179 - Der rote Tod
schwarze Kluft entstand, in der das schreckliche Wesen aufquoll und an den Wänden hinaufkroch.
Der Tag der Befreiung war gekommen!
***
James Lukas reichte uns die Hand. Sie war kalt und kraftlos. Irgend etwas stimmte nicht mit ihm. Das fiel auch Mr. Silver auf, und er sprach ihn darauf an.
Lukas lächelte verlegen. »Sieht man es mir an?« Er bat seine Frau, uns mit ihm allein zu lassen, bot uns Platz an und setzte sich ebenfalls.
Wir erfuhren die Vorgeschichte. Daß sein Enkel so gern Horrorromane las und er sich einen geliehen hatte, um sich ein Urteil über diese Literaturgattung bilden zu können.
»Hat er Sie so sehr hergenommen?« fragte Mr. Silver.
Lukas schüttelte den Kopf. »Nicht der Roman, aber der Alptraum, aus dem mich meine Frau vor wenigen Minuten weckte.« Er erzählte uns die ganze grauenvolle Geschichte.
Jetzt konnten wir verstehen, daß er so fertig war.
Er hatte von einem Schleimmonster geträumt!
Ich warf Mr. Silver einen gespannten Blick zu. Das konnte kein Zufall sein. Auch James Lukas selbst war dieser Meinung. Er nahm an, daß ihm ausgerechnet ein Ungeheuer aus rotem Schleim im Traum so zusetzte, weil er wußte, daß Derek Lonnen und Ray Thompson, seine beiden Nachbarn, von rotem Schleim befallen waren.
»Das muß sich irgendwie in meinem Unterbewußtsein festgesetzt haben«, meinte er, »und im Traum wurde daraus dann eine entsetzliche Bestie.«
Mr. Silver erklärte ihm, daß dieses Ungeheuer tatsächlich existierte. Er kleidete seine Worte unmerklich in Magie, damit Lukas nicht daran zweifelte.
Lukas hörte, wie Travis Cameron vor 33 Jahren mit dem Monster verfuhr und daß mit einer Rückkehr des roten Todes zu rechnen war.
»Aus diesem Grund wäre es vernünftig, wenn Sie mit Ihrer Frau und Ihrem Enkelsohn dieses Haus noch heute verlassen würden«, erklärte der Ex-Dämon.
»Wenn Sie nicht wissen, wohin«, sagte ich, »verschaffe ich Ihnen eine Hotelsuite. Selbstverständlich kostet Sie das keinen Penny.«
In solchen Fällen sprang Tucker Peckinpah stets großzügig ein. Auch Opfer, die bei Angriffen der schwarzen Macht zu Schaden gekommen waren, konnten mit seiner finanziellen Unterstützung rechnen.
»Vielleicht sollten wir ein paar Tage in Brighton verbringen«, überlegte Lukas. »Die Seeluft würde meiner Frau und dem Kleinen bestimmt guttun.«
»Wenn ich kurz telefonieren darf, arrangiere ich das für Sie«, sagte ich.
Lukas streckte die Hand aus. »Dort steht das Telefon, Mr. Ballard.«
***
Der Schleim quoll über die Ränder der Erdspalte, verteilte sich jedoch nicht nach beiden Seiten, sondern schob sich auf das einzige Haus zu, in dem sich zur Zeit jemand befand.
Er kroch über gestutzte Rosenstöcke und zersetzte sie. Gleich darauf fiel ihm ein Haselnußstrauch zum Opfer, aber Pflanzen waren nicht seine bevorzugte Nahrung, schon gar nicht im Winter, wenn sich ihr Saft weitgehend zurückgezogen hatte.
Er wollte Menschen haben, und er spürte welche in James Lukas’ Haus.
Unbemerkt erreichte der rote Tod sein Ziel.
***
Die Pumpgun war geladen und lag unter einem Trenchcoat auf dem Rücksitz.
Travis Cameron näherte sich einer Kreuzung. Die Ampel zeigte Rot. Er mußte anhalten. Auf dem Bürgersteig stand ein Bobby. Sein Blick durchforschte das Wageninnere. Es geschah aus Langeweile.
Gut, daß ich das Gewehr zugedeckt habe, dachte der Reporter des Satans, sonst würde sich dieser Bobby wahrscheinlich eine Weile mit mir befassen, und ich müßte eine Menge Fragen beantworten. Das würde mich wertvolle Zeit kosten.
Sobald die Ampel Grün zeigte, fuhr Cameron weiter. Was hatten Tony Ballard und Mr. Silver inzwischen erreicht? War es ihnen gelungen, das rote Ungeheuer aus dem Boden zu locken?
»Vielleicht mache ich die Fahrt umsonst«, murmelte der Reporter des Satans.
Aber er konnte sich nicht vorstellen, daß der Privatdetektiv und der Ex-Dämon so schnell mit dem roten Tod fertig wurden. Er hoffte, sein Scherflein zum endgültigen Untergang der Bestie beisteuern zu können.
Für Tom Harrington!
***
Ich setzte mich mit Tucker Peckinpah in Verbindung und bat ihn, für James Lukas, seine Frau Gwendolyn und den kleinen Gordon eine angenehme Unterkunft in Brighton zu organisieren.
»Ist das alles, was ich tun kann?« erkundigte sich der Industrielle.
»Im Augenblick ja, Partner«, gab ich zurück.
Er versprach, sich in Kürze wieder zu melden.
James Lukas rief seine Frau herein und teilte ihr mit, daß er sich entschlossen habe, mit ihr und Gordon
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