wohl so lange weiter gemacht, bis die Frau keine Luft mehr brauchte.
Das wollte Yuri nicht. Noch nicht. Deshalb gab er seinem Kumpan ein neues Zeichen.
Der Glatzkopf nickte. Es sah irgendwie bedauernd aus. Aber er musste gehorchen und löste den Schal durch entgegengesetzte Drehbewegungen vom Hals der Frau.
Olga bekam wieder Luft. Sie hatte den Mund weit aufgerissen, ebenso die Augen. Sie saugte die Luft ein. Ihre Augen waren gerötet, und am Hals zeichneten sich Flecken ab. Sie gab Geräusche von sich, die an Würgen erinnerten, und manchmal zischte es, wenn sie die Luft in ihre Lunge saugte.
Ihr Peiniger war zu Seite gegangen, so hatte Yuri freie Bahn. Er würde die Fragen noch mal stellen und hoffte auf Antworten. Gab es keine, würden sie beim Weggehen eine Leiche zurücklassen. Das würde auch passieren, wenn sie Antworten bekamen. Zeugen waren ihnen zuwider.
Yuri ließ in seiner Frage eine gewisse Besorgnis mitklingen. »Geht es Ihnen besser?«
Olga nickte, weil sie nicht reden konnte.
»Das ist schön.«
Die Frau musste einatmen. Im Hals spürte sie ein Kratzen. Sie bat um einen Schluck Wasser. Yuri schickte den Glatzkopf los, um ihr den Wunsch zu erfüllen.
»Es ist doch alles so einfach. Du musst nur meine Fragen beantworten.«
Olga nickte.
Yuri wusste nicht, ob er es positiv aufnehmen sollte oder negativ. Er dachte erst mal über nichts nach. Dafür schaute er zu, wie sein Kumpan der Frau ein halb volles Wasserglas zwischen die griffbereiten Hände drückte.
Sie hob das Glas an und trank. Sie schlürfte dabei, das kalte Wasser tat ihr gut und sie leerte das Glas bis zum letzten Tropfen. Dann stellte sie es weg. Jetzt war zu sehen, dass ihre Hände zitterten.
»So«, sagte Yuri. »Ich sehe dir an, dass es dir besser geht und du sicherlich auch reden kannst.«
»Ich weiß nichts«, krächzte sie.
»Abwarten.« Er lächelte wieder und formulierte die nächste Frage, die eigentlich alles beinhaltete, was er wissen wollte.
»Was hat dir dein Mann über das Sumpf-Geschöpf
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