1789 - Der Fluch aus dem Norden
dass er hin und wieder Meldungen an seine Zentrale abgab. Das geschah über ein besonderes Telefon. Es konnte so leicht nicht abgehört werden.
Er ging in seine Kabine, schloss ab und kam sich vor wie ein Gefangener, der in eine Zelle gesperrt worden war. Aber dort gab es ein Fenster. Hier nicht. Wo es eigentlich hätte sein müssen, war eine Landschaft gemalt worden. Man sah das Meer, eine prächtige Sonne und auch Wolken am Himmel.
Ole Olbring setzte sich auf das Bett. Er holte den kleinen Apparat hervor, tippte eine Nummer ein und wartete. Es dauerte nicht lange, da stand die Verbindung.
Eine kalte Stimme drang an sein Ohr. »Bitte reden Sie.«
Zuerst musste er ein Codewort nennen, dann wurde er aufgefordert, eine Meldung abzugeben.
Er machte alles richtig. Vorwürfe gab es keine und er fragte dann, was er unternehmen sollte.
»Tun Sie selbst nichts. Beobachten Sie nur und geben Sie die Meldungen durch.«
»Ja, das habe ich verstanden. Aber ist denn in der Zentrale nichts darüber bekannt, warum die beiden Männer hier sind?«
»Nein, wir wissen nichts. Es kann sein, dass sie an Bord gekommen sind, um jemanden zu beobachten. Aber das ist alles nicht sicher, und es gibt auch keine Hinweise auf einen Menschen, der sich auf dem Schiff versteckt. Wir haben uns die Passagierliste geben lassen, und wir mussten leider passen.«
»Ja, das sehe ich ein. Und an eine Vergnügungsreise wollen wir nicht glauben?«
»So ist es. Leute wie Sinclair und dieser Suko, die reisen nicht zum Vergnügen.«
»Okay, dann halte ich die Augen auf.«
»Tun Sie das. Und denken Sie daran, uns Meldung zu machen, sobald etwas passiert oder Sie ungewöhnliche Dinge bemerken.«
»Das werde ich tun.« Es war sein letzter Satz. Danach war die Verbindung getrennt.
Er blieb auf der Bettkante sitzen und schüttelte den Kopf. Der Fall wurde immer komplizierter. Er war nicht in der Lage, Land zu sehen. Er fühlte sich leicht verarscht. Irgendwo hingestellt mit der Vorgabe, sich jetzt mal kräftig durchzubeißen.
Das war nicht möglich.
Es gab nichts, wohin er hätte beißen können. Alles sah irgendwie anders aus. Trist, nicht mehr klar. Er wusste auch nicht, was er unternehmen sollte. Auf keinen Fall wollte er in seinem Loch hier bleiben.
Es gab so etwas wie ein Minibad. Dort ging er hinein, ließ Wasser laufen, wusch seine Hände und drückte die schmale Tür auf, um wieder die normale Kabine zu betreten.
Noch in derselben Sekunde hörte er das Klopfen außen an der Tür und hielt inne.
»Wer ist dort?«
Als Antwort vernahm er eine Frage. »Darf ich zu Ihnen reinkommen, Ole Olbring?«
Gefragt hatte eine Frau, und damit hatte Ole nicht gerechnet. Aber er hatte nichts gegen Frauen und gab schnell Antwort.
»Ja, kommen Sie ruhig rein.«
»Danke.«
Die Tür wurde weiter aufgedrückt. Ole trat etwas zur Seite, weil er nicht im Weg stehen wollte. Er konzentrierte sich auf die Person, die in seine Kabine trat.
Eigentlich hatte er daran gedacht, Besuch von einem Mitglied der Besatzung zu bekommen, aber das stimmte nicht. Seine Augen weiteten sich, denn vor ihm stand ein Schuss auf zwei Beinen. Eine tolle Frau. Groß, dunkelhaarig, eine leicht gebräunte Haut. Volle Lippen, große Augen und ein Lächeln, das ihm unter die Haut ging.
Er hatte die Frau noch nie gesehen. Sie musste zu den Passagieren gehören, und er konnte sich vorstellen, dass sie sich in der Kabinentür geirrt hatte. Bekleidet war sie mit einem sandfarbenen Hosenanzug, und es sah so aus, als würde sie unter der Jacke nichts tragen. Zumindest gab es am Ausschnitt nichts zu sehen.
Sie schloss die Tür.
Als sie das getan hatte, war Ole Olbring klar, dass sie sich nicht geirrt hatte. Sie war bewusst in seine Kabine gekommen, um etwas durchzuziehen. Und das konnte durchaus etwas Wunderbares sein.
»Hi …«, sagte er mit rauer Stimme.
»Ich grüße dich.«
»Ja – hm – kennen wir uns?«
»Nein. Aber das ist kein Hindernis. Wir werden uns noch kennenlernen, und zwar bald.«
Ole Olbring wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Wie gesagt, er hatte nichts gegen Frauen, aber eine derartige Anmache war ihm noch nie vorgekommen.
»Gut, dann können Sie mir vielleicht sagen, weshalb Sie in meine Kabine gekommen sind.«
»Wegen dir«, flüsterte sie ihm zu.
»Warum das denn?«
»Weil ich dich näher kennenlernen will. Das ist es.« Sie kam auf ihn zu und ihr Lächeln versprach alles.
Ole wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er war kein erfahrener
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