1789 - Der Fluch aus dem Norden
erschienen ist?«
»Nein, warum sollte ich? Vielleicht hat er es sich anders überlegt und will nicht kommen.«
»Dann hätte er es uns sagen können.«
»Muss er das?«
»Nein, er muss nichts.«
Suko grinste leicht. »Kann sein, dass er uns auch nur etwas verunsichern wollte. Möglich ist alles, denke ich. Und zudem scheint er mir noch nicht ganz trocken hinter den Ohren zu sein. So sehe ich das.«
»Da kannst du recht haben.«
Meine Tomatensuppe wurde serviert. Sie schmeckte recht ordentlich und nicht unbedingt nach Dose. Mit einem großen Appetit aß ich sie dennoch nicht. Das Gespräch mit Suko hatte mich innerlich schon etwas aufgewühlt. Ich machte mir Gedanken darüber, warum der Mann nicht gekommen war. Ich hätte mich noch gern mit ihm unterhalten.
So aß ich die Suppe und wartete auf das Hauptgericht. Das wurde zusammen mit Sukos Salat serviert. Meine Augen weiteten sich schon, als ich einen Blick auf den Teller warf. Da hatten es die Köche gut gemeint. Meiner Ansicht nach hätten davon gut und gern zwei Personen satt werden können.
»Sieht ja nicht schlecht aus«, meinte Suko.
»Willst du?«
»Nein, nein, lass nur. Das geht schon in Ordnung. Guten Hunger.«
»Danke. Wünsche ich dir auch.«
Der Salat sah auch nicht schlecht aus. Gebratene Streifen aus Putenfleisch peppten ihn auf. Suko war zufrieden. Ich hätte es auch sein müssen, war es aber nicht und warf öfter als gewöhnlich einen Blick nach links.
Der Stuhl war leer. Blieb er auch weiterhin leer? Genau das war die Frage, und immer wenn ich daran dachte, zog sich etwas in meiner Magengegend zusammen.
Suko sah meinem Gesicht an, dass mit mir etwas nicht stimmte.
»Was hast du? Schmeckt es dir nicht?«
»Doch.« Ich trank einen Schluck Wein und deutete auf den leeren Stuhl.
»Was ist mit ihm?«
»Wenn du Ole meinst und nicht den Stuhl, dann würde ich sagen, dass er vergessen hat, hier zu erscheinen.«
Ich sagte nichts.
Das fiel Suko auf. »He, bist du plötzlich stumm geworden.«
»Nein, das nicht.«
»Sondern?«
»Ich mache mir Gedanken. Irgendwie komme ich mir komisch vor. Du kannst lachen, aber ich fühle mich auf eine gewisse Art und Weise für ihn verantwortlich.«
»Ach …«
»Ja, so ist es.«
»Und weiter?«
»Es wäre nicht schlecht, wenn wir mal nach ihm schauen. Wir haben ja Zeit genug.«
»Wie du meinst.« Suko lächelte, bevor sich seine Augen weiteten und er an mir vorbei schaute. Ich rechnete damit, dass er Ole Olbring gesehen hatte, was aber nicht stimmte, denn als ich mich umdrehte, sah ich Kapitän Donald Winter zusammen mit dem Restaurantleiter in unserer Nähe stehen.
»Das ist gut«, sagte ich.
»Was meinst du damit?«
»Kann ich dir sagen. Ich werde mal mit dem Kapitän sprechen, ob man da nicht was machen kann. Er muss auch wissen, wo wir Olbrings Kabine finden können.«
Suko hatte nichts dagegen. Ich ließ den Kapitän nicht aus den Augen. Er war bestimmt hier erschienen, um seine Runde zu machen, aber die musste dann eben noch etwas warten.
Ich wäre auf ihn zugegangen, hätte er sich nicht in diesem Augenblick umgedreht und in unsere Richtung geschaut. So sah er uns, wobei er leicht zusammenzuckte.
Ich stand auf und nickte ihm zu. Er verstand die Geste und kam zu unserem Tisch. Ich deutete auf den noch freien Stuhl, aber Donald Winter schüttelte den Kopf und erklärte, dass es nicht gut war, wenn er sich setzte, dann hätte er sich auch an den anderen Tischen so verhalten müssen.
Das war verständlich. »Es ist auch nichts Großes, mit dem wir Sie belästigen wollen, es geht um einen Mann, den Sie sicherlich kennen und der sich hier an Bord befindet.«
»Lassen Sie hören.«
»Ole Olbring.«
Donald Winter stutzte, rieb dann über sein glatt rasiertes Kinn und sah mich leicht misstrauisch an.
»Was wollen Sie denn von dem?«, fragte er.
»Mit ihm reden.«
»Sie wissen, wer er ist?«
»Ja, wir haben uns unterhalten. Wir sind sogar für das Essen hier verabredet. Er ist nicht erschienen, obwohl er längst hätte hier bei uns sein müssen.«
»Na und? Hat er möglicherweise verpasst. Vielleicht hatte er auch keine Lust.«
»Das glaube ich eben nicht. Dazu war er zu neugierig. Wir würden ihn gern besuchen, kennen aber seine Kabinennummer nicht und möchten auch nicht allein bei ihm erscheinen. Es ist besser, wenn Sie dabei sind. Sie kennen ja auch seinen Job.«
»Ja, schon.«
»Geben Sie sich einen Ruck.«
Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, der schwer zu deuten war, aber er
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