179 - Der rote Tod
noch wenig von ihm zu sehen, und auch das deckte der rote Tod in den nächsten Minuten zu.
***
Wir gingen durch den Garten. Der kurzgeschorene Rasen hatte die gelbliche Winterfarbe. Feuchtigkeit lag in der Luft. Ich schob mir ein Lakritzenbonbon zwischen die Zähne und erreichte mit Mr. Silver die Stelle, wo Derek Lonnen und Ray Thompson gegraben hatten.
Die Stelle sah aus, als hätten die Männer ein Grab für vier Personen ausheben wollen. Der Erdhaufen lag daneben. Mr. Silver prüfte ihn.
Zuvor verwandelte sich seine Hand jedoch in Silber. Es war eine Vorsichtsmaßnahme. Der Ex-Dämon zerrieb ein paar Brocken und roch daran.
»Nur Erde«, sagte er und ließ sie aus der hohlen Hand rieseln.
Ich holte meinen magischen Flammenwerfer aus der Tasche und stieg in die Grube. Wir untersuchten den Boden, konnten aber nichts Ungewöhnliches feststellen.
»Unser Gegner scheint schlau zu sein«, brummte Mr, Silver. »Er trat hier auf, befiel Lonnen und Thompson und zog sich gleich wieder zurück, Wahrscheinlich rechnete er damit, daß jemand kommen und nachsehen würde, was hier nicht stimmt Es ist keine Spur zu finden. Nun rechnet unser Freund vermutlich damit, daß wir uns wieder trollen.«
»Aber den Gefallen tun wir ihm nicht«, sagte ich grimmig.
»Sehr richtig, mein Junge. Wir bleiben so lange hier, bis er die Herausforderung annimmt und herauskommt. Ich wette, er wird uns zeigen wollen, wie stark er ist. Es kann kein Vergnügen für ihn gewesen sein, 33 Jahre dort unten zu liegen und nichts tun zu können.«
***
Travis Cameron fuhr heim, aber er fühlte sich zu Hause nicht wohl. Es war, als würde ihm die Decke auf den Kopf fallen.
Es behagte ihm nicht, auf dem Abstellgleis gelandet zu sein. Er, den man früher einmal Reporter des Satans genannt hatte, war aufs Altenteil verfrachtet worden.
Das mußte erst mal einer verkraften. Er sah zwar ein, daß er auf Grund seines Alters nicht mehr an der vordersten Front stehen konnte, aber unbrauchbar war er noch lange nicht.
Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch gegen das Fenster. Gedankenverloren sah er hinaus. Die Jahre waren viel zu schnell vergangen.
Du merkst es nicht, und plötzlich bist du alt, dachte er. Und keiner traut dir mehr etwas zu.
Nach dieser langen Zeit sah er immer noch ganz deutlich Tom Harringtons Bild vor sich, Tom war jung geblieben, ein kraftstrotzendes Schwergewicht, gutmütig, wenn man sein Freund war, gnadenlos, wenn man ihn zum Feind hatte.
Ich schulde dir noch etwas, dachte der Reporter des Satans, Den Tod dieses vedammten Wesens.
Er hielt es nicht für falsch, daß er Tony Ballard - die neue Generation -gebeten hatte, sich dieser Sache anzunehmen, aber es hätte ihn befriedigt, wenn er es gewesen wäre, der der Schleimbestie im zweiten Anlauf den Garaus machte.
Er wandte sich vom Fenster ab und begab sich zum Sofa, Langsam ließ er sich darauf nieder, doch nach dem nächsten Zug aus seiner Zigarette stand er schon wieder auf. Okay, er schuldete seinem Freund den Tod dieses Schleimmonsters, Außerdem gab es da noch etwas zu beweisen: nämlich daß er zwar alt, aber noch nicht zu alt war, seinen Mann zu stehen, Beweisen wollte er das in erster Linie sich selbst
»Ich muß noch irgendwo geweihtes Silberschrot haben«, überlegte er laut.
Er begab sich in sein Arbeitszimmer und begann die Munition zu suchen. Großer Gott, was ihm dabei alles in die Hände fiel! Er mußte sich zusammenreißen, denn so mancher Gegenstand wollte ihn verleiten, an vergangene Tage zu denken, doch dazu war jetzt keine Zeit.
Er fand die Schachtel mit der Munition tief vergraben unter alten Büchern und vergilbten Zeitschriften. 15 Spezialpatronen befanden sich noch darin. Eine ganze Menge für den schleimigen Höllenhund! dachte der Reporter des Satans.
Er stellte die Schachtel auf den Schreibtisch und nahm eine Patrone in die Hand. Er hatte diese Munition von einem Mann anfertigen lassen, der heute nicht mehr lebte.
Die Wirkung würde immer noch dieselbe sein, obwohl die Patronen 33 Jahre alt waren. Nun hätte Travis Cameron eine Flinte gebraucht.
Waffen besaß er nämlich keine mehr. Als er sich zur Ruhe setzte, verkaufte er sein gesamtes »Kriegsspielzeug«. Ein Sammler hatte ihm ein kleines Vermögen dafür geboten. Dieser Verlockung hatte Cameron nicht widerstehen können.
Aber daran, daß er keine Schrotflinte mehr besaß, brauchte sein Vorhaben nicht zu scheitern. Er wußte, wo er sich eine Waffe leihen konnte.
Ein
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