179 - Der rote Tod
darauf hin. Die Häuser konnten sich sehen lassen, die Grundstücke waren gepflegt.
Niemand konnte ahnen, daß unter dieser friedlichen Idylle das Böse keimte; wuchs und wucherte. Der rote Tod war nahe, doch nichts deutete darauf hin.
Wir stiegen aus.
Am Briefkasten des Hauses, auf das wir zugingen, stand der Name Thompson in Großbuchstaben. Ich wollte läuten, da vernahm ich das laute Schluchzen einer Frau.
Ich sah Mr. Silver an. Der Ex-Dämon nickte. »Ich schätze, da braucht jemand unsere Hilfe, Tony.«
Er griff nach der Klinke. Die Tür war offen!
Wir betraten das Haus. Es war nicht schwierig, die weinende Frau zu finden. Jemand hatte sie mißhandelt. Ihre Wangen waren knallrot.
Obwohl wir uns nicht bemüht hatten, leise zu sein, erschrak die Frau, als wir sie ansprachen. Ihr Blick war verstört. Ich sprach langsam und deutlich, damit sie verstand, was ich sagte.
»Mein Name ist Tony Ballard, ich bin Privatdetektiv. Das ist Mr. Silver - und Sie sind Ray Thompsons Frau, nehme ich an.«
Sie nickte zaghaft. In ihren Augen flackerte immer noch ein wenig Furcht.
»Keine Angst«, sagte ich, »Sie haben nichts zu befürchten. Was ist passiert, Mrs. Thompson?«
Sie preßte die Lippen fest zusammen.
»Wollen Sie es uns nicht sagen?«
Sie schüttelte zitternd den Kopf. Jemand mußte sie ziemlich eingeschüchtert haben.
»Der Kerl, der Ihnen das angetan hat, hat Ihnen gedroht, nicht wahr?«
sagte ich. »Keine Polizei, sonst geschieht noch etwas viel Schlimmeres. Habe ich recht?«
Wieder dieses zaghafte Nicken. Und eine dicke Träne rollte über ihre Wange. Damit sich ihre Verkrampfung löste, verriet ich ihr, woher wir kamen.
Ich erzählte ihr selbstverständlich nicht, was Ray Thompson alles angestellt hatte, aber sie erfuhr von mir, daß wir ihrem Mann helfen konnten, »Der Gordische Knoten ist zerschlagen«, berichtete ich. »Nun wird Dr. Shimkus’ Therapie wirken. Ihrem Mann und Derek Lonnen wird es bald bessergehen.«
Die Frau sah uns ungläubig an. Sie wagte sich anscheinend nicht zu freuen. »Ist das…, wahr, Mr. Ballard?« fragte sie mit dünner Stimme. »Ist das wirklich wahr?«
»Rufen Sie das Krankenhaus an, wenn Sie eine Bestätigung brauchen«, sagte ich.
»Ray… wird wieder gesund… Nach all den Ängsten, die ich um ihn ausgestanden habe… Sie wissen nicht, wie glücklich Sie mich damit machen.«
Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte erst recht, aber diesmal waren es Freudentränen. Schluchzend ließ sie nach einer Weile die Hände sinken. Sie wischte sich die Tränen ab und erhob sich.
»Entschuldigen Sie mich«, stieß sie heiser hervor. »Ich komme gleich zurück.«
Als sie wiederkam, sah sie schon bedeutend besser aus. Jetzt erfuhren wir von Jonathan Woolfs Besuch.
Ich zweifelte daran, daß der Kerl ihr seinen richtigen Namen genannt hatte, und ich legte ihr nahe, die nächsten Tage nicht in ihrem Haus zu verbringen.
»Haben Sie eine Möglichkeit, woanders zu wohnen?« erkundigte ich mich.
»Ich könnte vorübergehend zu meinen Eltern ziehen. Die würden sich bestimmt freuen, mich ein paar Tage wieder für sich zu haben.«
Ich nickte. »Tun Sie’s. Packen Sie ein paar Sachen ein und rufen Sie Ihre Eltern an.«
»Sie wollen, daß dieses Haus in nächster Zeit leersteht, nicht wahr?« fragte die junge Frau.
»Dieses und die drei anderen in Ihrer unmittelbaren Nachbarschaft«, gab ich zu.
»Aber nicht wegen Jonathan Woolf?«
»Es hängt mit der Krankheit Ihres Mannes und der seines Freundes Derek Lonnen zusammen.«
Sie senkte den Blick. »Ich verstehe.«
»Es kann gefährlich werden, in diesen Häusern zu wohnen, deshalb sollten Sie so lange von hier fortbleiben, bis wir das Signal zur Entwarnung geben.«
»Es war keine gewöhnliche Krankheit, die Derek und meinen Mann befiel, nicht wahr?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich habe es geahnt«, sagte die Frau leise. »Der Boden, auf dem unsere Häuser stehen, ist verseucht. Soviel ich weiß, befand sich hier einmal eine illegale Mülldeponie.«
»So ist es«, sagte ich. »Es handelt sich nur um eine Substanz; Mit ihr kam Ihr Mann in Berührung. Wir werden auch Ihren Nachbarn nahelegen, ihre Häuser vorübergehend zu räumen.«
»Den Weg zu Sally Lonnen können Sie sich sparen. Seit Derek im Krankenhaus liegt, wohnt sie bei ihrer Schwester, weil sie von dort bis zur Klinik zu Fuß nur fünf Minuten hat, Richard Fletcher verbringt einen neun wöchigen Urlaub auf den Kanarischen Inseln. Bleiben Mr. und Mrs. Lukas
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