179 - Der rote Tod
ist es in der Tat«, gab die Frau zu, »und ich würde Ihnen die Skulptur auch zurückgeben, ohne davon zu profitieren, aber - so leid es mir tut, Mr. Woolf - ich kann es nicht.«
Es zuckte kurz in Herbie Hammers Gesicht Verflucht noch mal, er hatte lange genug Geduld gehabt, Wenn die Zicke dachte, sich zieren zu können, würde sie ihr blaues Wunder erleben.
»Wieso nicht?« fragte er mit belegter Stimme. Wer ihn kannte, wußte, daß er kurz davor war zu explodieren.
»Weil sich die Skulptur nicht mehr in unserem Besitz befindet«, sagte Ethel Thompson.
»Sie scherzen.«
»Nein, es ist die Wahrheit.«
Der Bastard hat sie mit beträchtlichem Gewinn weiterverkauft! ging es dem Ganoven durch den Kopf. Er hat den wahren Wert der Skulptur erkannt.
»Er kam damit nach Hause«, sagte Ethel Thompson, »war von dem Kunstwerk fasziniert, aber mir gefiel es leider überhaupt nicht. Wir hatten deswegen eine lange Debatte. Ich wollte nicht, daß Ray dieses… häßliche Ding hier irgendwo aufstellte, und es gelang mir, ihn davon abzubringen.«
Das darf nicht wahr sein! dachte Herbie Hammer zornig. Dieses blöde Stück ist schuld daran, daß die Skulptur nicht mehr hier ist.
»Ich riet ihm, es weiterzuverkaufen, und das hat er getan«, fuhr Ethel fort.
»An wen?« fragte Hammer sofort.
Ethel Thompson zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, Mr. Woolf. Es tut mir leid, daß wir Ihnen unwissentlich diese Unannehmlichkeiten beschert haben, Mr. Woolf.«
Herbie Hammer leerte den Kognakschwenker und sah die Frau betrübt an. »Schlimme Geschichte, das«, sagte er und wiegte bedenklich den Kopf.
»Ich bin untröstlich…«
»Sie müssen Ray fragen, wem er die Skulptur verkauft hat.«
»Aber es geht ihm zur Zeit wirklich nicht sehr gut«, sagte Ethel Thompson. »Ich möchte ihn nicht mit dieser Sache belästigen. Das müssen Sie verstehen, Mr. Woolf.«
»Aber sicher verstehe ich das«, sagte der Verbrecher sanft und stand auf. Und dann ließ Herbie Hammer die Maske fallen. Er nahm keine Rücksicht mehr auf die Frau. Gedankenschnell schlug er zu. Die Ohrfeige traf Ethel Thompson wie ein Blitz aus heiterem Himmel und brannte wie Feuer, Die Frau schrie verstört auf. »Sind Sie wahnsinnig?«
Sie wollte aufspringen, doch Hammer stieß sie unsanft zurück. »Halt die Klappe, Baby, und hör mir gut zu. Ich pfeife auf deine Beteuerungen, wie leid es dir tut und wie untröstlich du bist. Ich will die Skulptur wiederhaben und werde sie auch kriegen. Du wirst deinen Alten fragen, wem er sie verkauft hat. Ich rate dir gut, nicht ohne seinen Namen nach Hause zu kommen, denn das würde dir sehr leid tun.« Er griff frech grinsend nach ihren Brüsten. »Du bist eine hübsche Stute, und dein Hengst liegt seit Tagen im Krankenhaus. Vielleicht sollte ich mal ein bißchen aushelfen, damit kein Notstand aufkommt.«
»Sie unverschämter Kerl!« Ethel schlug wütend zu, doch sie traf den Ganoven nicht.
Postwendend bekam sie ihre zweite Ohrfeige. Sie schrie wieder auf und versuchte erneut aufzuspringen. Hammer hielt sie fest. Er drückte sie in die Polster und beugte sich über sie.
Wild preßte er seine Lippen auf ihren Mund. Nach diesem Kuß lachte er dreckig. »Das macht Spaß, was? Endlich mal ein anderer Mann. Noch dazu einer, der mehr von diesen Dingen versteht als dein lädierter Alter,« Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Verschwinden Sie!«
Er wischte sich den Speichel ab und ohrfeigte sie wieder. Dann griff er nach ihrer Kehle und drückte zu. Sie japste nach Luft. »Laß dir nicht einfallen, die Bullen anzujammern, Honey. Das würde ich dir nämlich verdammt übelnehmen, und wer es wagt, mich sauer zu machen, der kann sich die Radieschen von unten ansehen. Haben wir uns verstanden?«
Er ließ sie los.
Sie weinte und schluchzte laut, »Bemühe dich nicht«, sagte er großherzig. »Ich finde allein hinaus.«
Kalt und gefühllos betrachtete er sie. Sie ist ein verdammt hübscher Käfer, dachte er. Ich sollte mich bei meinem nächsten Besuch wirklich etwas intensiver mit ihr befassen. Das lohnt sich ganz sicher.
Er verließ das Haus und stieg in seinen Wagen. Plötzlich verzog sich sein Gesicht, »Äh«, stieß er angewidert hervor, »Was ist denn das?«
Auf dem Lenkrad klebte roter Schleim, und er hatte mitten hineingegriffen.
***
Ich zog die Handbremse an, »Hier ist es«, sagte ich zu Mr. Silver.
Vor uns standen vier Häuser. Darunter hatte sich bis 1956 die illegale Mülldeponie befunden. Nichts deutete heute noch
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