179 - Der rote Tod
ihm der Reporter des Satans nach. »Mann, Sie sterben, wenn Sie sich nicht helfen lassen!«
Ray Thompson lief davon. Mr. Silver und ich folgten ihm. Ich wurde den Verdacht nicht los, daß es nicht nur die Angst war, die dem Mann die Kraft für die Flucht gab.
Es lag auch im Interesse jenes schleimigen Wesens, daß der Mann sich vor uns in Sicherheit brachte. Vielleicht hatte es ihm einen Teil seiner ausgesaugten Kraft zurückgegeben.
Thompson verschwand durch eine Tür. Ich las das Schild darüber: OP 3. Verdammt, der Mann hatte einen Operationssaal betreten!
Wenn dort gerade operiert wurde, konnte das unter Umständen ein Menschenleben kosten.
Hinter der Tür gellte ein Schrei auf. Mir zog es die Kopfhaut zusammen.
Als wir die Tür eine Sekunde später öffneten, mußten wir erkennen, daß der verrückte Mann eine Krankenschwester in seine Gewalt gebracht hatte.
Und er hielt ein Skalpell in der Hand!
***
James Lukas war zutiefst erschüttert. Nach seiner Frau hatte sich dieses unglaubliche Wesen auch seinen Enkel geholt. Jetzt zog sich diese zähe Masse zurück.
Hatte sie genug? War sie satt? Sie verschwand aus Gordons Zimmer. Lukas’ Augen schwammen in Tränen. »Warum tust du mir das an? Warum nimmst du mir die liebsten Menschen, die ich hatte?«
Der Schleim kroch zur Tür hinaus und schleuderte sie zu. Draußen stimmte Gwendolyn ein hysterisches Gelächter an. Ihrem Mann rann es eiskalt über den Rücken.
»Großvater!« schrie der Junge verzweifelt. »Hilf mir! Ich will nicht bei Großmutter sein! Sie hat sich verändert!«
»Verändert?« höhnte Gwendolyn. »Ich bin endlich so, wie ich wirklich bin, mein kleiner Junge.«
Lukas wischte sich mit der Hand über die Augen. Er wankte durch den Raum. Was konnte er tun? Wie konnte er Gordon und Gwendolyn retten? War das überhaupt noch möglich?
»Ich liebe euch!« schrie er unglücklich. »Ich liebe euch!«
Er riß die Tür auf. Verblüfft stellte er fest, daß der Schleim verschwunden war. Es herrschte wieder Stille im Haus. Eine Stille, die an den Nerven zerrte.
»Gwendolyn! Gordon!« rief der alte Mann.
Er bekam keine Antwort.
»Gwen!«
Lukas suchte nach Spuren. Eigentlich hätte der Schleim welche hinterlassen müssen, aber es waren keine zu entdecken. Er war so vollständig verschwunden, als hätte er dieses Haus niemals heimgesucht.
Gebrochen setzte sich James Lukas auf die Treppe. Er nahm den Kopf zwischen die zitternden Hände und trauerte um seine Frau und um seinen kleinen Enkel. Und er wußte nicht, wie er seiner Tochter das alles erklären sollte.
»Großvater!« Dünn und verzweifelt schien es aus der Wand zu kommen.
Lukas gefror das Blut in den Adern. Er riß den Kopf hoch und lauschte. »Gordon! Gordon, wo bist du? Antworte mir, Gordon!«
»Ich bin hier, Großvater!«
Lukas wußte nicht, wo das war. War das schleimige Wesen ins Mauerwerk eingedrungen? Gab es irgend etwas, das diesem furchtbaren Ungeheuer unmöglich war?
Lukas stand auf.
»Ich habe entsetzliche Angst, Großvater!«
»Ich komme zu dir, mein Junge!« versprach Lukas. »Sag mir genau, wo du dich befindest!«
Lukas stieg einige Stufen hinauf. »Gordon, bist du dort oben?«
Der Junge antwortete nicht.
Lukas ging aufs Geratewohl weiter. Er wußte, daß die Situation aussichtslos war, dennoch klammerte er sich an diese hauchdünne Hoffnung. Es mußte für Gwendolyn und Gordon noch eine Chance geben!
***
Die Krankenschwester war steif wie ein Brett und starrte uns mit großen blauen Augen entsetzt an. Sie flehte, wir sollten um Himmels willen nichts tun, was ihr Leben gefährdete.
Das verstand sich für uns von selbst.
Ich hoffte, daß den Mann die Kräfte allmählich wieder verließen, denn dann ließ auch seine Aufmerksamkeit nach, und wir konnten ihn überwältigen.
Im Moment paßte er noch höllisch auf.
»Thompson, lassen Sie das Mädchen los!« verlangte ich.
»Ihr faßt mich nicht an!« knurrte Ray Thompson feindselig.
»Sie brauchen Hilfe, warum sehen Sie das nicht ein? Die Ärzte können nichts für Sie tun. Wir schon«, sagte ich. »Ihrem Freund wird es bald bessergehen. In einer Woche kann er nach Hause gehen. Möchten Sie das nicht auch?«
»Ich gehe nicht erst in einer Woche nach Hause, sondern bereits heute«, gab Thompson zurück.
»Das überleben Sie nicht.«
»Aus dem Weg, ihr beiden! Und wagt ja nicht, mich anzugreifen, sonst ist das Mädchen tot!«
»Bitte tun Sie, was er sagt!« schluchzte die bleiche Krankenschwester.
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher