1793 - Das Omen aus der Hölle
wäre eine Grippe im Anzug.
Seine Wohnung befand sich in der dritten Etage. So manches Mal hatte er sich einen Lift gewünscht, doch das war ein Traum. Der wurde nicht eingebaut, denn das würde die Mieten sehr erhöhen, und darauf verzichteten die Bewohner. Mike Frost hätte anders gestimmt. Darauf gab jedoch niemand etwas.
Er war froh, als er an diesem frühen Abend vor seiner Wohnungstür stand und sie aufschloss. Die drei Stockwerke hatten ihn schon geschafft. Schweiß lag auf seiner Haut, und in den Waden spürte er ein Zwicken.
In der Wohnung fühlte er sich wohler. Er warf sich nicht aufs Bett, was er am liebsten getan hätte. Er ging in die Küche und kam mit einem Glas Wasser und mit Tabletten zurück.
Zwei davon steckte er in den Mund und schluckte sie mit Wasser. Dann warf er sich auf seine Couch, die so günstig stand, dass er auf die Glotze schauen konnte.
Es tat gut, auf der Couch zu liegen. Das gab ihm ein wohliges Gefühl. Zudem würden die beiden Tabletten dafür sorgen, dass es ihm bald besser ging.
Er griff nach der Fernbedienung. Die Glotze war jetzt wichtig für ihn. Nicht dass er davon abhängig gewesen wäre, sie diente ihm nur als Mittel, wenn er einschlafen wollte. Da schaute er sich dann irgendeinen Film an, dessen Handlung schon nach wenigen Minuten dafür sorgte, dass er tief schlief.
So war es auch hier. In der Glotze lief die x-te Folge einer Serie, die er sich sonst nicht anschaute. Und deshalb war er auch eingeschlafen. Und er schlief tief und fest. Es war ein Absacken in Träume, die ihn sofort erfassten. Er fühlte sich in einer Welt ohne Grenzen, trieb dahin und ergab sich den Bildern, die an seinen Augen vorbeihuschten.
Es waren Sequenzen aus seinem Leben. Wie so oft kam auch seine Mutter darin vor. Er sah immer ihr Gesicht mit dem ernsten Ausdruck in den Augen. Als wollte sie ihn ermahnen. Sein Vater war kurz nach seiner Geburt verunglückt, und seine Mutter hatte nie wieder geheiratet und nur für sich und ihren Sohn gelebt. Und das bis zu ihrem Tod.
Und der Tod hatte sich auch in den Träumen manifestiert. Da erschienen dann die Friedhöfe. Er sah seine Mutter im Sarg liegen und schreien, weil sie nur scheintot war. Niemand war da, der ihr helfen konnte, auch der Sohn nicht. Er musste seine Mutter sterben lassen, und das belastete ihn schwer.
Er träumte weiter. Und es war fast wie immer. Plötzlich tauchte Alex Corner auf. Überdeutlich war er zu sehen. Er grinste den Träumer an. Er winkte ihm zu. Er lief aus dem Wasser und mit den anrollenden Wellen dem Strand entgegen, ein breites Grinsen im Gesicht. Das konnte er sich auch leisten, denn rechts von ihm liefen die beiden jungen Frauen, die noch von seinen Armen gehalten wurden.
Schon bald erreichten sie den Strand. Und dort passierte es dann. Die beiden Schönheiten lösten sich auf. Sie schmolzen unter den Händen des Mannes weg, und so lief er allein auf den Fotografen zu, aber er erreichte ihn nicht. Aus der weichen Stranderde stachen Hände hervor. Zuerst griffen sie noch daneben, dann aber packten sie den Läufer.
Alex hatte nicht die Spur einer Chance. Er wurde zurückgerissen, fiel auf den Boden und wand sich in den Griffen der Klauen, die ihn nicht losließen.
Und plötzlich fiel ein riesiges Teil vom Himmel. Zuerst war nur der Schatten zu sehen, dann verschwand auch er, und aus dem Schatten wurde ein Gegenstand.
Der Schädel – der Riesenschädel. Der helle Monsterkopf mit dem breiten Maul.
Es war da und es schnappte zu.
Die Hände hatten es nicht mehr geschafft, ihn in die Erde zu ziehen, der Schädel war schneller gewesen und hatte den Mann verschluckt.
Mike Frost wollte schreien. Er schaffte es nicht. Aus seiner Kehle drang ein Keuchen, das schließlich verstummte. Nur noch sein unregelmäßiges Atmen war zu hören.
Er träumte weiter. Jetzt sah er nur die Dunkelheit. Nichts bewegte sich in ihr, alles blieb still – bis er das Geräusch hörte.
Früher hätte sich ein Telefon mit einem Läuten oder Schrillen gemeldet, in dieser Zeit war nur ein Tuten zu hören, nicht mehr. Und genau dieses Geräusch bohrte sich in die Träume des Mannes, der so sein Erwachen erlebte.
Erst glaubte er es nicht.
Dann fühlte er sich gestört.
Schließlich wollte er das Geräusch ignorieren, was aber nicht zu schaffen war. Es bohrte sich in seinen Kopf, es malträtierte ihn, und endlich öffnete er die Augen.
Nichts war da. Nichts Fremdes war in seiner Wohnung. Es war sein Zimmer, in dem er lag, auch seine
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