1793 - Das Omen aus der Hölle
gab es noch die anderen Engel, die nicht so nahe gewesen waren.
Auch sie erwischte es, denn das Licht besaß die Kraft des Feuers, und das besagte, dass die Gestalten, obwohl sie fast feinstofflich waren, Feuer fingen und verbrannten.
Als wären sie aus Papier, so glommen die brennenden Reste durch die Luft. Dabei spielte es keine Rolle, wer verbrannt wurde oder wer durch das Licht selbst getötet wurde.
Ich war Zeuge, ich war Zuschauer, aber kein normaler, denn ich wusste selbst nicht mehr, wo ich mich befand. Die Welt um mich herum war zu einer anderen geworden. Möglicherweise meinte ich das auch nur so, denn das Licht räumte weiter auf.
So hatte ich die enorme Kraft des Kreuzes selten erlebt. Und ich sah die weiteren Lichtspeere, die in die Höhe zuckten, aber jetzt ein anderes Ziel hatten.
Sie blieben innerhalb des Schädels und zogen dort ihre Bahnen. Ich konnte nichts dagegen tun und musste die Macht des Kreuzes tun lassen, was sie wollte.
Und das tat sie auch.
In diesem Fall wirkte das Licht wieder anders. Als wäre es ein spitzes Messer, so schnitt es in die Masse des Schädels hinein. Von innen her jagte es in die Höhe und stach in die untere Seite der Schädeldecke hinein.
Plötzlich entstand ein Loch. In seiner Nähe zeigten sich weitere Risse. An einer anderen Stelle wurden Stücke weggesprengt, und die Löcher wurden immer größer. Bald gab es nichts mehr, was den Schädel noch zusammenhielt, und als die nächsten beiden Lichtlanzen aus meinem Kreuz jagten, da wurden auch die Reste weggesprengt.
Es gab den Schädel nicht mehr.
Dafür aber gab es Suko und mich …
***
Wir lagen sogar dicht beieinander. Die Gewalt des Lichts hatte uns zu Boden getrieben, aber wir lagen nicht mehr auf dem saftigen Gras einer Vergangenheit, sondern wieder auf dem Boden, der für uns zum Ausgangspunkt geworden war.
Das war unsere Welt. Man konnte sie riechen, sie schmecken, man konnte die Wolken am Himmel sehen und den Wind spüren.
Wir waren wieder da.
Ich richtete mich auf. Auch Suko setzte sich hin.
Beide grinsten wir uns an. Bis Suko fragte: »Und wo sind wir jetzt?«
»Da, wo alles begonnen hat.«
»Wir sind also zu Hause.«
Ich nickte. »Das kann man so sagen.«
Beide standen wir auf. Dann klatschten wir uns ab, lachten und tanzten herum wie die kleinen Kinder. Wir hatten etwas Verrücktes erlebt und auf eine ebenso verrückte Art und Weise waren wir gerettet worden.
Ja, wir. Aber was war mit Mike Frost und seinem Freund? Und wie würde Paul Banham reagieren, wenn er begriff, dass es den Riesenschädel nicht mehr gab?
Dazu sagte ich lieber nichts. Damit musste Banham allein zurechtkommen, und ein Zurück gab es für uns auch nicht, um Frost und Corner retten zu können.
Irgendjemand blieb immer auf der Strecke, leider …
***
ENDE
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