1789 - Der Fluch aus dem Norden
hier.«
Donald Winter nickte langsam. »Ich kann nur hoffen, dass es die Seabird übersteht.«
»Bestimmt.«
»Und noch etwas«, sagte Suko. »Es kann sein, dass wir Sie schnell erreichen müssen, wie ist das möglich?«
Er gab uns eine Nummer durch. Es waren nur zwei Ziffern, dann würde sich sein zweites Handy melden.
»Danke, das ist gut.«
Er nickte uns zu. Dann ging er und schlich davon wie ein geprügelter Hund.
Suko schaute mich an. »Das wird ein hartes Stück Arbeit«, erklärte er.
»Das denke ich auch.«
»Und was machen wir?«
»Ganz einfach, wir bereiten uns auf die nächste Nacht vor.«
»Welch eine Freude«, meinte Suko nur …
***
Kapitän Donald Winter konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so hilflos gefühlt zu haben. Das Wissen, einen brutalen Killer auf dem Schiff zu haben, machte ihn innerlich fertig. Er fühlte sich zerrissen. Seine Sicherheit war verloren gegangen. Er musste jetzt allein bleiben, um nachdenken zu können. Das konnte er am besten in seiner Kabine.
Die Unterkünfte der Offiziere lagen alle in einem bestimmten Bereich des Schiffes und auch getrennt von denen der Passagiere. Als Kapitän wohnte Donald Winter in einer Einzelkabine. Sie war nicht besonders groß, sie hatte auch keinen Balkon, aber man konnte es aushalten. Außerdem brauchte er nicht viel Platz. Wichtig war ihm das kleine Bad. Ansonsten war er viel unterwegs und hatte auch jetzt das Kommando an seinen Ersten Offizier abgegeben.
Er war froh, dass er auf seinem Weg nicht aufgehalten wurde, so konnte er in seine Kabine huschen und die Tür schnell wieder hinter sich zudrücken.
Jetzt ging es ihm besser.
Tief durchatmen. Erst mal eine gewisse Ruhe finden. Nicht an die grausamen Bilder denken, die ihm trotzdem in den Sinn kamen. Immer wieder erschienen sie vor seinen Augen. Er konnte sie einfach nicht vergessen.
Ein Trinker war der Kapitän nicht. Doch es gab Situationen, da tat ein Schnaps gut. Winter wollte seine Magennerven beruhigen, deshalb holte er die Flasche Scotch aus dem Schrank und gönnte sich einen kräftigen Schluck.
Er setzte die Flasche noch mal an und trank einen zweiten. Danach atmete er tief durch. Besser ging es ihm auch, denn um den Magen herum breitete sich eine angenehme Wärme aus. Sie beruhigte ihn ein wenig. Das war genau das, was er brauchte.
Es gab in der Kabine einen kleinen Schreibtisch. Dort stand ein Laptop und vor dem Tisch ein Stuhl mit gepolsterter Rückenlehne. Der Kapitän nahm dort Platz. Das Gerät vor ihm war geschlossen, und er überlegte, ob er es aufklappen sollte.
Nein, das brachte ihn nicht weiter. Der Computer konnte ihm keine Lösung geben. Da musste er sich schon selbst einbringen, wobei er nicht wusste, wo er beginnen sollte.
Wie ging es weiter?
Er konnte nicht in die Zukunft schauen, aber Winter wusste, dass es weitergehen musste. Und das war nicht nur sein Problem, sondern auch das der beiden Scotland-Yard-Leute. Sie waren diejenigen, die den Fall aufklären sollten, und er war jetzt froh, dass sie sich auf seinem Schiff befanden.
Aber auch sie waren keine Götter. Woher sollten sie wissen, wo sich der Killer aufhielt? Zudem kannten sie ihn nicht. Er war unbekannt, er war ein mordendes Phantom. Bevor man sich versah, hatte er wieder grausam zugeschlagen.
Ein Phantom auf seinem Schiff. Einer, der sich unsichtbar machen konnte. Darüber hätte er normalerweise gelacht. In diesem Fall sah er es anders. Wer so agierte, dem traute er einfach alles zu.
Winter wartete.
Aber auf was?
Das wusste er selbst nicht. Er hockte hier in seiner Kabine vor dem geschlossen Laptop und fragte sich, was er hier tat. Dann fiel ihm ein, dass es besser war, wenn er mit dem Ersten Offizier Kontakt aufnahm. Der Mann hatte die Führung des Schiffes übernommen.
Er rief auf der Brücke an. Sofort meldete sich der Erste Offizier.
»Ich bin es«, sagte Donald Winter. »Bei euch da oben ist alles klar?«
»Alles in Butter.«
»Das ist gut.«
»Und bei dir, Don?«
Die beiden Männer kannten sich schon lange. Sie waren befreundet, und entsprechend locker war auch der Ton zwischen ihnen.
Winter lachte. »Ich sitze hier in meiner Kabine und gönne mir eine Pause.«
»Du bist fertig, nicht?«
Winter erschrak. Hoffentlich hatte der Erste nichts mitbekommen. »Womit sollte ich fertig sein?«
»Deine Stimme hört sich so an.«
»Da kannst du recht haben.« Winter fiel ein Stein vom Herzen. Der Mann auf der Brücke wusste von nichts, und das war gut. »Ich fühle
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