1793 - Das Omen aus der Hölle
Paul Banham danach erkundigen sollen, wo sich dieser Schädel befand. Dazu war es nicht gekommen. Ich wollte es nachholen.
Mein Platz war wieder in dem kleinen Raum mit dem Kaffeeautomaten. Diesmal hatte ich darauf verzichtet, mir einen Kaffee zu ziehen. Dafür ein Wasser beim zweiten Automaten.
Ich wartete auf die Ärztin. Sie wollte den Patienten beruhigen und dann zu mir kommen. Eine Zeit hatte sie nicht angeben können, und so musste ich mich gedulden.
Allerdings nicht mit einem Nichtstun. Mein Kollege Suko wusste, wo ich mich aufhielt und weswegen ich losgefahren war. Er wartete bestimmt auf eine Information.
»Ach, lebst du noch?«, fragte er brummig, als er meine Stimme hörte.
»Ja, und jetzt ist mir langweilig, obwohl ich gestehen muss, dass etwas passiert ist.«
»Und was?«
Ich erzählte es Suko. Er war jemand, der auch zuhören konnte, wie er jetzt wieder bewies, und keine großen Gegenfragen stellte. Er wollte nur wissen, wie es weiterging.
»Genau das ist das Problem. Ich weiß es nicht. Da müssen wir abwarten.«
»Okay, und was willst du tun?«
»Hör zu, Suko. Ich bin fest davon überzeugt, dass es diesen gewaltigen Totenschädel gibt. Den will ich finden, und ich möchte, dass mir Paul Banham hilft.«
»Du willst wissen, wo du den Schädel finden kannst?«
»Genau.«
»Das wäre auch mein Vorschlag gewesen. Ich weiß natürlich nichts, aber ich kann mir gut vorstellen, dass dies nicht eben in einer bewohnten Gegend der Fall ist, sondern in irgendeiner tiefen Einsamkeit.«
Dagegen konnte ich nichts sagen. Als ich auf dem Flur die Stimme der Ärztin hörte, sagte ich schnell: »Ich muss auflegen, Suko, aber ich melde mich.«
»Geht in Ordnung.«
Kaum hatte ich das Handy verschwinden lassen, wurde die Tür geöffnet und Dr. Doris Clinton trat ein. Sie schloss die Tür wieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Innenseite. Ich sah das nicht als ein gutes Omen an.
»Was gibt es?«
Die Ärztin nickte mir zu. »Sie haben Glück gehabt.«
»Wieso?«
»Paul ist ruhig.«
»Und was heißt das genau?«
»Dass er schläft.«
Ich fragte mich, ob das wirklich gut war. Nicht für mich. Ich hätte gern noch weiter mit ihm gesprochen.
»Sie sind enttäuscht, Mister Sinclair.«
»Wieso? Sieht man mir das an?«
»Ja.«
»Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Ich bin auch enttäuscht. Ich habe mir mehr versprochen, viel mehr.«
»Was denn noch?«
»Einzelheiten, Frau Doktor.«
Die Ärztin hob die Augenbrauen an. »Können Sie da genauer werden?«
»Ja, gern. Es geht mir nach wie vor um diesen Schädel. Ich will wissen, wo ich ihn finden kann. Das ist zunächst mal alles.«
Doris Clinton sah aus, als wollte sie lachen. Sie hielt sich aber zurück, um mich nicht zu provozieren. Sie holte tief Luft und fragte dann: »Wenn ich Sie so höre, dann muss ich davon ausgehen, dass Sie Paul Banham glauben.«
»So ist es.«
»Wir meinen beide den Schädel – oder?«
»So ist es.«
Dr. Clinton blies die Wangen auf und ließ die Luft dann ausströmen. »Sorry, aber das kann ich leider nicht nachvollziehen.«
Ich bemühte mich um ein Lächeln. »Es ist auch schwer, wenn man nie etwas mit solchen und ähnlichen Vorfällen zu tun hatte. Ich muss die Dinge anders sehen.«
»Sie gehen also davon aus, dass er die Wahrheit gesagt hat?«
»Das tue ich.«
»In allem?«
»Genau.«
Die Ärztin hatte Mühe, nicht zu lächeln. Das sah ich ihr an.
»Auch was dieses eine Wort betrifft – die Riesen, meine ich?«
»Auch das.«
Sie schwieg. Hart presste sie die Lippen zusammen. Wahrscheinlich, um sich mit einem Kommentar zurückzuhalten. Vielleicht wollte sie mich auch nicht beleidigen.
Sie lachte. »Sagen Sie ruhig Ihre Meinung. Ich habe kein Problem mit einer anderen Ansicht.«
»Ja, das weiß ich, sonst hätten Sie auch nicht so reagiert. Ich denke anders darüber. Dass es Wesen und überdimensionale Totenschädel gibt, das glaube ich schon. Ich denke jedoch, dass diese Dinge in den Märchen versteckt sind.«
»Das hört sich an, als würden Sie an diese seltsamen Geschöpfe glauben.«
Ich schwächte meine Antwort ein wenig ab. »Kann sein, dass ich meine Erfahrungen gesammelt habe.«
»Mit Riesen?«, flüsterte sie.
»Nein, nicht nur. Ich meinte dies allgemein.«
»Hm.« Sie überlegte und fixierte mich, bis sie ihre Frage formulierte.
»Sie sind doch Polizist.«
»Ja, das bin ich.«
»Nun ja, ich denke, dass Sie als Polizist doch der Realität verpflichtet sind.«
»So sehe ich das
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