1789 - Der Fluch aus dem Norden
dass ich zwei Yard-Beamte an Bord nehmen sollte. Dagegen ist nichts zu sagen, doch als ich nach dem Grund fragte, da bekam ich keine konkreten Antworten, was mir natürlich missfiel, denn ich bin für das Schiff und damit auch für seine Passagiere verantwortlich. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Sehr gut sogar«, sagte ich.
»Na, dann bin ich mal auf Ihre Aufklärung gespannt.«
»Das dürfen Sie auch.«
»Und weiter?«
Ich sah in sein angespanntes Gesicht und hob die Schultern an. »Es gibt kein Weiter.«
»Wie?«, schnappte er.
»Das sagte ich Ihnen doch. Es gibt kein Weiter. Wir selbst wissen nicht genau, was auf uns zukommt.«
»Und – ähm – und weshalb sind Sie dann hier?«
»Es könnte etwas auf das Schiff zukommen«, sagte Suko.
»Was denn?«
»Das ist ganz einfach. Ich würde es mit dem Wort Gefahr beschreiben.«
Donald Winter winkte ab. »Damit kann ich nicht viel anfangen. Gefahr kann von Eisbergen ebenso drohen wie von Terroristen, die sich an Bord geschmuggelt haben.«
»Das stimmt wohl.«
»Und weiter?«
Suko lächelte und schüttelte den Kopf. »Wir können Ihnen nichts sagen. Es ist nichts konkret. Wir reden hier nur von einem Verdacht, das ist alles.«
Der Kapitän nickte. »Das glaube ich Ihnen nicht so ganz. Warum sagen Sie nicht, welchen Verdacht Sie haben?«
»Weil wir niemanden beunruhigen wollen.«
»Dann rechnen Sie mit einer Gefahr?«
»Ja, das ist möglich.«
»Und wie könnte sie aussehen?«
Jetzt mischte ich mich ein. »Sie oder wir werden auf keinen Fall einen Überfall erleben, wie er am Horn von Afrika fast zur Tagesordnung gehört. Den Gedanken können Sie sich schon mal abschminken. Es ist möglich, dass die Gefahr von einer einzelnen Person ausgeht. Mehr wissen wir aber auch nicht.«
»Die an Bord ist?«
»Wir haben keine Ahnung.«
Der Kapitän wollte uns nicht glauben, denn er lachte und schüttelte den Kopf.
»Dann sind Sie ja überflüssig, wenn Sie gar nichts wissen, oder?«
»Ich nickte. »Ja, ja, ich wollte wir wären überflüssig, aber das wird sich noch herausstellen.«
Donald Winter überlegte. »Soll ich irgendwelche Wachen aufstellen lassen?«
»Nein«, sagte ich, »das wird nichts bringen, obwohl sich meine Antwort für Sie abstrus anhören muss, aber lassen Sie alles normal angehen. Möglicherweise ist es auch ein falscher Alarm gewesen.« Das glaubte ich selbst zwar nicht, ich hoffte aber, den Mann so beruhigen zu können.
Der Kapitän antwortete zunächst mal nicht. Es hatte ihm wohl die Sprache verschlagen. Da war auch zu viel gesagt worden, das sich gegenseitig aufhob. Dann schüttelte er den Kopf und winkte ab.
»Ich denke, dass Sie nichts sagen wollen.«
»Das ist nicht korrekt, Mister Winter. Wir können einfach noch nichts sagen.«
Er sah uns an, lachte leise und meinte: »Gut, das akzeptiere ich. Aber Sie sollten auch daran denken, dass es nur einen gibt, der hier wirklich das Sagen hat. Und das bin ich. Verstehen Sie?«
»Ja, das ist klar. Ich habe verstanden.« Mein Lächeln fiel etwas kühl aus. »Und Sie können sich darauf verlassen, dass wir Sie mit ins Boot holen, wenn es so weit ist.«
»Und wenn es nicht dazu kommt?«
»Das wäre uns noch lieber.«
»Okay, dann hören wir wieder voneinander.«
»Bestimmt.«
Er nickte uns zu und machte zackig kehrt. Erst als er die Kabinentür hinter sich geschlossen hatte, sagte Suko etwas.
»Ich kann mir schon vorstellen, dass er irgendwie angefressen ist.«
»Klar. Wäre ich auch an seiner Stelle. Aber was hätten wir ihm sagen sollen? Dass er damit rechnen muss, mit einem Monster konfrontiert zu werden?«
»Bestimmt nicht.«
»Genau. Da ist es schon besser, wenn er zunächst im Unklaren gelassen wird.«
Suko rieb seine Hände. »Und was tun wir?«, wollte er wissen.
Ich musste grinsen. Immer wenn Suko so anfing, war er unzufrieden. Er wollte etwas tun. Er stand irgendwie unter Dampf, und auch ich hatte nichts dagegen, die Kabine zu verlasen.
»Wir könnten uns mal auf dem Schiff umsehen«, schlug ich vor.
»Ja, die Idee ist gut.«
Dazu kam es zunächst nicht. Es klopfte an der Tür. Suko öffnete und der blonde Ole Olbring stand vor uns. Auf seinem Gesicht lag ein breites Grinsen.
»Na, die Herren? Schon eingelebt?«
»Wir sind dabei«, sagte ich.
»Der Kapitän war hier – oder?«
»Sie haben sich nicht getäuscht.«
»Und?«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Suko.
Er winkte ab. »Ach, nur so. Nun ja, ich stelle die Frage trotzdem. Ist er eingeweiht?
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