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1791 - Im Dorf der Verdammten

1791 - Im Dorf der Verdammten

Titel: 1791 - Im Dorf der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht sehen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Es strahlt etwas aus. Das ist nicht normal. Das ist anders bei den Kreuzen, die ich kenne. Die strahlen nichts aus, aber was ist das?« Er streckte beide Hände zur Abwehr vor.
    »Ein besonderes Kreuz. Nur für mich.«
    »Ich will es nicht sehen. Es – es – brennt auf meiner Haut, ich kann den Anblick nicht ertragen.«
    »Das weiß ich.« In diesem Fall blieb ich hart. »Aber warum kannst du ihn nicht ertragen? Liegt der Grund darin, dass man dich verändert hat?«
    »Vielleicht.«
    So kamen wir einer Lösung näher. Wenn er auf das Kreuz schaute, dann musste er die Wahrheit sagen, das war mir inzwischen klar geworden, und deshalb dachte ich auch nicht im Traum daran, das Kreuz zur Seite zu nehmen oder es wieder völlig verschwinden zu lassen.
    »Du bist weg gewesen, nicht?«
    »Das bin ich.«
    »Und wer hat dich geholt? Wie heißt die Kleine?«
    »Das war Irma.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, Irma. Sie ist so schön. Sie ist etwas ganz Besonderes. Sie kam in den letzten Nächten schon immer zu mir, um mich auf das Neue vorzubereiten.«
    »Und was war das Neue?«
    »Es war alt.«
    »Ach – wieso?«
    »Das Dorf. Sie hat mich zu diesem Dorf gebracht, ich habe es endlich gesehen.« Er lachte auf, als würde er sich gern daran erinnern.
    »Und wo ist das Dorf?«
    »Nicht weit weg, und trotzdem sehr weit. Oder nah, wie man es nimmt. Ich habe es gesehen.«
    »Ja, und du hast auch ein Pferd für die Rückkehr genommen.«
    »Das hat man mir gegeben.«
    »Und wer ist es gewesen?«
    »Eine von dort.« Er antwortete jetzt flüssig und lächelte dabei sogar.
    »Eine?«
    »Ja.«
    »Eine Frau?«, hakte ich nach.
    »Eine schöne Frau.«
    »Irma?«
    »So ist es.«
    »Dann leben dort im Dorf der Verdammten nur Frauen? Kann das stimmen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und dich hat man ziehen lassen?«
    »Ja, ich bekam sogar ein Pferd.«
    »Willst du damit auch wieder zurückreiten?«
    »Das denke ich.«
    »Wann?«
    »Ich habe keinen genauen Zeitpunkt genannt bekommen. Den kann ich bestimmen.«
    »Das ist gut. Dann könnten wir ihn sogar gemeinsam bestimmen, denn ich möchte gern mit dir reiten.«
    Ich hatte meinen Vorschlag gemacht und wartete auf eine Reaktion des Wirts.
    Sie erfolgte noch nicht. Die Stille trat wieder ein. Wir sahen, dass es Tony Black nicht gut ging. Er schüttelte einige Male den Kopf, weil er wohl dagegen war.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Ich will allein zurück.«
    »Nein, ich komme mit, denn ich will auch die Frauen erleben, von denen du gesprochen hast.«
    »Sie werden dir nicht gut tun.«
    »Warum nicht?«
    »Sie sind nicht normal, ganz und gar nicht. Deshalb bleib lieber weg.«
    »Es sind Hexen – oder?«
    Hoi, da hatte ich ein Thema angesprochen und wahrscheinlich mitten ins Schwarze getroffen, denn der Wirt sagte zunächst keinen Ton. Er presste sogar die Lippen zusammen, und mein Lächeln konnte ihm einfach nicht verborgen bleiben. Das provozierte ihn leicht. Ebenso wie ein paar Bemerkungen, die mein Kreuz betrafen.
    »Es kann auch anders«, sagte ich.
    »Das – das – glaube ich.«
    »Aber du magst mein Kreuz nicht.«
    »Das ist die Wahrheit.«
    »Warum magst du mein Kreuz nicht? Was hat es dir getan?«
    Die Frage hatte ich zwar schon einmal gestellt, aber nicht so intensiv. Ich wollte endlich wissen, was es war, das ihn so abstieß.
    »Ich mag die Kreuze nicht mehr.«
    »Wie die Hexen, nicht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Hexen mögen die Kreuze auch nicht. Wer sich so nahe beim Teufel aufhält, der kann sie nicht lieben.«
    Er nickte. »Ja, sie hassen sie.«
    »So wie du?«
    »Ja.« Der Wirt war sich ganz sicher. Er zeigte auch keine Angst, wie es normal gewesen wäre. Sein Gesicht wirkte wie versteinert, während er auf meine Antwort wartete.
    »Wir werden mit dir gehen«, flüsterte ich. »Du kannst dich auch auf dein Pferd setzen, dagegen habe ich nichts, aber du wirst uns in das Dorf bringen.«
    »Heißt es wirklich Caversheen?«, fragte Bill.
    »Das ist der Name.«
    »Aha. Und warum?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin nur ein Besucher gewesen.«
    »Der zurückgekommen ist«, meinte Bill. »Das muss doch etwas zu bedeuten haben. Warum bist du hier?«
    Tony Black senkte den Kopf. Er öffnete den Mund und wollte trotzdem etwas sagen, aber er schüttelte den Kopf und behielt die Worte für sich.
    Bill war mit seiner Fragerei noch nicht fertig. Er konnte manchmal ziemlich penetrant sein. »Hat man dir den Auftrag gegeben, jemanden mitzubringen? Ihn

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