1789 - Der Fluch aus dem Norden
Frauenjäger. Er hatte zwar seine Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht, aber dass man ihn auf eine derartige Art und Weise anmachte, das wollte ihm nicht in den Kopf. Er kannte diese Person nicht. Er hatte sie nie in seinem Leben gesehen, und jetzt rückte sie ihm auf die Pelle.
Er konnte nicht weiter ausweichen. Nach hinten war ihm der Weg versperrt, und die Fremde kam immer mehr auf ihn zu. Sie wollte ihn, daran gab es nichts zu rütteln, und nach einem weiteren Schritt hatte sie ihn auch.
Sehr dicht standen sie voreinander. Sie brauchten nichts zu sagen, besonders die Besucherin nicht, denn ihr Lächeln sagte alles. Dann streckte sie die Arme aus und legte ihre Hände gegen die Oberarme des noch jungen Mannes.
Ihm schoss ein Begriff durch den Kopf, den er irgendwo schon mal gehört hatte.
Die Waffen einer Frau!
Genau die waren es, die gegen ihn eingesetzt wurden, und er spürte den kalten Schweiß im Nacken. Ein Filmheld hätte sicherlich anders gehandelt als er, denn er konnte nichts tun. Er fühlte sich wie gefangen, was er letztendlich auch war.
Endlich hatte er seine Sprache wiedergefunden. »Hören Sie, ich möchte diese Spiele nicht. Das mag zwar dumm klingen, aber ich meine es ernst. Ich weiß nicht, warum Sie das tun. Ich kenne nicht mal Ihren Namen, Frau …«
»Ich heiße Mirja.«
»Aha, aber der sagt mir auch nichts.«
»Das spielt keine Rolle. Was sind schon Namen, wenn man sich sympathisch findet?«
»Davon habe ich nichts.«
»Das werden wir sehen.« Blitzschnell umfasste sie seine Hand. Ihr Griff war recht fest, denn trotz einer Drehung konnte er ihn nicht lösen.
Und dann tat er nichts mehr. Er konnte nur noch staunen, und sein Mund blieb offen. Die fremde Schöne wusste genau, was sie tat. Sie führte die Hände des Mannes direkt auf ihren Ausschnitt zu und tauchte sie hinein, dass er über ihre Brüste streicheln konnte. So war es vorgesehen, das dachte er auch.
Es stimmte nicht ganz.
Er umfasste die Brüste.
Und er wusste genau, was seine Hände da berührten. Das war keine Haut, sondern ein Fell …
***
Es kann sehr spannend sein, ein Schiff zu besichtigen, das erlebten Suko und ich. Wir hatten zudem das Glück, uns recht frei bewegen zu können, denn die Passagiere trudelten erst allmählich von ihrem Landausflug ein.
In ungefähr einer Stunde würden wir ablegen, und dann konnte auch schon das Dinner eingenommen werden. Es standen zwei große Speisesäle zur Verfügung. Einer befand sich auf Deck drei. Man konnte ihn von zwei Seiten betreten. Die Türen standen offen, wir gingen hinein und wurden höflich aufgefordert, den Raum wieder zu verlassen. Das taten wir auch, nachdem wir wussten, an welchem Tisch wir saßen. Er wurde soeben eingedeckt, und das für drei Personen. Ole Olbring wollte eben in unserer Nähe bleiben.
Beim Hinausgehen sagte ich: »Der junge Mann ist sehr ehrgeizig.«
»Bestimmt, John. Kann sein, dass es sein erster großer Job ist.«
»Ja, möglich.«
Wir schlenderten weiter. Es gab die Aufenthaltsebenen, wo man sich vergnügen konnte. Wer wollte, der konnte spielen. Andere wiederum hingen in bequemen Sesseln ab. Es gab auch Leute, die an den Schaufernstern der geschlossenen Läden entlang gingen und sich anschauten, was da alles angeboten wurde.
Ich hielt nach Ole Olbring Ausschau. Er hatte ja versprochen, an unserer Seite zu sein, um uns zu beobachten, aber wir entdeckten kein Haar von ihm.
Dafür würden wir uns beim Essen treffen. Und da wollte ich ihm ein wenig auf den Zahn fühlen. Ich ging zudem davon aus, dass er sich mit dem Kapitän kurzgeschlossen hatte, damit dieser wusste, wer sich da an Bord befand. So war der Chef hier an Bord ebenfalls immer über unsere Schritte informiert.
An einer Bar holte ich mir einen Drink. Suko ließ sich eine Flasche Wasser geben, und mit ihr gingen wir an Deck, wo der Wind sofort anfing, mit meinen Haaren zu spielen. Mit Sukos Haaren schaffte er das nicht, sie waren zu kurz.
Beide tranken wir aus der Flasche, und ich sprach Suko darauf an, wer sich wohl hinter der Fassade versteckte.
»Davon kommst du nicht weg, wie?«
Ich schaute auf die Wellen, die noch das letzte helle Sonnenlicht auffingen. »Ja, davon komme ich tatsächlich nicht weg. So ein Typ muss doch einfach auffallen.«
»Da kannst du recht haben. Nur scheint er nicht aufgefallen zu sein.«
»Und warum nicht?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht weil er ein so gutes Versteck gefunden hat.« Suko hob die
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