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1795 - Der Beißer

1795 - Der Beißer

Titel: 1795 - Der Beißer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Wir haben doch noch über unseren Freund Harry Stahl gesprochen – oder?«
    »Jaaaa …«, dehnte ich, »… das haben wir. Harry hatte mich angerufen und um Rat gefragt, was diese Hochzeit anging.«
    »Stimmt. Und?«
    »Er hat überlebt.«
    »Wie überlebt?«
    »Ja, die Braut war so etwas wie ein Zombie und eine Kreatur der Finsternis.«
    Bill stieß heftig die Luft aus. »Sag nur.«
    »Es war sein Pech.«
    »Aber er hat es überstanden?«
    »Ja, nur die Braut nicht. Und das ist auch gut so.«
    Der Reporter schüttelte den Kopf. »Sachen erlebt man«, sagte er. »Sachen …«
    »So ist das Leben.«
    »Du sagst es.« Bill schaute hoch zur Tafel und lachte auf. »Da, die Maschine ist gelandet.«
    »In der Tat. Sogar früher als angekündigt.«
    »Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
    Wenn ein Rollstuhlfahrer mitflog, wurde er als Erster in die Maschine gelassen und als Erster auch wieder ausgecheckt. Wir wussten auch, wo wir zu warten hatten, und gingen dorthin. Es war gut, dass wir uns beeilt hatten, denn wir sahen Wladimir bereits. Er wurde von einer Angestellten auf uns zu geschoben.
    Es war schon ein verdammtes Bild. Ich musste schlucken. Mein Gott, ich kannte ihn als einen Mann, der weder Tod noch Teufel fürchtete, und jetzt dies. Er saß im Rollstuhl. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Furchtbar.
    Ich ging ihm entgegen. Bill blieb etwas zurück, und plötzlich konnte Wladimir lachen.
    »John, verdammt!«
    Wir klatschten uns ab. Dann bückte ich mich, sodass wir uns umarmen konnten. Er sprach leise, aber genau in mein Ohr.
    »So weit bin ich schon gesunken, John. Jetzt muss ich zu dir, um geschützt zu werden.«
    »Hör auf mit dem Scheiß!«, flüsterte ich.
    »Stimmt doch.«
    »Ja, kann sich auch ändern.«
    »Wetten nicht?«
    Ich richtete mich wieder auf. »Okay, jetzt beginnt ein neues Kapitel.«
    Ich drehte mich halb um. So hatte Wladimir freie Sicht, wie auch Bill Conolly.
    Ich stellte die beiden vor. Der Russe konnte wieder lächeln, auch Bill lachte, und ich ging davon aus, dass sich beide sympathisch waren.
    »Und wo geht es jetzt hin?«, fragte Wladimir.
    Das erklärte Bill, der ihm zulächelte. »Es steht ein Transporter bereit, der dich zu uns bringt. Da lernst du auch deine Betreuerin kennen. Die Wanda.«
    »Ist sie Russin?«
    »Eine halbe.«
    »Und ist sie hübsch?«
    Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Auch deshalb, weil ich Bills Gesicht sah. »Sie ist ein Weib, und sie hat einen Damenbart.«
    »Hätte ich mir denken können!«, knurrte Wladimir. »Dann hat wahrscheinlich meine Frau Karina sie ausgesucht.«
    »Irrtum«, sagte Bill. »Das war meine.«
    Wladimir winkte ab. »Noch schlimmer. Und so etwas lässt du zu?«
    »Ja, denn rate mal, wer bei uns zu Hause die Hosen anhat?«
    »Kann ich mir denken.«
    Bill nickte. »Okay, dann sollten wir fahren.« Er wandte sich an mich. »Was ist mit dir, John? Kommst du noch mit?«
    »Nein, ich besuche euch später.«
    »Gut.«
    Wladimir verabschiedete sich mit einem Schlag gegen meine Hand. »Bis später und mach es gut.«
    »Werde mich bemühen.«
    Ich stemmte meinen rechten Daumen in die Höhe. Dann drehte ich ab, um zum Rover zu gehen, der in der Kurzzeitparkzone stand, wofür ich viel Geld bezahlen musste.
    Egal, es war für mich wichtig, dass Freund Wladimir gut in London gelandet war.
    Als ich auf die Uhr schaute, dachte ich tatsächlich darüber nach, ob ich noch ins Büro fahren sollte. Die Zeit war schon recht weit fortgeschritten. Ich ließ den Wagen ausrollen und telefonierte über die Freisprechanlage. Das hätte ich auch während der Fahrt tun können, aber ich ließ mich nicht so gern ablenken. Wer parkte, der hatte mehr Ruhe, um zu telefonieren.
    Ich rief bei Sir James, meinem Chef, an.
    »Ach, ich habe Ihren Anruf schon vermisst.«
    »Die Maschine hatte Verspätung.«
    »Und? Ist alles glatt über die Bühne gegangen?«
    »Ja, es gab sonst keine Probleme. Der russische Kollege ist jetzt auf dem Weg zu den Conollys, wo ihn die Betreuerin Wanda erwartet. Das geht schon alles in Ordnung.«
    »Ja, das meine ich auch.« Sir James räusperte sich. »Jetzt mal unter uns, John. Man schickt ja nicht einfach so einen Menschen wie diesen Golenkow ins Exil. Da muss doch etwas vorgefallen sein. Oder liege ich daneben?«
    »Nein, Sir, das liegen Sie nicht. Man wollte Wladimir Golenkow umbringen. Über die Gründe bin ich auch informiert. Ich habe damals in Russland bei diesem Fall grob mitgemischt. Wenn er heute nicht im Rollstuhl

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