1794 - Die Zombie-Braut
weg.«
»Ja, aber warum?«
»Ich muss nachdenken.«
»Hast du es denn genau gesehen?«
»Habe ich, Harry.«
»Und?«
»Ich kann es nicht begreifen. Sie hat ein anderes Gesicht bekommen.«
»Welches?«
»Das war eine Fratze.«
»Und weiter?«
»Eine Skelettfratze.«
»Was?«
»Ja, Harry.«
Der Agent fragte nicht weiter. Er sah, dass es keinen Sinn hatte. Der Bräutigam stand zu sehr unter Schock. Er musste erst wieder zu sich kommen.
Der Innenraum der kleinen Kirche hatte sich fast geleert. Draußen gingen die Diskussionen weiter. Da fühlten sich die Menschen offenbar in Sicherheit.
Nur ein Hochzeitsgast befand sich noch in der Kirche. Er wäre beinahe über Harry Stahl gestolpert und zuckte noch rechtzeitig genug zurück. Der Mann riss seine Arme hoch, als wollte er Deckung suchen.
»Keine Sorge, ich tue Ihnen nichts.«
»Okay, schon klar.«
»Sie gehören zu den Gästen?«, fragte Harry den Mann, der sich den Schweiß aus dem Gesicht tupfte.
»Ja, dazu gehöre ich.« Er schaute sich um. »Dass es so echt werden würde, das hätte ich nicht gedacht. Ich denke, es ist alles gut geworden. Das waren wirkliche Profis. Ich habe keine einzige Kamera entdecken können. Stark.«
Harry Stahl hatte gut zugehört und auch alles verstanden. Nun bekam er Probleme, das Ganze einzuordnen. Ein irrer Verdacht stieg in ihm hoch. Dieser Hochzeitsgast hatte von einer Kamera gesprochen. Hatte man hier einen Film drehen wollen?
Der Mann wollte gehen, aber Harry hielt ihn zurück. »Können Sie mir mehr über diesen Film sagen?«
»Nein, aber wieso auch? Sie sind doch auch dabei gewesen. Oder etwa nicht?«
»Ja, das schon.«
»Super. Dann ist alles klar. Diese Hochzeit, das war ein Film. Ein junger Regisseur hat ihn gedreht, und er brauchte jede Menge Statisten für diese Szenen hier.«
Harry nickte und fragte trotzdem. »Ein Film?«
»Ja, eine Szene.«
»Und das haben alle gewusst?«
»Davon gehe ich doch aus. Man wollte uns haben, und jetzt werde ich mir meine Gage holen.«
»Was ist es denn?«
»Essen und trinken. Kriegen wir alles bezahlt. Ist doch stark, oder nicht?«
»Kann sein.«
Der Mann winkte Harry zu und lief dann zum Ausgang und hinein in das Helle.
Harry Stahl blieb zurück. Dirk Rossmann hatte auf ihn gewartet. Der Bräutigam saß auf einem Stuhl, schaute zu Boden und schüttelte immer wieder den Kopf. Als Harry Stahl sich neben ihn setzte, lachte er auf.
»Was ist denn so lustig, Dirk?«
»Hier ist nichts lustig. Aber ich habe alles gehört und konnte mir meinen Reim machen.«
»Was hast du denn gehört?«
»Das, was der Typ dir gesagt hat.«
»Und was denkst du?«
»Ich bin verarscht worden, Harry, und dich hat man gleich mit verarscht.«
»Inwiefern?«
»Das hast du doch gehört, und ich habe es gesehen. Diese – diese Verwandlung. Das war doch keine Trauung.«
»Nein?«
»Hör auf, Harry, wir kennen uns. Du weißt, was die Glocke geschlagen hat.«
»Nein, Dirk. Du bist derjenige, der heiraten wollte.«
»Ja, und der aufgelaufen ist.«
»Und? Traust du deiner Braut zu, dass sie Bescheid gewusst hat?«
»Jetzt schon. Es war alles inszeniert, ich habe dich ja gehört vorhin. Ich weiß jetzt, dass wir Teil eines Films gewesen sind. Das ist einfach nur verrückt, und ich habe gedacht, die Gäste wären Menschen, die von Maria eingeladen worden sind. Aber das waren sie nicht. Alles war Täuschung, alles.«
»Auch Maria?«
Er legte eine kleine Pause ein. »Ich weiß es nicht, hätte ich noch vor einer halben Stunde gesagt. Jetzt denke ich anders darüber. Ich glaube fest daran, dass sie eingeweiht gewesen ist. Die hat alles mitgemacht.«
»Hast du denn den Typ gekannt, der sie zum Altar geführt hat?«
»Nein.«
»Normalerweise macht dies der Vater.«
»Ja, ich weiß. Aber hier ist es eben anders gewesen. Das denke ich. Außerdem kenne ich den Vater nicht, ich habe ihn nie zuvor gesehen. Da hätte sie mir jeden Menschen unterjubeln können.«
»Dann hat sie mitgemacht.«
Dirk schloss für einen Moment die Augen. »Ich gebe es nicht gern zu, aber ich muss dir zustimmen. Ja, sie hat mitgemacht. Es sollte für mich eine Falle werden.«
»Aber was hat sie damit bezweckt?«
»Keine Ahnung, Harry. Ich werde sie fragen, wenn sie mir gegenübersteht.«
»Du bist davon überzeugt, dass wir es schaffen?«
»Immer.«
Harry lächelte. »Das ist gut, wenn du so denkst. Und ich werde dabei sein.«
»Wenn ich nur wüsste, was mit dieser Fratze gewesen ist. Ich habe sie gesehen.
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