1790 - Erst Feuer, dann Asche
langsam anrollte, immer mehr Fahrt aufnahm und dann sehr langsam von der Rollbahn abhob.
»Endlich«, sagte Bill stöhnend.
»Was hast du?«
»Ich bin froh, wenn wir gelandet sind. Ich mag diese kleinen Flugzeuge nicht. Ich habe immer das Gefühl, dass sie beim ersten Sturm zerbrechen.«
»Dann schließ die Augen und schlaf ein.«
»Mal schauen.«
Bill schloss die Augen tatsächlich. Ob er allerdings einschlief, stand auf einem anderen Blatt.
Ich schaute aus dem Fenster, weil ich wissen wollte, ob die Wetterknaben recht behalten würden. Wir würden einen ruhigen und auch sonnigen Tag genießen können, das war für die Grüne Insel vorausgesagt worden. Nur hin und wieder zeigten sich ein paar Wolkenschiffe am Himmel, die so weiß waren, als wollten sie für Waschmittel Reklame machen.
Auf den Ort Croom war ich gespannt. Wahrscheinlich war es nur ein Kaff, in dem Menschen lebten, die noch sehr mit der Vergangenheit verbunden waren. Aber es gab dort auch diesen Jerome Baxter, der sich tatsächlich gegen die Blutsauger gestemmt hatte und dabei noch von Assunga unterstützt worden war.
Ich fragte mich, welche Rolle die Schattenhexe spielte. Eine Menschenfreundin war sie nicht. Sie zog ihr eigenes Spiel durch. Assunga mochte keine Vampire. Hexen und Blutsauger vertrugen sich nicht, und ich konnte mich auch an Kämpfe zwischen den beiden Parteien erinnern, die zumeist unentschieden ausgingen.
Nach dem Start wurde es ein sehr ruhiger Flug, als wir unsere Höhe erreicht hatten. Bill wurde zwischendurch mal wach, schaute mich mit einem verschlafenen Blick an und schloss die Augen wieder. Sollte er weiterschlafen.
Ich schaute aus dem Fenster. Das Land unter mir war wirklich grün und auch hügelig. Kleine Städte, Dörfer, dann Felder und Wälder, das alles fügte sich harmonisch zusammen. Ich verstand, dass viele Menschen hier auf der Insel gern Urlaub machten. Hier hatten sie die nötige Ruhe, konnten entspannen.
Wir waren in Dublin an der Ostküste gestartet und in Richtung Westen geflogen. Limerick lag an der Westküste und am Ende eines ins Land hineinragenden Fjords.
Ich entspannte mich, schlief aber nicht ein, wie es bei Bill Conolly der Fall war. Allerdings hatte ich auch keine Lust, mir weiterhin Gedanken um einen Fall zu machen, der erst noch auf uns zukommen würde. Sollten wir auf Vampire treffen, war das okay.
Ich war auch gespannt auf Jerome Baxter, auf einen Mann, der die Blutsauger sicherlich ebenso stark hasste wie ich. Ich war gespannt darauf, seine Gründe zu erfahren, aber auch Assungas Rolle interessierte mich. Sie war eine sehr mächtige Person. Vergleichbar mit Justine Cavallo auf der Gegenseite.
Lange würde es nicht mehr dauern. Die Maschine ging bereits in den Sinkflug über. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich weiter in der westlichen Ferne das Meer, dessen Wasser in die Unendlichkeit zu laufen schien.
Bill gähnte und reckte sich in seinem Sitz. Dann grinste er mich an.
Ich fragte: »Was machst du eigentlich in der Nacht?«
»Ja, das frage ich mich auch.«
»Also nichts.«
»Vielleicht, denn so bin ich durch das Nichtstun müde geworden. Der Schlaf war herrlich.«
»Das glaube ich dir sogar.«
»Und wann sind wir da?«
»Lange wird es nicht mehr dauern. Man kann bereits das Meer sehen.«
»Das ist gut.«
»Warum?«
»Weil ich Hunger habe.«
»Aha. Auf einen Hamburger?«
»Genau, und den werde ich mir auf dem Airport auch gönnen.«
»Dann wünsche ich dir schon jetzt was.«
»Du isst keinen?«
»Ich denke nicht.«
Da allerdings hatte ich zu viel versprochen, denn als wir gelandet waren, verspürte auch ich Hunger, und so entschloss ich mich, ebenfalls einen Hamburger zu essen.
Sean Curtis hatte Bill angerufen und ihm erklärt, dass er draußen vor einer großen Plakatwand auf uns wartete. So konnten wir in aller Ruhe essen. Dazu tranken wir ein Kaltgetränk, in dem zu viel Eis war. So wurde das Original ziemlich verwässert.
Bill gönnte sich noch einen Nachschlag, während ich satt war und auch nichts mehr trinken wollte.
Wir befanden uns auf einem Flughafen, der mir recht sympathisch war. Es gab hier keinen großen Verkehr, kein Menschengedränge, hier ging alles gelassen zu.
Der Kollege hatte uns auch einen Wagen besorgt. Es war ein kleiner Seat. So brauchten wir nicht zu Fuß zu gehen oder waren auf öffentliche Transportmittel angewiesen.
Bill Conolly hatte seinen Kollegen als einen Mann mit rostroten Haaren in Erinnerung. Das hatte sich nicht
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