179 - Der rote Tod
Herbie Hammer nicht bestreiten, und es wurmte ihn. Er hielt sich für clever. Einen wie ihn legte man nicht so leicht herein.
»Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde?« fuhr Ned fort. »Ich würde die Skulptur zurückkaufen.«
»Um denselben Betrag?«
»Ja. Oder gib ihm meinetwegen noch einen Hunderter drauf.«
»Und was tue ich, wenn er sich von dem schönen Stück nicht mehr trennen möchte?«
Ned zuckte mit den Schultern. »Dann mußt du es eben noch mal klauen. Kann dir doch nicht schwerfallen. Mit wem hast du das Geschäft gemacht?«
»Meine Sache, das geht dich nichts an.«
Ned lachte. »He, vertraust du mir etwa nicht? Ich bin dein, Freund.«
»Ich erledige das selbst«, erwiderte Herbie Hammer mit finsterer Miene.
Ned hob die Hände. »Okay, okay. Wenn du die Skulptur besser an den Mann gebracht hast… kriege ich dann einen Anteil? Schließlich kommt der Tip von mir.«
»Wir werden sehen«, brummte Herbie Hammer. »Wieviel Zaster hast du bei dir? 400 Pfund?«
»Wofür hältst du mich? Denkst du, ich bin eine Bank?«
»Ich habe nur 200. Geh und treibe den Rest auf.«
»Jetzt hältst du mich auch noch für einen Zauberer. Woher soll ich 400 Pfund nehmen?«
»Du bist doch scharf auf einen Anteil, also laß dir etwas einfallen.«
Ned seufzte. »Na schön, ich werde es versuchen. Bist du in einer Stunde noch hier?«
»Aber ja. Ich habe im Augenblick nichts Besseres zu tun, als auf dich zu warten.«
Ned trank seine Bloody Mary und ging, und Herbie Hammer orderte zur Feier des Tages noch einen Manhattan. Das ist der letzte, sagte er sich. Den nächsten gibt es erst wieder, wenn du das verkorkste Geschäft in Ordnung gebracht hast.
Ned kam nach eineinhalb Stunden wieder. Er strahlte.
»Erfolg gehabt?« fragte Herbie, obwohl er das dem Freund ansah.
»Ich konnte sogar 500 Piepen auftreiben, Das war nicht leicht, mein Lieber.«
Herbie Hammer grinste. »Was tut man nicht alles für einen Freund, nicht wahr?«
»Ich hab’s nicht so sehr für dich als für meinen Anteil getan. Jetzt bist du dran.« Ned legte das Geld auf den Tisch. »Mach mehr daraus, Junge. Aber laß dir damit nicht zuviel Zeit Die Typen, die mir die Scheine geliehen haben, wollen ihr Geld so bald wie möglich Wiedersehen. Mit denen ist nicht zu spaßen.«
Herbie grapschte nach dem Geld und steckte es ein. »Nun mach dir mal nicht ins Hemd. Freu dich lieber auf deinen hübschen kleinen Anteil.«
Ned Douglas grinste. »So hübsch klein muß er nicht unbedingt sein.«
»Wir werden sehen«, sagte Herbie Hammer wieder und erhob sich.
Er mußte jetzt jemanden besuchen - einen Mann namens Ray Thompson, denn der hatte ihm die Skulptur abgekauft.
***
Der Wecker rasselte, und Ethel Thompson richtete sich auf. Es war Zeit, die Gesichtsmaske abzuwaschen. Die junge Frau nahm die Gurkenscheiben ab, die auf ihren Augen lagen, und begab sich ins Bad.
»Wie ein Zombie siehst du aus. Zum Fürchten«, hätte ihr Mann gesagt, wenn er sie so gesehen hätte, deshalb zeigte sie sich ihm fast nie so.
Sie wusch den eingetrockneten weißen Schlamm von ihrem aparten Gesicht, legte den weißen Bademantel ab und zog ein bequemes Kleid an.
Sie hatte langes, volles, brünettes Haar, das wie Seide glänzte und ihr mädchenhaftes Gesicht in weichen Wellen umrahmte. In einer Stunde wollte sie das Haus verlassen und das Krankenhaus aufsuchen, in dem ihr Mann und Derek Lonnen lagen.
Ethel machte sich große Sorgen um Ray. Dr. Shimkus und sein Team schienen die mysteriöse Krankheit nicht in den Griff zu bekommen. Die Ärzte sagten zwar nie, daß keine Hoffnung mehr bestünde, aber sehr viel Mut hatten sie ihr bisher auch noch nicht gemacht.
Vielleicht wollten sie nicht zugeben, daß sie mit ihrer Weisheit am Ende waren. Tagtäglich experimentierten sie an Ray und Derek herum, ohne auch nur den geringsten Erfolg zu erzielen.
Im Gegenteil, die beiden Männer wurden immer schwächer.
Ob eine Verlegung in eine andere Klinik den ersehnten Erfolg bringen würde? Ethel Thompson beschloß, mit Dr. Shimkus offen darüber zu reden.
Vielleicht würde er beleidigt sein, doch darauf konnte Ethel keine Rücksicht nehmen. Die Gesundheit ihres Mannes, sein Leben standen auf dem Spiel, Was zählte da der gekränkte Stolz eines Mediziners, Ethel zündete sich eine Zigarette an und trat ans Fenster, Nachdenklich blickte sie hinaus. Sie liebte Ray sehr. Sie wollte ihn nicht verlieren.
Es läutete. Ethel zuckte zusammen. Ihre Gedanken kehrten von weither
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