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1791 - Im Dorf der Verdammten

1791 - Im Dorf der Verdammten

Titel: 1791 - Im Dorf der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und wir entdeckten die leblosen Körper, die es nicht mehr geschafft hatten, sich vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen. Hier war etwas zerstört worden, aber nicht voll verschwunden. Andere hatten diese Welt entdeckt und für sich in Beschlag genommen.
    Die Hexen!
    Und Assunga an der Spitze.
    Ich hatte sie noch nicht gesehen, doch ich machte mir Gedanken über sie. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich in einer derartigen Welt wohl fühlte. Und trotzdem war sie hier bekannt. Warum?
    Möglicherweise hatte sie sich ganz neue Pläne einfallen lassen und war jetzt dabei, sie in die Tat umzusetzen. Ich musste auch an Justine Cavallo denken, und plötzlich konnte ich mir vorstellen, dass diese Welt für sie eine Heimat werden sollte.
    Der Gedanke war nicht schlecht. Eine solche Welt passte zu einem Vampir. Da hatte ich schon meine Erfahrungen sammeln können. Sie war düster, sie war nicht lebenswert, und in so etwas konnten sich nur Blutsauger wohl fühlen. Assunga hatte sich die Cavallo geschnappt. Ich hatte die Feindschaft zwischen Hexen und Vampiren erlebt und konnte mir auch vorstellen, dass Assunga nur ein Hinrichtungsgelände für die Cavallo gesucht hatte.
    Der Gedanke daran gefiel mir sogar. Dann hatte ich sie nicht mehr am Hals.
    Wir gingen weiter.
    Irma hatte die Spitze übernommen. Sie schritt leichtfüßig dahin und hatte offenbar ihren Spaß. Das Lächeln auf ihrem Gesicht saß wie eingefräst, und mir war klar, dass dieser Fall noch längst nicht beendet war und einen Höhepunkt bekam.
    Die Häuser standen noch, auch wenn sie zusammengefallen waren. Dann sah ich wieder verbrannte Leiber auf dem Boden liegen, und der Himmel über uns verlor allmählich seinen rötlichen Schein.
    Und dann erreichten wir einen Platz.
    Es war beinahe wie in einem völlig normalen Ort. Die Häuser, ob halb verbrannt oder nicht, waren nicht mehr zu sehen. Vor uns lag nur der Platz, und er musste so etwas wie der Mittelpunkt des Ortes Caversheen gewesen sein. Und jetzt? Jetzt sah er aus wie ein Treffpunkt, der jedoch seine Bedeutung verloren hatte. Ohne ein Haus oder einen Baum lag er vor unseren Blicken. Dabei hatte dort mal etwas gestanden. Es war allerdings zusammengebrochen.
    Wir sahen es in der Mitte. Dort lagen die Reste. Sie konnten von einem Gerüst stammen, aber auch von einem Baum. Wir sahen nur die Splitter, die sich in der Dunkelheit ausbreiteten. Reste, die noch rochen, aber nicht nach Rauch.
    »Und jetzt?«, fragte Bill Conolly.
    »Bleiben wir erst mal stehen und sehen uns um.«
    Bill nickte. Auch er konnte wohl eine gedankliche Pause brauchen, die ich nutzen wollte, um mehr Informationen von Irma zu erhalten.
    Sie stand vor uns. Ich griff zu und zerrte sie an der Schulter herum, sodass wir uns in die Augen schauen konnten.
    Sie schickte mir einen wütenden Fauchlaut entgegen, tat ansonsten aber nichts.
    »Du kennst dich hier aus. Was ist hier passiert?«
    »Ich war nicht dabei.«
    »Aber du weißt etwas.«
    »Warum sollte ich was wissen?«
    Ich schüttelte den Kopf und wollte mich nicht auf lange Diskussionen einlassen.
    »Was ist hier passiert?«
    »Ich war nicht dabei«, wiederholte sie störrisch.
    »Mag sein«, sagte Bill, »aber ich gehe davon aus, dass man dich informiert hat.«
    »Was willst du wissen?«
    »Geht doch«, sagte Bill. »Was ist hier passiert?«
    Es dauerte etwas, bis die Hexe etwas sagte. Ihre Stimme hatte sie dabei gesenkt. »Es war der Platz, an dem hingerichtet wurde. Hier hatten die Richter, die Henker und auch die Zuschauer ihren Spaß. Der Boden hat all das Blut in sich aufgenommen. Noch heute ist er verseucht. Keiner wollte mehr in Caversheen wohnen, man hat ein neues Dorf gebaut. Das hier war verdammt.«
    »Was ihr gar nicht so schrecklich empfunden habt – oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe schon mal gesagt, dass die alten Zeiten vorbei sind. Wir schauen jetzt auf die neuen, und die sind wichtiger. Der alte Ort hier ist wieder entdeckt worden, und er wird uns noch viel bringen.«
    Ich hatte genau zugehört und jedes ihrer Worte verstanden. Irma war immer sicherer geworden, was mich eigentlich wunderte, denn es gab keinen Grund dafür. Im Gegenteil, sie hätte erkennen und wissen müssen, dass wir immer mehr die Oberhand gewannen.
    »Darauf setzt du?«
    »Ja.«
    »Und wann?«
    »Ab jetzt. Ab heute meinetwegen. Ich profitiere davon. Ich habe mir eine neue Heimat ausgesucht. Ich fühle mich in dieser Gegend gut, das will ich dir noch sagen …«
    Noch sagen

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